Dienstag, 23. Oktober 2012

Von der Wahrheit der Lüge - Der Fall Herta Müller aus politischer und moralischer Sicht II


Von der Wahrheit der Lüge
Oder
 
Eine Debatte auf dem Weg zu einem forcierten Nobelpreis?
 
Der Fall Herta Müller aus politischer und moralischer Sicht –
eine Öffentliche Angelegenheit
 
Für Leute, die noch lesen … und nachdenken!
 
Teil II

                                             Wenn die Lüge die Lüge stützt,
                                                     wird die Lüge zur Wahrheit.

                                                               
Lassen wir es nicht zu, dass aus den vielen kleinen Lügen wieder große Lügen werden, jenseits von Ethos und Moral.



Foto: Carl Gibson

Sitz und Folterkammer der "Securitate" am Leontin-Salajan-Boulevard in Temeschburg.
 
Wir Oppositionellen und Regimekritiker saßen mehrach unten in den Arrestzellen,
bevor wir ins Gefängnis Popa Sapca nebenan eingeliefert wurden. (Nach der SLOMR-Gründung)

Die ehemaligen Mitglieder der Rumänischen Kommunistischen Partei wollen heute gerne vergessen, dass es ihre Partei war, die der "Securitate" die verbrecherischen Befehle gab - wie die SED der Staatssicherheit in der DDR - und dass es ohne "Mitglieder" der Kommunisten-Partei keine verbrecherischen Befehle gegeben hätte.




Foto: Carl Gibson

Zentrale der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)
des Diktators Nicolae Ceausescu in Temeschburg (Timisoara)

Noch 1984 appellierten Herta Müller, Richard Wagner (als Mitglied)
und weitere Literaten an die Partei (RKP) 
und forderten Privilegien ein,
u. a. Westreisen,
während ( die angeblich verfolgte) Herta Müller gerade in der
BRD bzw. in Paris weilte.



 
Ein Versuch, aufrecht zu gehen - Mein J’accuse“ als Selbstapologie
 
 
 
Aufklärer Carl Gibson am Pranger
 
( Foto: Monika Nickel)
 
 
 
In den Wind gesprochen?
Fast zwei Jahre hindurch versuchte ich öffentlich, die Nominierung Herta Müllers für den Literaturnobelpreis moralisch und politisch zu hinterfragen.
War alles umsonst?
Wen interessiert das Thema noch, nachdem die Nobelpreisvergabe 2009 an die kontrovers diskutierte Herta Müller vollendete Tatsachen schuf und eine Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz alle Zweifel zerstreuen und alle Kritiker zum Verstummen bringen sollte?
Die kritischen Herta Müller-Biografen vielleicht oder investigative Journalisten ( aus dem Ausland!), die doch nicht alles schlucken, was man ihnen vorsetzt?
 
Hier veröffentliche ich einen Teil des Materials, das ich vielleicht noch in einer Buchveröffentlichung ausgestalten werde  - aus der Zeitspanne 2008 – 2009.
 
Argumente und Fakten in Kommentaren von Carl Gibson.
 
Kommentare aus der Situation heraus und Nachkommentare dazu nach halbjähriger Distanz
 
Nachdem die Siebenbürgische Zeitung den oben zitierten Artikel zur so genannten „Spitzel-Affäre in Berlin“ veröffentlicht hatte, kamen einige turbulente Tage auf mich zu.
 
Die Emotionalität, die mich schon beim Verfassen meines offenen Antwortschreibens an Herta Müller erfasst hatte, wurde ab dem 9, August noch gesteigert. Denn ich musste nicht nur Richard Wagner wahrheitsgemäß und korrekt antworten, schließlich drohte er mir mit einer Verleumdungsklage; ich musste auch auf die Flut unterschiedlicher Kommentare in der SbZ eingehen, die auf mich einprasselten.
 
Sie entstammten zunächst fast ausschließlich dem gegnerischen Lager, sympathisierten unverhohlen mit der Haltung und den Positionen Herta Müllers, verdächtigten mich, den Unbekannten unlauterer Absichten, ganz im Geist eines Anhängers, der sein angebetetes Idol verteidigt und bereit ist, auf jeden loszugehen, der den heiligen Nimbus gefährdet.
 
Meinungsvielfalt ist eine großartige Sache. Denn aus den vielen unterschiedlichen Stimmen ergeben sich dementsprechend viele Einzelperspektiven, die eine moralische oder politische Diskussion in hoher Differenziertheit erscheinen lassen, selbst dann, wenn „Eingelesensein“ und „Vertrautheit“ mit der oft komplexen Materie nicht immer gegeben sind.
 
Obwohl ich spontan angefeindet und mit diversen Unterstellungen konfrontiert wurde, war ich bereit, dies zu ertragen, wohl wissend, dass sich am Ende doch die Wahrheit bestimmter Dinge durchsetzen wird, nicht eine Wahrheit an sich, sondern viele Wahrheiten faktischer Art, die eine moralische und politische Wertung ermöglichen.
Der gesunde Menschenverstand und eine gewisse Lebenserfahrung versetzen jeden Leser und Kommentator in die Situation, anderen etwas mehr mitzuteilen als die reine subjektive Meinung.
 
Fragen literarisch-ästhetischer oder literaturhistorischer Wertung hingegen lassen sich nur schwer in einem offenen Forum diskutieren, weil man über „Geschmack“ unterschiedlicher Meinung sein kann, je nach Präferenz. Man kann darüber streiten oder auch nicht.
 
Hat Herta Müller gute Literatur produziert oder schlechte?
 
Diese Fragen standen nicht zu Debatte. Dafür aber andere,
z. B. die berechtigte Frage:
 
Welche Botschaft geht von Herta Müllers Literatur aus!
Herta Müller, von ihrem ehemaligen Lebenspartner Richard Wagner offensichtlich als „politisch integere Schriftstellerin“ charakterisiert, hat mit ihrem anklagenden Aufschrei eine politisch-moralische Debatte entfacht – oder besser gesagt eine wahre „Kontroverse vom Zaun gebrochen – die Menschen von Bukarest bis Stockholm beschäftigt.
 
Die Online-Kommentare aus jener Zeit sind ein Spiegelbild davon.
Die moralischen und politischen Argumente bleiben die gleichen. Da alle Originalkommentare auch heute noch in der Siebenbürgischen Zeitung Online nachgelesen werden können und dort auch noch über Jahre erhalten bleiben - Recherchierende im Internet gut zugänglich, beschränke ich mich an dieser Stelle auf ein Zitieren eigener Ausführungen, auf Essenzen und Passagen, die zur Sache gehören, ohne alle Schläge auch unter die Gürtellinie, Unterstellungen, Beleidigungen etc. zu berücksichtigen.
 
Als Resultat der nachträglich kommentierten Einzelmeinungen, Argumenten und Sichtweisen winkt ein noch klareres Erscheinungsbild der Moraldiskussion und der politischen Diskussion mit ihren gesellschaftlichen Auswirkungen.
 
 
Ein Kommentator, ein kritischer Kopf, der seit Jahren kommentiert und hier als mein Antipode auftritt,  fühlt sich als erster berufen, dem ihm unbekannten Neuling „Don Carlos“ eines auszuwischen, ihm Ressentiments, niedere Beweggründe und Ähnliches zu unterstellen.
 
Mein Kommentar a posteriori:
 
Wer nicht unmittelbar „betroffen“ ist, kann die Dinge genau so sehen und mit Nietzsche meinen, hier offenbare sich das Ressentiment des Schlechtweggekommenen als Wille zur Macht.
Wäre es so, dann hätte ich bereits mit dem Aufkommen von Herta Müllers Literatur, beginnend mit „Niederungen“ in den Jahren 1982 bzw. 1984, aufschreien und sie stoppen müssen.
Obwohl selbst von der Botschaft der „Niederungen“ betroffen, habe ich es damals nicht getan, weil es seinerzeit nicht mein Thema war.
 
Ich stelle mich der Diskussion jetzt in meinem Widerstandsbuch
„Symphonie der Freiheit“,
wo genau gefragt wird,
was Widerstand ist,
wer im antitotalitären Widerstand war,
wer nicht –
und wer totalitäre Systeme gebilligt und geduldet hat.
 
Im Rahmen der differenzierten Dissidenz- und Menschenrechtsdiskussion, zu der ich mehr beizutragen habe als fiktionale Belletristen, wird nach „echten“ und „vermeintlichen“ Oppositionellen und Bürgerrechtlern gefragt.
 
Für Opfer der kommunistischen Diktatur ist die Unterscheidung zwischen veritablen, authentischen Widerstandskämpfern, Bürger- und Menschenrechtlern einerseits
und Pseudooppositionellen bzw. „A posteriori-Opponenten“  andererseits von elementarer Wichtigkeit.
 
Wer einmal längere Zeit seines Lebens in einer Gefängniszelle saß,
wer gefoltert wurde und
wer die vielfache Lüge eines Systems auf eigener Haut erleben musste,
der denkt anders als Menschen, die in wohlbehüteten demokratischen Verhältnissen an das kritische Theoretisieren herangeführt wurden.
 
Der zweite Kommentar stammt aus der Feder einer Dame, die einige gute Ansätze und Feststellungen in die Diskussion einbringt, aber auch berechtigte Fragen stellt..
 
Mein Kommentar heute:
 
Herta Müller hat immer wieder betont, sie hätte nie für die Securitate gearbeitet. Das glaubt man ihr bisher.
 
Nur hat sie auch nie und in keiner Form für die Rumänische Kommunistische Partei gearbeitet oder für das totalitäre System im Land, das sie immerhin geduldet hat und in dessen Rahmen sie auch als Schriftstellerin agierte und dabei die eigenen Landsleute angriff, statt die Partei?
 
Ihre Entlastung könnte durch ihre „Securitate-Akte“ erfolgen – aber auch das Gegenteil könnte der Fall sein.
Weshalb wird ihr diese Akte von den rumänischen Sicherheitsbehörden der Gegenwart nicht ausgehändigt?
 
Wenn Herta Müller in irgendeiner Form im kommunistischen Rumänien opponiert hat, dann muss es vielfache Belege dieser Opposition geben.
 
 Ich habe meine drei bis vier oppositionellen Jahre in der Ceausescu-Diktatur detailgerecht dokumentiert. (Dokumente im Internet)
Was hält Herta Müller oder Richard Wagner davon ab, auch ihren Lebensweg zu dokumentieren?
 
Weshalb verschleiert Herta Müller ganze Jahre ihrer Vita?
 
Um enigmatischer zu wirken, um interessanter zu sein?
 
Der Wahrheitsfindung jedenfalls dient das nicht.
 
Zur Frage:
 
Warum soll sich Herta Müller schämen?
Sie hat doch keine Real-Dokumentation über die Banater Schwaben geschrieben. Sie hat lediglich an einem Klischee gerüttelt. Sollten sich die Banater Schwaben als fehlerfrei wähnen, dann ist das ihr Problem.
 
Mein Kommentar heute:
 
Herta Müller hat zum falschen Zeitpunkt ein literarisches Werk verfasst, das eine ganze Reihe falscher, ja verhängnisvoller Botschaften vermittelt, indem sie ihre existenziell und kulturell bedrängten Landsleute im Banat angreift und als rückständig darstellt bzw. ihnen eine historische Kollektiv-Schuld unterstellt, die nicht begründet ist.
 
Wer an einem Klischee rütteln will und Tabus enttabuisieren will, der muss auch wissen, dass selbst die Geschichte der Banater Schwaben, auch Donauschwaben genannt, differenziert zu betrachten ist – und nicht über einen Kamm geschoren werden kann.
 
Doch wozu intellektuelle Differenziertheit bei Herta Müller, wenn sie mit plakativ kultivierten Vorurteilen á la:
Alle Banater Schwaben seien latente Faschisten und ihre Gesinnung sei faschistoid größere Effekte erzielen kann.
 
Zur Frage:
Welcher Banater hat in Deutschland Probleme wegen Herta Müllers Roman gehabt?
Die breite Masse der Bundesbürger hat eh den Roman nicht gelesen.
 
Mein Kommentar heute:
 
Woher stammt der Hass einzelner Alt-Bundesbürger, die den rührigen wie tüchtigen Donauschwaben oder Siebenbürger Sachsen und anderen Vertriebenen aus den Ostgebieten ihr rasches Aufwärtskommen nicht gönnen, ihren Lastenausgleich und ihre Fremd-Rente und diese Missgunst auch die hier geborenen Nachkommen spüren lassen?
 
Vielleicht hängt das auch mit Literatur zusammen, die Hass und Zwietracht verbreitet, die gegen Volksgruppen hetzt, diese herabwürdigt und als minderwertig darstellt – siehe die „Niederungen“- Rezension von F.C. Delius im Spiegel 1984 – die Herta Müller aufs Treppchen verhalf.
 
Vielleicht sollte die verkappte Form bundesdeutscher Fremdenfeindlichkeit einmal in einer Dissertation erforscht werden – ebenso wie der Faschismus-Vorwurf gegen unpolitische und unbelastete Banater Schwaben.
 
Die breite Masse der Bundesbürger, darunter sind einige Millionen Analphabeten, lesen bestimmt nicht die „Romane“ von Herta Müller, vielleicht weil diese für ein breiteres Publikum unlesbar sind.
Doch kleine Geschichtlein wie die „Grabrede“ oder offensichtliche Provokationen wie „Deutscher Scheitel, deutscher Schnurrbart“ reichen aus, um eine Minderheit zu verhöhnen und die Herkunft von Menschen, die sich ihr Recht auf Heimat bewahren wollen.
 
 
Noch am gleichen Tag, am 09.08.2008, 12:22 Uhr, ergänzte ich meine Ausführungen mit den Worten:
 
Ich spreche mit der Autorität des "agierenden Zeitzeugen", der unter Lebensgefahr und bei Gefährdung der eigenen Familie die Regierung Ceausescus auf völkerrechtlicher Ebene verklagte (SLOMR-Kronzeuge) und mit der Autorität des "aktiven" Dissidenten, der für seine "antitotalitären Überzeugungen" ins Gefängnis ging.
 
Damals, 1977-1981, als es noch gefährlich war, ein Jahr vor "Niederungen"!

Wer zur Sache etwas auszusagen hat, der möge ritterlich und redlich mit offenem Visier kämpfen und nicht heckenschützengleich aus dem Busch schießen. Er lüfte seine Identität - das gibt den Argumenten und Gegenargumenten mehr Gewicht.

Richtig ist das Faktum des momentanen "Nichtgehörtwerdens" in Sachen Offener Brief Herta Müller.
Die sonst freiheitliche "Frankfurter Rundschau", die sich bereits in Diktatur-Zeiten für rumäniendeutsche Schriftsteller einsetzte, hat es diesmal vorgezogen, meine ebenso offene Stellungnahme nicht zu veröffentlichen.
Aus welchen Gründen auch immer.

Deshalb habe ich die Quintessenz daraus hier an diesem "freien Ort" der Öffentlichkeit mitgeteilt - als freier Bürger einer parlamentarischen Demokratie, die keine Zensur ausübt.
 
Die Details sind in dem etwas umfangreicheren Buch
"Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur" "
enthalten, wo nicht nur die eigene Opposition beschrieben wird, sondern die Geschichte der "ersten freien Gewerkschaftsbewegung ( SLOMR) in Osteuropa.
 
Meine historische Darstellung auf wissenschaftlicher Grundlage soll in einem "anonymen Selbstverlag" erschienen sein!

Bevor mein Buch erschien, passierte es ein wissenschaftliches Gremium und wurde als förderungswürdig eingestuft und gefördert.
 
- Zur Ehrenrettung meines Verlages J. H. Röll aus dem fränkischen Dettelbach bei Würzburg. Dr. Röll ist ein Philosoph, der so bekannte Namen wie Rudoph Berlinger verlegt (einen Heidegger-Schüler, mit dem Werk "Das Nichts und der Tod!).
 
Noch ein Wort zum Terminus "Nestbeschmutzer", das mich in eine bestimmte Ecke rücken will!
Es ist ein Fachausdruck der literaturwissenschaftlichen Forschung, der sich in der Herta Müller-Sekundärliteratur findet und der die Schriftstellerin mit der Enthüllungs-Haltung von Peter Handke und Thomas Bernhard verbindet.
 
Klären wir zunächst die Fakten und holen dann zu psychologischer Decouvrierung (Neid, Ressentiments etc.) aus.
 
Noch ein Wort zu "Niederungen" - nur die Banater, die die kleinen Kurzgeschichten dort nicht gelesen haben, blieben unbeteiligt.
 
Wer aber an seiner Identität festhielt und las, war erschüttert - und ist es noch.
 
Die Spiegel-Rezension von C.F. Delius, in der das Banat als Ort des Hasses und der Rückständigkeit erscheint, brachte das Fass zu überlaufen.
 
 
Mein Kommentar heute:
 
Es zeichnete sich ab, die Diskussion auf der SbZ-Plattform im Internet werde zunehmen und noch andere Geister auf den Plan rufen.
Mir kam es deshalb weniger um die Rechtfertigung meiner öffentlichen Intervention an, sondern vielmehr um das Darstellen von Tatsachen und das Richtigstellen von Unwahrheiten, die als Unterstellungen in den Raum gestellt wurden.
 
Trotzdem mussten einige boshafte Abkanzelungen und Unstimmigkeiten aus der Welt geschafft werden, etwa die zynische Bemerkung, die „Symphonie der Freiheit“ sei in einem obskuren Kleinverlag erschienen.
 
Klassiker der Weltliteratur veröffentlichten ihre Erstlinge nicht selten in Kleinstverlagen und sogar als Privatdruck.
 
Das ist keine Schande und sagt nichts über die Qualität der Werke aus. Hätten die Schriftsteller seinerzeit editorische Zurückhaltung geübt, wären manche Werke verloren und mancher große Name unbekannt.
Große Verlage drucken primär das, was in hoher Auflage verkauft werden kann, auch wenn es anspruchslose Massenware ist.
Ein spezialisierter Kleinverlag hingegen, kann Nischen besetzen und Projekte wagen, an die sich ein ausschließlich kommerziell ausgerichtetes Verlagsunternehmen nie herantraut.
 
Es meldete sich ein weiterer Kommentator mit dem Vorschlag diese Diskussion in das „allgemeine Forum“ der SbZ zu verlegen.
 
Die Diskussion ging an der gleichen Stelle als SbZ-Kommentar weiter und wurde nicht in das oft auch dialektal bestimmte „Forum“ verlegt, wo nicht nur mit harten Bandagen, sondern auch unter der Gürtellinie ausgeteilt wird, sehr nahe an der persönlichen Beleidigung und Verunglimpfung des Diskussionsgegners.
 
Bald meldete sich am Folgetag, der erste Kommentator zurück, mit schriller Stimme und großer Lust, meine oben ins Feld geführte „Autorität“ des politisch aktiv handelnden Dissidenten ad absurdum zu führen:
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Der leicht wild gewordene Müller-Befürworter, der – wie viele andere auch – wenig über meine Person und meinen geistig-moralischen Werdegang weiß – verwechselt offenbar „Ansehen“ mit „Bekanntheit“.
Man kann bekannt sein wie ein bunter Hund und trotzdem kein Ansehen genießen.
 
Seit meiner Ankunft in der Bundesrepublik konnte ich mir in einigen Bereichen Anerkennung erarbeiten, vor allem auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung und der Menschenrechte.
 
Vereinzelte Kritik an meinen Thesen als literaturwissenschaftlicher Interpret kamen nur aus Teilbereichen der Forschung. Die Schriftstellerin Herta Müller hingegen polarisierte von Anfang an – ihre Literatur und ihr Handeln wurden dementsprechend kontrovers diskutiert und von Teilen der Bevölkerung ganz abgelehnt.
 
Zu diesem negativen Ruhm, der die Berühmtheit zum Berüchtigtsein werden lässt, habe ich es nie gebracht, weil ich es aus ethischen Überlegungen heraus nie angestrebt oder mitgemacht hätte.
 
Durch meine Philosophie des „aktiven Handelns“ und des Einwirkens als Persönlichkeit auf mein Umfeld und die Gesellschaft hingegen, habe ich viel bewirkt – von den Anfängen der Dissidenz als Siebzehnjähriger bis heute. Das belegen nicht zuletzt die Lesungen aus der „Symphonie der Freiheit“.
 
Die durchaus berechtigte Sichtweise der Attacke in geistig legitimer Form auch als Polemik bot mir gleichzeitig die Möglichkeit, den unbekannten Lesern und Mitstaunenden an den Monitoren etwas mehr über mein konkretes Wirken als Mensch und Geist mitzuteilen – und als Charakter, der nicht gerade über Nacht so auf der Suppe daher geschwommen kam. Also antwortete ich selbstbewusst und wenig erschüttert.
 
Am 11.08.2008, 08:20 Uhr war ich wieder an der Reihe. Mit einem starken Kaffee neben dem Rechner antwortete ich, bereit, meine Karten offen zu legen. Ich hatte nie etwas zu verstecken, war immer eine öffentliche Person in einer Offenen Gesellschaft und war – im Gegensatz zu Herta Müller über Post, Telefon, Fax, Email und Homepage jederzeit und für jedermann erreichbar:
 
 
Meinem unbekannten Kritiker!
 
Nur kurz, da dies nicht der Ort ist, um eine Existenz zu rechtfertigen.
 
Was habe ich für das Banat getan?
 
Nur ein paar Klicks im Internet – und Sie können es herausfinden!
 
Dem größten Dichter des Banats habe ich Jahre meines Lebens gewidmet und ein Buch über ihn geschrieben, das weit verbreitet ist und oft zitiert wird.
Doch ich schrieb es „an sich“, nicht regionalpatriotisch ausgerichtet und ohne darauf hinzuweisen, dass der Autor des
„Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg, Carl Winter Universitätsverlag 1989 „
aus dem Banat“ stammt.
 
Jahre zuvor druckte die Österreichische Akademie der Wissenschaften meinen Beitrag „Nietzsches Lenau-Rezeption“ in der Zeitschrift „Sprachkunst ab.
 
Kennen Sie, verehrter Kritiker aus dem Verborgenen, viele Banater, die vergleichbare Veröffentlichungen vorzuweisen haben?
 
Bevor ich eine wissenschaftliche Laufbahn einschlug, dozierte und weitere vier kulturhistorische Sachbuchpublikationen veröffentlichte, agierte ich noch ganz zufällig als Bürgerrechtler in Temeschburg in der Zeit 1977-1979,
gründete dort die „freie Gewerkschaft“ SLOMR,
brachte nach meiner Ausreise eine völkerrechtliche Klage gegen Ceausescus Diktatur auf den Weg und bekämpfte die Kommunisten Rumäniens bis 1989 – ohne zu Trommeln
und ohne mein Agieren an die Große Glocke zu hängen,
während andere im Banat und in Siebenbürgen Freund und Feind verwechselten und die Leiter, wie Nikolaus Berwanger es einmal formuliert haben soll, an der falschen Mauer ansetzten.
 
Wenn ich heute, verehrter Dunkelmann aus dem Obskuren, nach fast 30 Jahren philosophischen Schweigens im Sinne der Aufklärung meine Stimme erhebe und meine Lebenserinnerungen in einem – wie Sie vorverurteilend anmerken – „Selbstverlag“ veröffentliche, dann vielleicht deshalb, weil ich doch etwas zu sagen habe?
 
Schauen wir einmal, ob mein Buch etwas mit „historischer Wahrheit zu tun hat!
 
Ich habe mich für eine realistische Beschreibung der Wirklichkeiten entschieden, nicht für „Fiktion.“
 
Doch wer sind Sie eigentlich?
 
Wo liegen ihre Meriten?
Kennen Sie die sozialistischen Wirklichkeiten der Ceausescu-Diktatur aus eigener Erfahrung?
 
Ich empfehle Ihnen zum Einstieg in eine Ihnen vielleicht noch fremde Welt ein paar Takte aus der „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur.
Es ist ein Buch, dass die Geister noch beschäftigen wird, das ist schon absehbar – und ein paar besinnliche Zeilen aus meinem „Lenau“.
 
 
Aufgebracht meldete sich eine leicht entrüstete Stimme, bereit mir die Leviten zu lesen und mich aus gleichgeschlechtlicher Solidarität heraus in die Schranken zu weisen. Meine Antwort erfolgte am 11.08.2008, 15:40 Uhr:
 
Danke!
 
Es gibt Charaktere, die mit „Substanz“ arbeiten, die auf Wissen und Bildung aufbaut. Wenn sie der Welt etwas geben, dann spenden sie aus der Überfülle und aus einem Fundus, der nie leer wird.
 
Andere wühlen in den Abgründen der menschlichen Existenz –
und sie geben der Welt das zurück, was sie dort vorfinden:
Viel Lärm um Nichts, Sprechblasen, Hohlheit, Neid, Missgunst, Ausgrenzung, Mobbing, Stigmatisierung und sonstige Negativität aus den niedersten Schichten des Seins, eben weil sie nur verneinen wollen und weil ihnen das Edle und Gute im Menschen an sich suspekt ist.
 
Aus ihrer „Sprache“ leuchtet ihr „Denken“ hervor – und offenbart ihre „Wesenheit“ – und ihr eigentliches Gesicht.
 
In Rumänien kam es vor, dass eine frisch getünchte Häuserwand am nächsten Tag eine neue Zier aufwies: der Name einer kroatischen Stadt mit vier Buchstaben war dann dort aufgemalt zu lesen – rot oder schwarz, klar und deutlich.
 
So artikulierte sich das „Ressentiment der Schlechtweggekommenen“ in archaischer Umgebung.
 
Heute im Internet ist es nicht viel anders, nur fällt es einigen nicht auf, dass sie einige Leidende unter ihren Landsleuten, die sich ihr Los vielleicht nicht einmal selbst ausgesucht haben, „zeichnen“ und ausgrenzen.
 
Ritterlichkeit setzt nicht nur ein offenes Visier, sondern auch „faire“ Waffen voraus.
 
Das ist auch ein Gebot der „intellektuellen Redlichkeit“!
 
Ob die Destruktiven auch zu positiven „Taten“ fähig sind?
 
Ein Glück nur: Es existiert da im Netz noch eine große schweigsame Masse kritischer Mitmenschen, Voyeure des Geistes, die Augen haben, um zu lesen, Ohren, um zu hören und einen scharfen Verstand, um zu unterscheiden, was ein einsamer Rufer in der Wüste verkündet und was die Klaqueure lange nach dem Quaken der Frösche bei Aristophanes im wilden Chor oder die vereinzelten Stimmen aus der Dunkelheit in die Welt senden – nemo propheta in patria?
 
Jeder freie Geist darf selbst entscheiden, welchem Prinzip (nicht Lager oder Partei) er sich zugehörig fühlt. Dies als kleine Apologie.
 
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Ich hatte nie die Absicht, irgendjemanden „fertig zu machen“, auch meine ärgsten politischen Gegner nicht.
 
Herta Müller hat den „Handschuh“ geworfen – ich habe ihn – neben anderen aus der breiten Öffentlichkeit – aufgegriffen gemäß der oben im Artikel bereist zitierten Lebensweisheit:
 
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mir Steinen werfen!  
 
Denn es könnte sein, dass ein Stein aus der Steinigung anderer bumeranggleich zurück geschleudert wird und am eigenen hybrisdurchdrungenen Schädel landet.
 
Das hätte auch Herta Müller wissen müssen, die andere angreift, selbst aber verschont bleiben will.
 
Am dritten Tag der Kommentare in der SbZ, nachdem sich alle Anti-Gibson-Argumentierenden  positioniert und geäußert hatten, tauchte wie ein Schneeglöckchen nach eisigem Winter eine Frühlingsstimme auf, ein einsames Pro, auf das ich fast schon gewartet hatte. Der erste „Pro-Kommentator“ging auf die Angriffe seiner Vorrednerin ein – mit besten Wünschen an meine Adresse.

Mein Kommentar heute (2009):
 
Es ist ein sonderbares Phänomen. Während die Verbrechen der Braunen europaweit weiter verfolgt, angesprochen, aufgeklärt und aufgearbeitet werden, neigen viele westliche Intellektuelle immer noch dazu, die Verbrechen der Roten zu verharmlosen, zu verschweigen und zu übergehen, ohne dass die historischen Konsequenzen daraus gezogen werden.
Vermutlich auch deshalb, weil die Geschichte des Stalinismus in Osteuropa und in der ehemaligen Sowjetunion weitgehend unbekannt ist.
 
Die 100 Millionen Toten, die der marxistisch-leninistischen Weltanschauung in nur einem Jahrhundert weltweit zum Opfer fielen, erinnern und mahnen. Sie sollten nicht umsonst gewesen sein.
 
Am vierten Tag der vehementen Auseinandersetzung meldete sich der erste und zäheste Kommentator gleich am frühen Morgen mit regem, gut ausgeruhten Geist zurück, gegen die mir freundlich zuneigende Frühlingsstimme wetternd.
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Mir ging es nicht darum, den neuzeitlichen Machiavelli zu spielen und „eine Front“ gegen Herta Müller zu eröffnen.
Was ich zum Fall Antohi und zu Herta Müllers Verhalten in der Ceausescu-Diktatur zu sagen hatte, war in der „Symphonie der Freiheit“ bereits ausgesagt und der Welt mitgeteilt worden.
 
Hier verwies ich nur auf die bereits erfolgte Diskussion in meinem Buch, die Herta Müllers neue Verurteilung eines bereits Verurteilten und moralisch wie gesellschaftlich Bestraften in einem veränderten Licht erscheinen lässt.
 
Als oppositionspolitisch aktiver Zeitzeuge, als Historiker, der Fakten dokumentiert hat und als praktischer Philosoph, der wertet, muss ich mich zur geistigen Situation der Zeit sowie zu aktuellen Zeitfragen äußern, wenn ich nicht eklatantes Unrecht – und die mehrfache Aburteilung eines Schuldigen ist ein solches – tolerieren und billigen will.
 
Und noch ein Detail:
 
30 Jahre lang habe ich nicht geklappert, aber weiterhin aktiv gehandelt, ohne die eigene Person oder das Handeln in den Vordergrund zu schieben, ohne daraus materiellen oder sonstigen Nutzen ziehen zu wollen.
Mein bisheriges Handeln war ausschließlich idealistischer und altruistischer Natur – dafür gibt es Belege und Zeugen.
 
Noch ein Wort zur Polemik „Nützlichkeit“ von Literatur und dem Messen nach Gewicht oder Ausdehnung.
 
Die Maßstäbe sind schon da, auch jenseits der Polemik. Es gibt Paradigmen, die eine Wertung zulassen.
 
Bereits 1983 erörterte ich die Kriterien der Literatur-Nobelpreisvergabe in dem „nomen“-Essay
„Nobelpreise – eine Form der Manipulation, veröffentlicht in der Zeitschrift vis-avis, Berlin 1984.
 
Gesetzt den Fall,
Herta Müller, Kandidatin der Bundesrepublik für die hohe Auszeichnung, würde den Preis –
ohne Rücksicht auf ihre nicht aufgeklärte Vergangenheit –
tatsächlich zugesprochen bekommen.
 
Wie stünde ihr schmales Oeuvre da, neben dem gewaltigen Opus von Thomas Mann, neben Gerhart Hauptmann oder sogar neben Böll und Grass?
 
Ein paar Witzbüchlein mit Nonsensgeschichten – ein paar Romanversuche jenseits jeder Romantheorie, ohne Anfang und ohne Ende und einige so genannte Essays, deren literarische Qualität von jedem Durchschnittsjournalisten erreicht wird!?
 
Damals wehrte ich mich und schrieb am vierten Tag (12.08.2008, 07:48 Uhr) noch am Frühstückstisch eine kleine Selbstapologie:
 
Es ist rührend zu erleben, wie ein "verbitterter alter Mann" als "Trittbrettfahrer" in einen Kampf der Geschlechter geraten ist, der in einem Anflug von Masochismus eine Schriftstellerin fertig machen will!
 
Aus Don Carlos wird ein Don Quichotte, der gegen die Heilige Johanna kämpft - eine groteske der Sonderklasse von fast schon literarischer Qualität!

Es freut mich, (verehrte Kommentatorin), dass Sie als - noch junge, schöne und vielleicht auch emanzipierte Frau Partei ergreifen!
 
Ich habe bisher jeden Kampf gegen eine Frau vermieden - eben, weil wir nach Hebbel leben und in einer aufgeklärten Welt, die noch ein paar Werte hat, und aus einem Gefühl heraus.
 
Doch den Zeitpunkt des Offenen Briefes von Herta Müller habe ich mir nicht ausgesucht!
 
Der Zufall wollte es, dass viele Dinge auf einmal zusammenfielen - wie in der Chaos-Theorie.
 
Doch bringen wir etwas Ordnung in das Chaos - und systematisches Denken und Analysieren!
Die "Frankfurter Rundschau" hätte meine "Antwort an Herta Müller" abdrucken können, auch in etwas verkürzter Form.
Ich hätte es hingenommen.
Sie hat es nicht getan.
 
Und da mir die SbZ- Fassung zu unvollständig erschien und ich nicht riskieren wollte, missverstanden zu werden, habe ich die gesamte Stellungnahme in diesen freien "Kommentar" gestellt.
 
Es ist eine großartige Sache, dass es diesen Ort der freien Meinungsäußerung gibt - noch vor der Zensur eines Chefredakteurs, der alles gemäß Presserecht auch formaljuristisch zu verantworten hat.
(An meinen Fürsprecher gerichtet:)
Einen alten Haudegen aus dem Securitate-Gefängnis kriegt man nicht so schnell klein.
Die Wahrheit der "Symphonie der Freiheit" ist das Gegengewicht zu meinem Scheitern in diesem Forum.
Die Wahrheit wird uns nicht nur frei machen, wie Jesus in der Bibel sagt - und in meinem Buch als Leitmotiv.
Die Wahrheit kommt auch nie zu spät!
 
20, 30 Jahre habe ich zugehört, was Herta Müller und Richard Wagner zu sagen hatten.
 
Jetzt sollen sie auch einmal zur Kenntnis nehmen, wie andere, die neben ihnen in Temeschburg, im Banat und in Siebenbürgen lebten und an ihrer deutschen Identität festhielten, denken.
 
Audiatur et altera pars, verehrte Müller und Wagner!
 
Und schreit nicht gleich nach dem Kadi!
 
Der Fall Antohi ist in der Symphonie problematisiert, kritisch!
Herta Müller kam nur noch mit dem Stoßen eines Gestrandeten!
 
Wie oft soll ein Mensch für seine Schuld bestraft werden, verehrte Frau Müller?

Mein Kommentar heute:
 
Inzwischen war ich psychisch sehr angespannt.
 
Herta Müller und Richard Wagner hatten mir schriftlich an gedroht, mich zu verklagen:
 
„Ich habe Sie aufgefordert von weiteren Unterstellungen und Behauptungen abzusehen, die den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Ich wiederhole: Sollten Sie Ihre rufschädigenden Ausführungen nicht einstellen, werden wir, also Herta Müller und Richard Wagner, gerichtlich gegen Sie vorgehen.“
 
Das war überdeutlich.
Täglich rechnete ich damit, einige aus der Schar gut bezahlter Anwälte aus Berlin  würden sich bei mir melden, um mir eine Unterlassungsklage anzuhängen.
 
Herta Müller hatte einige gut dotierte Preise erhalten und strich satte Honorare bei Lesungen und Auftritten ein, Gelder, die nun zum „Mundtotmachen kommunismuskritischer Regime-Gegner“ eingesetzt werden konnten?
 
Aus dem Internet hatte ich erfahren, Herta Müller hätte verlauten lassen, sie würde unter 700 Euro pro 20 Minuten Lesung nicht antreten, neben gutem Hotel und Spesen.
 
Schließlich war sie eine Primadonna der Literatur –
und im Kapitalismus hatte alles seinen Preis, auch die moralische Entrüstung!
 
Schließlich war sie mit anderen im Kanzleramt empfangen worden, während man dort die unbekannten Regimekritiker des Ceausescu-Staates aus den Zellen ganz und gar vergessen hatte.
Jene hatte das Klappern vergessen, das bekanntlich zum Geschäft gehört.
 
Die Sorge, auch im Westen gestoppt zu werden, erinnerte mich an die Heimsuchungen im realexistierenden Sozialismus.
 
Konnte es schein, dass der bundesdeutsche Staat gewissen Charakteren hilft, ihre eigene Vergangenheit zu kaschieren, gerade denjenigen, die die Bundesrepublik Deutschland früher massiv in Frage
Gestellt und bekämpft hatten.
 
Einige Urteile bundesdeutscher Gerichte, die es ehemaligen Stasi-Opfern untersagten, die Schergen des DDR-Staatssicherheitsdienstes öffentlich beim Namen zu nennen, gingen in diese Richtung.
 
Alte Kampfgefährten und befreundete Schriftsteller erfuhren von meinen Sorgen.
Erwin Ludwig, , reagierte auf die Wagner-Müller-Androhung empört: mit mir als zweiter Mitbegründer der freien Gewerkschaft SLOMR in Temeschburg zu 6 Monaten Haft verurteilt
„Diese Leute haben nichts begriffen – (oder „kapiert“ wie Herta Müller es hochdeutsch ausdrücken würde ) – Sie haben im Kommunismus gelebt und geben an, dort auch verfolgt gewesen zu sein! Und jetzt kommen sie nach Deutschland und bedrohen andere ganz so wie so man es ihnen im Kommunismus beigebracht hat. Eine Ungeheuerlichkeit!“
 
Wer hörte ihn?
Keiner!
 
Die Tücken der Technik, die Zeit für Änderungen des Kommentars war ohne Abspeicherung der Inhalte abgelaufen, schluckte einen großen Teil meiner Emotionen am 12. August bis auf den knappen Nachtrag, in welchem ich einige grundsätzliche Fragen aufzuwerfen gedachte, die aus der moralischen, bisweilen literaturspezifischen Diskussion eine überaus „politische Affäre“ machten, deren Dimension bis ins Bundespräsidialamt reicht:
 
14. Kommentar: 12.08.2008, 08:23 Uhr:
 
Nachbemerkung: meine letzten Ergänzungen wurden leider nicht mehr gespeichert.
 
Ich fragte noch nach der Legitimität der moralischen Verurteilung eines bereits Vorverurteilten!
Wer ist überhaupt dazu prädestiniert, über „moralische Integrität“ zu diskutieren?
Ein Philosoph vielleicht?
Ein Handelnder?
Ein Theologe oder Jedermann?
Die Botschaft der Zwietracht und des Hasses, die Herta Müller in einigen Kurzgeschichten in dem Bändchen „Niederungen“ gesät hat, wirkt auch noch heute.
 
Aus ihrer Sicht war es damals richtig, bestimmte Zustände im Banat zu karikieren, zu parodieren und sie – über die reine Satire hinaus – bis ins Beleidigende zu steigern.
 
 Hat sie sich je von dieser Botschaft distanziert?
 
Und war ihre damalige Haltung konsequent, das Deutschtum – nicht zu verwechseln mit Deutschtümelei – zu bekämpfen und die nur noch schwer aufrecht zu erhaltende Deutsche Identität einer Minderheit in Bedrängnis unmittelbar im Exodus?
 
War das etwa eine „moralisch integere“ Handlung?
 
Einige Leute in der Bundesrepublik wie C.F. Delius, der im Banat einen „Ort des Hasses“ ausmachte und in gleichen Atemzug den Siebenbürgern die gleiche Rückständigkeit zusprach, ungeachtet Reformation und Humanismus seit Luthers Zeiten, fanden Herta Müllers moralisch wertende Literatur toll.
Sie lobten Sie.
Herta Müller erhielt einen Preis und wurde bekannt!
Doch auf wessen Kosten?
 
Ist jedes Mittel legitim, um bekannt zu werden?
 
Und war der eigentliche Feind nicht etwa das totalitäre System im Land, die Ceausescu-Diktatur?
 
25 Jahre sind ins Land gegangen – und die gleiche Materie verursacht immer noch böses Blut.
 
Eine Distanzierung von den damaligen Kreationen aber könnte Eintracht schaffen – und symphonischen Zusammenklang!
 
Auf das Prinzip kommt es an, nicht auf die Namen dahinter.

Wer aber bescheinigt Herta Müller heute „moralische Integrität“?
 
Es ist Richard Wagner, ihr ehemaliger Lebenspartner, im „Berliner Tagesspiegel“, parallel zum Offenen Brief von Herta Müller an RKI-Direktor Patapievici in der Frankfurter Rundschau.
 
Herta Müller und Richard Wagner – von Außenstehenden, selbst von Dichterkollegen immer noch als geschrumpfte Aktionsgruppe Banat wahrgenommen, agieren immer noch im Tandem, in der Gruppe:
 
Auch wenn sie unliebsamen Kollegen mit Anwälten drohen und mit Gerichten.
 
Feine Leute, diese „moralisch integeren“ Widerstandskämpfer!


Die Kommentatorin, die in mir einen verbitterten alten Mann ausgemacht hatte, mischte sich wieder ein, attackierte meinen Fürsprecher unter der Gürtellinie.

Mein Kommentar heute (2009):
 
Nun mich plagten andere Sorgen.
Ich verbrachte einen unruhigen Vormittag – und warte die Post ab, privat und im Institut. Dann entschloss ich mich zu einem seelischen Befreiungsschlag. Wie hatte es Richard Wagner schriftstellerisch prägnant formuliert:
 
„Wenn Sie nun diese Androhung juristischer Konsequenzen ohne den von mir vorgetragenen Kontext in die Welt hinausposaunen wollen, so werde ich Sie nicht daran hindern, wäre es doch nichts weiter als ein weiterer Beweis für Ihre bereits zur Genüge dokumentierten denunziatorischen Absichten.
 
Mit freundlichem Gruß
Richard Wagner“
 
In meinem fünfzigjährigen Dasein hatte ich noch keinen denunziert.
 
Wirklichkeiten und Fakten beim Namen zu nennen, ist keine Denunziation sondern staatsbürgerliche Pflicht.
Nach fünfjährigem Jura-Studium parallel zu meinen sonstigen Aktivitäten wusste ich davon.
 
Also ging ich in die Offensive in der Hoffnung, Mitstreiter zu finden und eine Diskussion in Gang zu setzen, die nach lange nicht beendet sein wird, eine die gerade erst beginnt!
 
War der Geist erst einmal aus der Flasche, dann konnte jeder denkfähige Kopf im Besitz eines gesunden Menschenverstandes selbst unterscheiden, was Ungeist war, was Wahrheit oder Lüge –  wer die Moral gepachtet und wer sich für sich beanspruchen konnte.
 
Gab es vielleicht hinter den Selbstgerechten auch noch Gerechtere?
 
Als ich notgedrungen fast Jurist geworden wäre, um irgendeinen Brotberuf auszuüben, traf ich für mich eine moralische Entscheidung, die Gewissensentscheidung, nie Staatanwalt werden zu wollen, nie Ankläger, auch nie Richter, bestenfalls „Anwalt“, ein Verteidiger, der Entrechteten, der in Not geratenen, der Deprivierten, nicht aber der Kriminellen und Pseudokriminellen.
Jetzt war ich froh, nur moralisch urteilen zu müssen in einer Sache, wo nicht nur Richter richten konnten, sondern eine breite Öffentlichkeit.
 
Zola hatte gesagt: J’accuse!
 
Ich beschränkte mich darauf, als Zeuge auszusagen und mein Testimonium authenticum vorzulegen.
 
Von Herta Müller und RK Parteigenosse Richard Wagner aber, die andere und Andersdenkende an den Pranger stellen und unverhohlen drohen, erwartete ich jederzeit, dass sie ehrlich aussagen wie im Gericht unter Eid – und dabei die volle Wahrheit preisgeben, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
 
Wenn das erfolgt ist, dann steht für alle fest, wer moralisch und wer politisch integer ist.
Diese Überzeugung gab mir die Kraft, im Internet weiter zu machen und meine Positionen darzulegen auf die Gefahr hin, dass auch ich in dem „Forum“ fertig gemacht werde wie andere Kritiker des Kommunismus vor mir.
 
Wichtiger Kommentar,
von mir am 12.08.2008, 14:29 Uhr verfasst und eingespeist:
 
 
 
Einen Maulkorb für Carl Gibson, fordern Herta Müller und Richard Wagner!
Eskalation!
Gibson soll schweigen und nicht länger in der Vergangenheit rühren!
Sie wollen einem Zeithistoriker untersagen, Zeitphänomene zu kommentieren und zu werten!
Und als Philosoph soll er zur Frage der „moralischen Integrität“ öffentlich nicht! Stellung nehmen!
Offensichtlich gefällt es Müller und Wagner wohl kaum, was sie in der „Symphonie der Freiheit“ zum Thema Opposition gegen Ceausescu gelesen haben.
Sie vermuten Rufschädigung, ja Verleumdung!
Der erste Teil des Buches ist noch nicht einmal richtig auf dem Markt – und schon schreien einige Zeitgenossen entrüstet auf und rufen nach Verboten!
Redeverbot für (Carl) Gibson, Schreibverbot, Publikationsverbot …?
Nur weil er die geistige Situation seiner Zeit als „agierender Dissident“ und Zeitzeuge dokumentiert hat?
Und weil er als freier Bürger einer Republik auf einen „Offenen Brief von Herta Müller“ antwortete – mit Argumenten, die sich in einem Kapitel der „Symphonie der Freiheit“ wiederfinden?
Herta Müller gibt aus dem Verborgenen Statements ab, weigert sich aber, auf die Antworten anderer geistig-literarisch zu reagieren, ruft nach Anwalt und Gericht!
Und dabei ist der Fall Herta Müller in der „Symphonie der Freiheit“ nur ein Randthema (keine 5 Prozent der Materie), das im Rahmen der allgemeinen kulturellen und politischen Dissidenz in der Ceausescu-Diktatur erörtert wird.
Ist es in dem freien Staat Bundesrepublik Deutschland inzwischen verboten zu fragen, ob „antitotalitäre Grundhaltung“ (so der ehem. Min. Präsident Dr. Bernhard Vogel in der würdigenden Konrad-Adenauer-Stiftung-Preisrede auf Herta Müller) und die Anerkennung einer „totalitären Partei“ zusammenpassen?
Dr. Bernhard Vogel wäre nicht lange Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz oder Thüringen geblieben, wenn er die Pfälzer und Thüringer „so“ beleidigt und stigmatisiert hätte wie Herta Müller ihre Landsleute im Banat.
Schützen wir in der „deutschen Presse“ nur die etablierten Namen – und verbieten den – noch - unbekannten Zeitzeugen den Mund?
Das ist ein demokratisches Grundsatzproblem, das weit über diese Diskussion hinausgeht.
Vor zwei Jahren habe ich bei Herta Müller - über den Rowohlt-Verlag - angefragt, wie die damalige Anerkennung der Rumänischen Kommunistischen Partei 1985 mit weiteren Autoren in einer „Gruppe“!) zu verstehen sei.
Auf die Antwort Herta Müllers warte ich noch heute!
Nun Herr Richard Wagner!
Sie drohen mir auch im Namen von Herta Müller mit Anwälten und Gericht!
Hören sich auf damit!
Das ist schlechter Stil!
Sie haben die bundesdeutsche Öffentlichkeit nicht gepachtet!
Und es wird sicher noch ein paar kritische Journalisten und Wissenschaftler geben, die der Wahrheit auf den Grund gehen!?
Es ist Sache der Journalistik und der Wissenschaft, Wahrheiten ans Licht zu fördern, nicht zu verschleiern!
Wenn ich in der „Symphonie der Freiheit“ „J’accuse!“ gesagt habe, dann stehe ich auch dazu.
Wohlan, verklagen Sie mich!
Die Wahrheit werden Sie damit nicht aufhalten!
 
Die Zahl der Kommentatoren nahm täglich zu.
Gleichzeitig fand im „Forum“ der Siebenbürgischen Zeitung Online eine Paralleldiskussion statt zum Thema Spitzelaffäre bzw. zur Kontroverse Herta Müller-Horia Patapievici, die sich mehr und mehr zu einer Diskussion Carl Gibson gegen Herta Müller entwickelte.
In diese Paralleldiskussion, die zeitweise von alten weltanschaulichen Gegnern mit unlauteren Mitteln teils unter der Gürtellinie geführt wurde, griff ich nicht ein, weil ich mich nicht verzetteln wollte und weil es zeitlich nicht mehr zu bewältigen gewesen wäre.
Jedenfalls beschäftigte die Materie, die in Rumänien – wie es später hieß – durch den Blätterwald rauschte und über Wikipedia bald bis nach Schweden ausgedehnt werden sollte – mehr und mehr kritische Köpfe.
Die Strategie der Schweigenden, Gras über alles wachsen zu lassen, im Gegensatz zu Grass, der in die Offensive gegangen war und über seine NS-Mitwirkung selbst aufgeklärt hatte, ging nicht auf. Thesen und Antithesen verbreiteten sich – und sie werden auch noch heute diskutiert.
Mein Kommentar heute (2009):
 
Eine Lust an persönlicher Diffamierung bahnte sich an.
 
Meinem ersten und vehementesten Kritiker gingen wohl die Sachargumente aus. Und als guter Verschwörungstheoretiker – vielleicht auch munitioniert von anderer Seite aus dem Obskuren – konstruierte er Vorwürfe und zog Dinge an den Haaren herbei, die es nie gegeben hatte.
 
Richtig ist:
Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Berührung oder Konflikte mit Herta Müller oder Richard Wagner, wie oben in den Schreiben an Wagner auch hervorgehoben, weder öffentlich noch anonym.
Zu ignorieren war ich schlecht, weil Herta Müller und Richard Wagner vermutlich nicht einmal wussten, dass es mich gab, weil sie sich nie wissenschaftlich stringent mit oppositionspolitischen Themen, speziell SLOMR, beschäftigt hatten – und ich ihnen in der Belletristik oder in der Kritik nie ins Gehege gekommen war.
 
Ob sie wussten, dass der Autor der Lenau-Monographie aus dem Banat stammte, mag dahin gestellt bleiben.
Jedenfalls gab es keine Berührungen, weder positiver noch negativer Art.
 
Sie einfach in die Welt zu setzen, ist infam.
 
Die persönliche Diskreditierung ging dann auch noch soweit, mich zum „pathologischen Fall“ abzustempeln, zu stigmatisieren, um mich so unglaubwürdig erscheinen zu lassen.
Das war sehr billig. Ja primitiv.
 
 
Noch ein Wort zur Emotionalität:
 
Ein tatsächliches Opfer der Kommunistischen Partei und des Geheimdienstes Securitate empfindet die Gesamtdiskussion um Schuld und Sühne in einem totalitären System anders, als die ehemaligen „Mitläufer“ des Systems, die heute ihre persönliche Feigheit von damals gerne verstecken und vergessen wollen.
 
 
Die Schar der Diskutierenden wurde größer – mit neuen Thesen und Unterstellungen.
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Den Verdacht, ich könne mich still und leise mit Herta Müller und Richard Wagner arrangieren und gewisse unbequeme oder unethisch- unästhetische  Dinge – wie etwa die langjährige KP Mitgliedschaft des Dichters Wagner – nicht mehr ansprechen, um dafür indirekt gefördert zu werden, muss in deutlich von mir weisen.
 
Von anderen Schriftstellern, die unter den Verzerrungen der beiden litten, wusste ich, dass es so etwas gab und dass andere etablierte Namen es so gehalten hatten. Schriftsteller, Kritiker und Wissenschaftler waren also bereit, künftig auf Kritisches zu verzichten.
Das führte gerade zu den Halbwahrheiten, die Vertuschungen und Verschleierungen sind, die der Wahrheitsfindung und Vergangenheitsbewältigung im Wege stehen.
 
Es folgte die Schützenhilfe in polemischem Ton aus der Feder meines einzigen Adepten in diesem Kommentar: Das Abwiegeln und harmonisierende Auflösen der Diskussion missfällt ihm als ein Ende der Moraldiskussion.
 
Dazu mein kommunismuskritischer Flakgehilfe mit offenem Visier aus dem Schützengraben. Er will das Ende der Moraldiskussion und die Gleichmacherei zwischen Opfern einerseits und Richtern, Henkern und Schreibtisch-Tätern andererseits nicht hinnehmen.
 
 
Als Don Carlos schrieb ich am 13.08.2008, 08:00 Uhr über Grundsätzliches, das aus dieser Diskussion eine Sache von innenpolitischer Tragweite machte.
 
Nach meiner Auffassung hatten erst sachliche Fehleinschätzungen und politische Fehler diese Gesamtentwicklung möglich gemacht; politische Fehler, die bisher abgewürgt worden waren, die aber angesprochen werden mussten, wollte der soziale Friede künftig gesichert sein:
 
„Politischer Fehler durch falsches Signal!
 
Ist die Identität der ehemaligen deutschen Minderheit in Rumänien, der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben, ein Freigut, auf dem jeder herum trampeln kann?
 
Als die Konrad-Adenauer-Stiftung ihren Literaturpreis 2004 an Herta Müller vergab, ehrte sie eine Schriftstellerin, die sich nicht von den hetzerischen Passagen in ihrem Erstling distanzieren will.
 
Damit sanktionierte die KAS – und das ist nicht irgendwer, sondern die CDU-Stiftung – das Prinzip der „Hetze“.
 
Das ist ein falsches Signal, ein verheerendes sogar.
 
Oder, verehrter Herr Bundespräsident Köhler, darf gegen einzelne Teile des deutschen Volkes öffentlich gehetzt werden?
 
Mit Applaus und endgültiger Sanktion?
 
Das ist der eigentliche Skandal!

Das Prinzip zählt – und die Verfassung der Bundesrepublik ermutigt keine Hetze.
 
Der Name dessen, der die falsche Botschaft in seinem Werk transportiert, ist sekundär.
 
Und auch das Gesamtwerk eines Autors hebt eine Fehleinschätzung der Jugend nicht auf, wenn keine Distanzierung davon erfolgt.
 
Die Welt ist eine Welt der Symbole und Gesten –
und viel Unheil resultiert aus falschen Gesten und falschen Symbolen.
 
Klarstellung:
 
Mir ist in diesem Forum bzw. in der Korrespondenz mit Richard Wagner unterstellt worden, ich hätte mich an Diskreditierungskampagnen gegen Herta Müller bzw. gegen die Preisverleihung an Herta Müller „anonym“ beteiligt.
Richtig ist:
Erst mit der Veröffentlichung meiner Zeit-Dokumentation „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ nehme ich meine Argumentation auf und greife in die Diskussion ein.
 
Seit meiner Ankunft in der Bundesrepublik im Jahr 1979 habe ich noch in keiner öffentlichen Form Stellung gegen Herta Müller oder Richard Wagner bezogen oder Artikel veröffentlicht.
 
Was ich von Heckenschützen halte, die aus dem Versteck schießen, habe ich weiter oben in diesem Kommentar, mehrfach betont: ich verachte diese Haltung zutiefst, weil sie dem Angegriffenen die Möglichkeit nimmt, sich zu wehren!
 
 
Eine neue Stimme meldete sich – die Partie wurde immer spannender, zumal aus meiner Sicht, der ich immer noch fast allein mit dem Rücken zur Wand stand, nur mit Argumenten bewaffnet und einer gesunden Moral, die auf Wahrheit aufbaute und auf nichts als auf der Wahrheit!
 
War nach Heidegger nicht die Freiheit das Wesen der Wahrheit?
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
„Literatur“ ist nie unverbindlich.
Sie lebt nicht in den Intermundien oder im luftleeren Raum ferner Galaxien, sondern im Hier und Jetzt.
Sie hat eine Botschaft, gerade wenn sie mit historischen Kategorien (SS, Russin, etc.) und historischer Symbolik (Eisernes Kreuz etc.) operiert und wenn dort Klartextsätze wie: die deutsche Gemeinschaft legte ihre Gewehre auf mich an (Zit. Aus dem Gedächtnis) zu lesen sind.
Wenn das literarische Ich unabhängig davon ob es weiblich ist oder männlich und unabhängig vom Ort des Geschehens sich von den Gewehren der deutschen Gemeinschaf  bedroht fühlt, dann ist das ein eindeutig politisches Signal, eine Aussage mit Tragweite, deren Wirkung ihr geistiger Vater und Autor ermessen muss, wenn er sie formuliert, sonst klagt die Botschaft an, sonst hetzt sie auf. Der Schriftsteller muss wissen, was er tut, wenn er schreibt.
Das gilt auch für Herta Müller.
Weshalb hat sie nicht die innenpolitischen Missstände im Land unter Ceausescu aufs Korn genommen.
Weshalb musste sie ihre an die Wand gedrückten Landsleute angreifen, die allesamt im Exodus begriffen waren?
Weshalb schrieb sie um 1982 keine klar redenden Essays?
Weshalb versteckte sie sich in surrealistischer Fiktion garniert mit Seitenhieben auf die Welt, aus der sie stammte und der sie alles verdankte?
 
Mein scharfer Kritiker eilte der Fragenden zu Hilfe und kippte noch einen Laster Lehm auf mich hinunter, wohl in Unkenntnis des Berliner Liedes von Claire Waldoff: „wer schmeißt den n da mit Lehm, der sollte sich was schäm’.
Mein Kommentar heute (2009):
 
Kurz und bündig diese Unterstellungen. „Skandalerzeugung“?
 
Hatte ich die Affäre durch meinen moralischen Aufschrei vom Zaun gebrochen?
 
Oder hatte Herta Müller eine öffentliche Show abgezogen, indem sie einen Vorverurteilten ein zweites Mal an den Pranger stellte – und sich dabei – und so ganz nebenbei – als immer noch Verfolgte der Securitate in Erinnerung brachte?
 
„Eigenprofilierung“?
Die „Symphonie der Freiheit“, ein Buch, in welchem nach Herta Müllers oppositioneller Rolle in der Ceausescu-Diktatur gefragt wird, war längst veröffentlicht und wurde zufällig gerade in der Siebenbürgischen Zeitung angekündigt?
Brauchte ich diese Kontroverse?
 
Und nutzte sie mir wirklich, wo ich mich doch gerade in diesem Kommentar gegen Unterstellungen unterschiedlichster Art nur schlecht verteidigen konnte?
 
„Selbstvermarktung“ ?–
 
Die „Symphonie der Freiheit“ ist ein Buch, das viel Geld gekostet hat, um geschrieben zu werden.
Sie ist aber bestimmt kein Buch, das dem Autor etwas einbringt außer der geistigen Satisfaktion, ein Zeugnis abgelegt zu haben – nicht nur für das eigene Gewissen, sondern in vielen Geschichten und Phänomenbeschreibungen über die eigene Individualität hinaus für andere.
 
Wenn mein engagierter Kritiker einige Passagen aus der „Symphonie der Freiheit“ zu Gesicht bekommen und diese auch verstanden hätte, dann wäre ihm bewusst geworden,
dass das gesamte Opus eine „hermeneutisches“ Projekt ist und als solches seit einem Jahr in einem Nachwort angekündigt und im Internet veröffentlicht war. Und dies in eindeutiger Abgrenzung von der von Herta Müller praktizierten „Hermetik“, die verdunkelt und verschleiert, statt Phänomene aufzuklären und offen zu legen.
 
Würden das alles endlich einmal auch weitere kritische Geister erkennen und anerkennen, fragte ich mich am 5. Tag nach dem Auftakt mit Paukenschlag - und der Drohung der „Gerechten aus Berlin“.
 
Dann kam eine neutrale Wortmeldung.
Mein Kommentar heute (2009):
 
Diese neutrale Stimme brachte mir die erwartete Erlösung.
Also waren doch noch nicht alle verblödet oder zu feige, um eine Diskussion zu führen.
Der klare Kopf hatte genau erkannt, worauf es mir ankam und worauf es an sich ankam.
 
Ist Herta Müller, die als Repräsentantin der Bundesrepublik Deutschland um den Literatur-Nobelpreis kandidiert, eine moralisch und politisch integere Persönlichkeit – oder ist sie es nicht!?
Dass der Heckenschütze aus dem Busch als solcher angesprochen wurde, war längst überfällig, doch nicht so wichtig, weil es hier nicht um die Glaubwürdigkeit von anonymen Heckenschützen geht, sondern um die Glaubwürdigkeit von öffentlichen Personen, die sich dann und wann aus dem Versteck mir anklagenden, an den Pranger stellenden Brieflein melden, zur Sache selbst und zur eigenen Vita aber vieles zurückhalten und ganz verschweigen, weil es das Image gefährden könnte.
 
Erleichtert antwortete ich noch am gleichen Tag mit einem aufrichtigen:
 
Danke!
 
 Herta Müller kann Frieden stiften und die Wogen der Aufregung endgültig glätten, wenn sie sich ein für alle Mal von den missverständlichen und immer noch Unheil stiftenden Geschichtlein aus "Niederungen" distanziert –
 
und wenn sie aufklärt, weshalb sie damals, 1982, als der Exodus tobte und die deutsche Identität rumänienweit in Gefahr war, "gegen" ihre eigen Leute vorging - und nicht gegen die Kommunisten im Land!
 
So einfach ist das.
 
Wem nutzten ihre Unfrieden stiftenden "Fiktionen" am meisten?
 
Den Deutschen im Land bestimmt nicht!
 
Wenn die Distanzierung Herta Müllers von der falschen Botschaft der Hetze und der Spaltung erfolgt ist, dann kann man auch literaturwissenschaftlich über ihre "Fiktionen" reden
und über Fragen, wie sie die rumänische Aktualität ihrer Zeit, die Securitate und die Partei, dargestellt hat, das Leiden der Frau in einer historisch gewachsenen Gesellschaft und anderes mehr.
 
Dann können wir "hermeneutisch" diskutieren und auch ihre "Essays", die zum Teil nur Zeitungsartikel sind, einbeziehen.
 
Fragen der literarischen Wertung mögen zu literarischen Preisen führen.
Doch die politische Botschaft darf nie ignoriert werden.
 
Wer - wie Herta Müller - in die Zeitgeschichte eingreift,
Massen stigmatisiert und exponiert,
darunter viele Wehrlose, denen das Instrumentarium fehlt, sich zu wehren, muss damit rechnen, dass auch nach der Verantwortung gefragt wird?
 
Was dachte sie sich damals, als sie ihre eigenen Wurzeln verhöhnte?
 
So etwas akzeptiert kein Volk auf der Welt.
 
Denn das untergräbt das Selbstwertgefühl und über die geschwächte Identität die eigene Zukunft.
 
So etwa sieht das ein Philosoph aus der Zelle, der viel zu lange geschwiegen hat, weil er annahm, dass die Historiker und Politologen ihre Hausaufgaben machen würden.
 
Das ist nicht geschehen.
 
Deshalb greife ich ein und rede.
 
Die Welt wird dann entscheiden, ob ich auch etwas zu sagen habe.
 
Und die Leser haben die Freiheit, Herta Müllers Literatur zu lesen und gut zu finden - oder etwas von dem, was ich in die Welt gesetzt habe.
 
Ich handle im Glauben daran, dass der "Anstand" noch zurückkommen wird in Politik und Gesellschaft.
 
Und die Methode habe ich mir nicht ausgesucht.
 
Manchmal erfordern besondere Zeiten auch spezielle Mittel - und der Endzweck heiligt sie, wenn er edel ist und den Menschen besser macht, hilfreich und gut.


Der Zwischenruf eines früheren Kommentators mischte sich ein.
Mein Kommentar heute (2009):
 
Ein Nicht-Betroffener mag so lesen können.
Ein Betroffener kann es nicht, ohne seine Identität aufzugeben.
 
Herta Müller hätte auch vieles klarstellen und eventuelle Missverständnisse in den Interviews korrigieren und aus der Welt schaffen können.
 
Sie hat das nicht getan. Ganz im Gegenteil.
 
Sie hat weiterhin andere in die Ecke gestellt und sie diffamiert, was Unfrieden schafft und Spaltung, aber keine Versöhnung.
 
Der als „Heckenschütze“ entlarvte Kommentator der ersten Stunde, der nach eigene Angaben bereits im Jahr 2001 fleißig kommentierend in den geistigen Dialog eingriff, musste zurückschlagen und die „neutrale Stimme“ angreifen, die alles so deutlich ausgemacht hatte.
Meine Wenigkeit, Don Carlos alias Carl Gibson. Rückte zunehmend auf eine Metaebene vor – wenigstens in dieser Diskussion und in der Paralleldebatte im Forum der SbZ nebenan.
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Es fällt den Anhängern von Herta Müllers Literatur und weltanschaulichen Überzeugungen auch heute noch schwer, ihre eklatanten Fehleinschätzungen von Staat, Partei und Gesellschaft in der Ceausescu-Diktatur anzuerkennen.
 
 Dafür rechtfertigen sie ihr Nichthandeln und ihr Falschhandeln.
 
Mir werden dabei erneut pathologische sowie minderwertige Motivationen unterstellt, namentlich: Neid-, Kompensations- und Minderwertigkeitsgefühle.
 
Vielleicht kommt meine – von vielen nicht mehr erwartete - Überprüfung moralischer und politischer Integrität zu urplötzlich, eben wie ein Blitz aus heiterem Himmel, was gegen Rationalität spricht und für dumpfe Motivationen aus den Sphären der Unbewussten?
 
Nein, alles hat schon seine Richtigkeit. Jeder, der die gleiche Diskussion kritisch führt, muss auf die gleichen Fragen stoßen. Das dies noch nicht geschehen ist, ist ein Hinweis darauf, dass Herta Müllers noch sehr junge und vielfach überschätztes Werk noch nicht röntgenhaft untersucht wurde, sondern wohlwollend, weil man ihr bisher glaubte und dankbar, weil seine realitätsfremde Unfestgelegtheit interpretationsfreudig ist.
 
Die Stunde der Wahrheit für ihre Sprache und Literatur aber wird kommen, wenn ihr Widerstandsmythos erschüttert ist, wenn ihre Glaubwürdigkeit einbricht und wenn immer mehr feststellen werden, was Täuschung ist, was Lüge und Schein – und wo andererseits die vielen Facetten der Wahrheit einsetzen.
Vielleicht wird es den rumänischen Literaturwissenschaftler, Interpreten und Historikern vorbehalten bleiben, das Bild, das Herta Müller von der rumänischen Gesellschaft im Sozialismus zeichnete, von Volk und Staat, kritisch zu überprüfen.
 
Was die kleine Volksgruppe der Banater Schwaben wohl nicht mehr leisten kann, werden die Rumänen übernehmen müssen. Dann werden alle klarer sehen.
 
 
„Don Carlos“, dem die Diskussion an die Substanz ging – schließlich stand er seit Tagen im Dauerbeschuss von vielen Seiten - antwortete am 14.08.2008, 10:13 Uhr im 34. Kommentar in einer etwas aggressiver werdenden Stimmung:
 
Ostrakismos?
 
Neuzeitliche Steinigung – jenseits von Sodom und Eden?
 
„Was sollen wir, die ohne Sünde sind, mit Ihnen, den Sündern bloß tun?“
fragt der rumänische Schriftsteller Horia Patapievici vom RKI selbstironisch in seiner Antwort an Herta Müller –
und gibt der Anklagenden dem Schwarzen Peter zurück, dezent und galant, fast wie in einem Liebesbrief.
 
Und die deutsche Öffentlichkeit folgt mit Staunen, wie hier ein indirekter Persilschein ausgestellt wird.
 
Nur sind wir, seitdem wir den Garten Eden verlassen haben, alle nicht mehr ohne Schuld!
 
Was sagt Jesus dazu im Neuen Testament?
 
Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!
 
Also hören wir auf, anderen zu drohen, Frau Herta Müller, weder dem Rumänischen Kulturinstitut, noch dem unbequemen Frager!
 
Selbstbescheinigte Unschuld und Selbstgerechtigkeit kommen einer Hybris gleich! Das weiß ich aus eigener Erfahrung!
 
Und prometheische Auflehnung und Verstiegenheit kommen immer vor den Fall. Das ist schon seit Luzifers Verstoßung aus dem Himmel so – und andere „Engel“ folgten bis hin zu Faust und in die jüngste Geschichte.
 
Also Vorsicht im Kampf zwischen Schein und Sein.
 
Wenn der Schein verfliegt und der Nimbus weg ist, dann wird selbst aus der Heiligen Johanna nur noch ein Mensch, dem nichts Menschliches fremd sein darf.
Das Böse, das sind nicht immer nur die anderen, wie es Sartre einmal anklagend formulierte, sondern es ist vielschichtig in der Welt – das Problem der Theodizee werden wir nicht lösen.
 
Wir können es nur aus den Wirklichkeiten, die wir erlebt haben, deuten; und jeder auf seine Weise literarisch oder geistig-philosophisch darstellen und interpretieren.
 
Ob der surreale Zugang den sozialistischen Wirklichkeiten eines totalitären Systems gerecht wird, fast hundert Jahre nach dem Surrealismus eines Tristan Tzara, darüber soll die Literaturgeschichte entscheiden.
 
Die Fragen der Moral aber gilt es jetzt offen zu diskutieren, da sie unsere unmittelbare Existenz betreffen.
 
Wie aus der gut informierten „Siebenbürgischen Zeitung“ zu erfahren ist, gibt es wissenschaftliche Bestrebungen (ein Dissertations-Projekt), die Thematik Spitzel, Denunzianten, Mitläufer etc. gerade im Umkreis von Journalisten, Lehrern, Pfarrern und Schriftstellern aufzuarbeiten – mit starker Verweigerungshaltung der Betroffenen.
 
Die Zeit sei noch nicht reif, meinen sie!

Sie ist längst reif!
Erst wenn die Fakten feststehen, erst wenn historische Gewissheiten da sind, werden die Verdächtigungen aufhören.
Erst dann wird eine Vergangenheitsbewältigung möglich sein – und ein genaueres Differenzieren zwischen Schuld und Unschuld bei Einsicht, Anerkennung und Sühne!
Was fällt, soll man auch noch stoßen, sagt Nietzsche an einer Stelle!
Ist das so, Frau Müller?
Ist das eine moralische Handlung?
Und wer ist der nächste Antohi?
Dostojewski und Nietzsche werden wieder aktuell sein!
Und vielleicht gibt es auch einen neuen Fall: ... contra Wagner?
Post scriptum:
 
Zum Thema : Aversion von Dunkelmamm "(Kommentator 1" ( welch ein Pseudonym!) gegen: Carl Gibson alias Don Carlos:
 
Ich zitiere:
Meine Bewunderung haben Sie dafür, wie Sie sich in der SZ (Sächsischen Zeitung) mit anonymen Schmierfinken und verruchten Feiglingen à la (Kommentator 1) wacker herumschlagen." Das schrieb mir in der Nacht ein höchst etablierter Schriftsteller aus Rumänien, der seit vielen Jahren in der Bundesrepublik lebt und der die Thematik als "Insider" und gewichtiger Zeitzeuge kennt.
Er wird selbst entscheiden, wann er öffentlich in die Diskussion eingreift.
Nochmals Dank an ( die neutrale Stimme)  für die erwiesene Solidarität. Zuerst war (mein Flak-Helfer da, dann die neutrale Stimme ... vielleicht werden es noch mehr...
 

Die neutrale Stimme kam mahnend zurück, um auch meinen Machiavellismus zu tadeln, ohne einzusehen, dass ein edler Zweck manchmal auch „vertretbare“ Mittel heiligt.
 

Mein Kommentar heute(2009):  
 
Die neutrale Stimme, offenbar besser über Herta Müllers politisches Vorleben informiert, als ich es je hatte in Erfahrung bringen können, brachte es auf den Punkt.
 
War Herta Müller in der RKP?
 
Hatte sie ihrem Freund und literarischen Gefährten Richard Wagner nachgemacht und war auch zu den Kommunisten übergelaufen, zur einzigen Partei im Land, die nicht mehr Teil, sondern gleich alles war?
 
Mit dieser Gretchenfrage, die mit über die Unschuld entschied, wandte sich die immer brisanter werden politische Moral-Diskussion zunehmend gegen Herta Müllers Sauber-Image und stellte dieses abrupt in Frage.
 
Die Aktionsgruppen-Mitglieder Richard Wagner, Gerhard Ortinau. William Totok und Lippet waren in der kommunistischen Monopolpartei, die keine weiteren Blockparteien nötig hatte, um ihr Gesicht zu wahren wie die D. D“ emokratische“ R.
 
Ich wusste auch aus mehreren Quellen, dass Herta Müller die Ehrung der Jungkommunisten als Autorin angenommen hatte. Doch eine Bestätigung ihrer Mitgliedschaft fehlte mir.
 
Auch heute weiß ich nicht, ob sie „Genossin“ war oder nicht.
 
Wenn es zu einem persönlichen Gespräch gekommen wäre, hätte ich sie danach gefragt. Gute Bekannte aus ihrem früheren Umfeld, die es wissen können, wollte ich nicht mit dieser Frage konfrontieren, um ein Vertrauensverhältnis nicht zu missbrauchen.
Über die „genossenen“ Privilegien“ in der Diktatur Ceausescus kann sie selbst Auskunft geben.
 
Keiner trat auf, um Herta Müller vom Opportunismus-Vorwurf zu entlasten, den ich ganz generell anfangs in die Diskussion eingebracht hatte.
 
Ein kleiner Trost kam von einem Kampfgefährten aus dem Schützengraben.
Darauf ein Wort an alle aus meiner Feder:
 
Freie Geister!
 
Ich danke allen, die hier mitwirken.
Die Wahrheit liegt bekanntlich immer irgendwo in der Mitte - und wenn wir in einem gesunden Gespräch im Pro und Contra die Perspektiven aneinander annähern und das Subjektive der Einzelmeinung objektivieren, dann werden wir der Wahrheit etwas näher kommen.
(An meine Kritikerin): Würden Sie auch meinen Weg akzeptieren, den ich sehr konsequent gegangen bin - bis heute?
Ich startete nicht als Erleuchteter, der im Besitz des Steines des Weisen ist, nicht als Weltbürger, noch als Humanist, sondern - aus der Enge einer einfachen Welt heraus - als bescheidener, national fühlender Mensch, der noch viel lernen musste, bis er wurde, was er ist.
Der Weg durch die Stein-Wüste war schmerzhaft und mit Fehlern und Dornen gepflastert. Aber ich habe auf diesem Weg des aufrechten Ganges meinen Hals nicht gedreht und das Fähnlein nicht nach dem Wind ausgerichtet; auch habe ich mein Umfeld nicht beschimpft oder die Nationen um mich herum. Vor meiner Mutter hat in Sackelhausen im Banat meinetwegen niemand ausgespuckt.
Zu meiner neuen Heimat hatte ich nie ein diskrepantes Verhältnis - und als ich kam, kam ich gern in die Bundesrepublik! Eine Spazierfahrt nach Bukarest habe ich mir noch nicht geleistet! (An meinen frühen Befürworter): Ihr Lob ehrt mich. Wer etwas mehr von dem aufnimmt, was ich der Welt gerade anbiete, wird ihr Urteil verifizieren können.
Noch ein Wort zu Herta Müller! Wir werden differenzieren müssen zwischen der Person und dem Mythos. Diese urdemokratische Diskussion hier überprüft auch ihre Aussagen - und da das Internet beständig ist, werden diese Statements hier auch vielleicht einmal wissenschaftlich ausgewertet werden.
Ich schrieb mein Buch aus der Sicht des ehemaligen Bürgerrechtlers, der einfache Fragen stellt:
Wer ist wann, wo, von wem und wie verfolgt worden?
 
Meine "Literatur" kommt vielleicht später. Vorerst hatte die historische, politische und eben "moralische" Botschaft Priorität.

Entflechten wir doch die Dissidenz von der Literatur, prüfen wir die Fakten und entscheiden dann über Moral und Unmoral.
 
Der Kampf des Lichts gegen die Finsternis, der Kampf des Obskuren gegen die Aufklärung, der Dualismus von Gut und Böse, dieser alte metaphysische Kampf der Weltreligionen und der Philosopheme, betrifft auch uns - unsere Offenheit und unsere Lust, aus dem Dunkel mit Schlamm zu werfen. Irgendwann wird feststehen, wer die Lichtgestalt ist und wer das Widersacher-Prinzip verkörpert.
(An meinen schärfsten Kritiker):
Zu ihrer Ehrenrettung! Es gibt Charaktere, die sind zwar nicht das Salz der Erde, aber sie sind wie die Hefe und wirken wie Hefe. Genießen kann man sie kaum in größeren Mengen ohne zu erbrechen, aber sie wirken wie Katalysatoren und beschleunigen die Wahrheitsfindung auf ihre Weise. Also haben sie einen höheren Sinn im Kosmos - auch als principium negationis - als Geist, der stets verneint. Und dass mit Recht. Denn alles was entsteht ist auch wert, dass es zu Grunde geht. Drum besser wär’s, wenn nichts entstünde. Denn alles was der eine oder andere Sünde... kurz das Böse nennt ist gewisser Leute Element...

Mein Kommentar heute, September 2009:
 
Mir ging es um Schlüsselfragen, die Bestand haben werden und die noch mehrfach gestellt werden.
Mir unbegreiflich blieb die schizophrene, inkonsequente und mir hochgradig heuchlerisch erscheinende Haltung Herta Müllers und Richard Wagners zur Bundesrepublik und der Bundesrepublik, namentlich der konservativen Christlichen Union über die Konrad-Adenauer-Stiftung zu Herta Müller.
 
Ist die notorische Ablehnung des BRD-Modells durch orthodoxe Linke und KP-Mitglieder inzwischen Schnee von gestern?
 
Auf etwas spucken – und dann canossagleich zu Kreuz kriechen und dabei die Prinzipien der Jugend genüsslich in der Pfeife rauchen?
Ist das Moral?
 
Ist diese Haltung vorbildlich für die Gesellschaft?
 
Armes Deutschland . und verkehrte Welt.
 
Dafür aber werden diejenigen, die in schwerer Zeit der Verfolgung und Repression für das deutsche Vaterland, seine Kultur und für die deutsche Identität ihre Wange und ihre Haut hingehalten haben, als Ewiggestrige beschimpft und ausgegrenzt.
 
Ist das gerecht?
 
Und hat das etwas mit Moral zu tun?
 
Mein Kommentar heute, September 2009:
 
 
Es war ein schwerer Gang nach Canossa, Einsicht, Reue – ohne mein Hinzutun.
 
Vielleicht hat sich mein ärgster Kritiker dann doch noch gründlicher über meinen Lebensweg informiert und erkannt, dass meine Fragen nicht zu Unrecht aufgeworfen wurden – dass sie der Sache dienen sollen, nicht der billigen Eigenwerbung.
Überzeugt, dass sich die Kraft des Faktischen und somit die Wahrheit in vielen Formen letztendlich doch durchsetzt, hatte ich kein Problem damit, die Entschuldigung anzunehmen. War ich doch selbst schon oft in jugendlichem Enthusiasmus und von besten Absichten gesteuert und angetrieben über das Maß hinausgeschossen und hatte, ohne es zu wollen, andere gekränkt oder gar beleidigt.
Also nahm ich das Pardon an, ohne Triumphgefühle oder späte Genugtuung nach einwöchigem Ausharren in der Schlacht, deren Ende noch nicht abzusehen war. Immer noch rechnete ich mit einer Intervention der „Anwälte“ und dem Versuch der beiden „Gerechten aus Berlin“, mir doch noch den Mund verbieten zu wollen. Die psychische Anspannung hielt an, durchsetzt nur und gelegentlich unterbrochen durch zahlreiche Emails Betroffener und durch Telefonkontakte neugierig gewordener Mitleser an den Bildschirmen, die mir alle die unterschiedlichsten Dinge zur Thematik erzählen wollten. Unter anderem wurde ich mit wirren Verschwörungstheorien konfrontiert, deren Abwegen ich aber zu keinem Zeitpunkt zu folgen bereit war. Neuer Gerüchte bedurfte es nicht mehr. Die Aufklärung der noch offenen Fragen reichte vollkommen aus, um mehr Licht in das Dunkel zu bringen. Fakten offen legen, diese ansprechen, analysieren, bewerten – und moralisch wie politisch werten, darauf kam es mir an. Schließlich hatte ich ein politisches Buch geschrieben, das von einem Ethos getragen wurde.
Moralist wollte ich keiner sein. Doch wenn es galt, moralische Fragen anzusprechen, die von politischer Tragweite sind, dann musste ich mich der Diskussion stellen – und weiter bohren wie der Inquisitor oder der Staatsanwalt, nur mit den Methoden des geistigen Dialogs.
Herta Müller hätte jederzeit aus ihrem Versteck heraus treten und persönlich in die Diskussion eingreifen können.
Sie tat es nicht!
War sie sich zu schade, das Internet zu nutzen?
 
Oder wollte sie die unbequemen Fragen so lange wie möglich aus der Öffentlichkeit heraus halten, ohne selbst Farbe zu bekennen? Ich vertraute weiterhin dem anderen Prinzip, der offen Frage und Rede – in der Hoffnung, bald werde noch mehr Wahrheit ans Licht kommen.
 
Am 15.08.2008, 08:34 Uhr zielte ich auf einen wunden Punkt und speiste folgende Fragestellungen in den Internet-Kommentar der SbZ:
 
Die „Gretchenfrage“ an Herta Müller!
Wie halten Sie es, Madame, nein, nicht mit der „Religion“, sondern mit der „kommunistischen Weltanschauung“?
Wie hielten sie es damals, wie heute?
Waren Sie wirklich Mitglied in der Rumänischen Kommunistischen Partei, in einer Organisation, die heute von den Rumänen selbst im großen wissenschaftlichen „Report zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ als „verbrecherische Vereinigung“ eingestuft wird?
Wann sind Sie in die RKP eingetreten und wann sind Sie wieder ausgetreten? Die deutsche Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, ob Sie ein totalitäres System gebilligt haben und wann Sie sich von diesem distanzierten! Denn Sie sind von einer großen Stiftung des deutschen Volkes geehrt worden, von der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung, die über die Volkspartei CDU einen großen Teil des deutschen Volkes mit repräsentiert? Und ihr gutes Gewissen als ehemalige Linke hat Sie nicht davon abgehalten, den „literarischen Preis“, der „per se“ ein „politischer Preis“ ist anzunehmen! Haben Sie auch Privilegien der RKP in Anspruch genommen – und welche? Sind Sie tatsächlich eine „Nutznießerin“ des Ceausescu-Regimes, wie dies auch aus einer SbZ- Rezension des Ingmar Brantsch- Buches über die noch existente deutsche Literatur in Rumänien zu erfahren war?(Neutrale Stimme) stellt die Überlegungen RKP- Zugehörigkeit und Privilegien in den Raum. Ich habe sie noch nicht überprüft.
Klären Sie uns auf, Frau Müller! Auch das ist eine Gewissensfrage - und ein moralisches Problem!
Ein ausführlicher Lebenslauf im Internet könnte abhelfen.
Das Wesen des Chamäleons besteht darin, die Farbe zu wechseln. Und der Wendehals wendet wesensgemäß den Hals. Doch wollen wir, kritische Journalisten von der „Frankfurter Rundschau“ und Juroren im Auftrag der „Konrad-Adenauer-Stiftung“, solch einen „natürlichen“ Opportunismus auch noch öffentlich gutheißen und auszeichnen? Oder fördern wir dadurch nicht gar den demokratischen Untergang im Abendland?
Auch ich war einmal in einer Partei, in einer demokratischen!
Bald nach meiner Ankunft in Deutschland trat ich in die CDU ein, stritt im Wahlkampf für Kurt Biedenkopf in Dortmund und für Franz Josef Strauß als Bundeskanzler und bezahlte den Partei-Mitgliedsbeitrag aus dem Taschen des Abiturienten.
Das war mein Idealismus damals und mein Glaube an den Slogan:
„Freiheit statt Sozialismus“.
Als ich damals um 1981 (Zeitpunkt der UNO-Klage gegen Ceausescu) sah, dass sich meine Ideale nicht umsetzen ließen, trat ich aus der CDU aus – ganz so wie ein mir nahe stehendes Mitglied der Aktionsgruppe- Banat etwa 1976 aus der RKP austrat, nachdem die Securitate ihn quälte und der Partei-Zensor seine „Literatur“ verstümmelte.
Wie handelte Herta Müller damals?
Ja,!
Ich werfe Herta Müller tatsächlich vor, damals mit dem Teufel paktiert zu haben. Aber nicht unter Druck – wie der gequälte und erpresste Dichter Ion Caraion in der Zelle nach 11 Jahren Haft  ich habe der Materie ein ausführliches Kapitel gewidmet, das aus ihr die gesamte Fratze des kommunistischen Systems heraus scheint), sondern: freiwillig!
Herta Müller folgte „nur“ ihrem „Gewissen“, als sie – wie andere auch – im sozialistischen Rumänien noch oben kommen und Karriere machen wollte.
Die machiavellische Methode des rücksichtslosen „Wille zur Macht“- Entfaltens, (neutrale Stimme), die Sie mir kritisch unterstellen, beherrschten schon andere vor mir, von den antiken Machtmenschen, über Cesare Borgia bis in die neueste Zeit. Nur (an meine Befürworter und Kritiker gerichtet)!
Mit dem eigenen „Gewissen“ muss man ein Leben lang auskommen, will man nicht in innerer Diskrepanz leben. Um jeden Preis berühmt zu werden ist eine Sackgasse, die zum Holzweg werden kann. Die großen Nietzsche-Themen, Moral und Unmoral, Gut und Böse, sind aktueller denn je – auch in dieser Diskussion.
Lassen Sie uns also nicht „verhüllen“, „verschleiern“ „ und mystifizieren, denn das alles liegt nahe an der Täuschung, sondern „mit dem Hammer philosophieren“ und aufklären wie Voltaire, Heine, Zola und Nietzsche – und nicht mit Hammer und Sichel wie Stalin oder mit verdrehten, pervertierten Kreuzen wie andere Menschheitsverbrecher.
Dann werden wir uns dem annähern, was ich in meinem Testimonium authenticum die „historische Wahrheit“ nenne. Noch ein Wort zu (Kommentator 1)! Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung und respektiere Ihre Meinung. Nur waren einige Ihre Behauptungen schlechthin (Selbstverlag etc.) falsch und a priori diskriminierend. Nie hätte ich meine Publikationen etc. hier genannt, wenn Sie nicht explizit nach der Fundierung meiner "wissenschaftlichen" und politisch-sozialen Autorität gerufen hätten. Ganz so "auf der Suppe daher geschwommen" bin ich nun auch nicht!

Am 15.08.2008, 11:26 Uhr äußerte eine enttäuschte Stimme die Vermutung, Herta Müller werde nie antworten.
Mein Kommentar heute (2009):
Das ist ihr gutes Recht. Sie muss sich nicht belasten Sie darf schweigen. Und ich werde mit ihrem Schweigen leben.
Doch bald werden andere kritische Fragen stellen, auch diejenigen, die ihr bisher noch glaubten. Dann wird sie Antworten nicht mehr aus dem Wege gehen können. Und die kritischen Frager werden sich nicht mehr wie bisher – aus Rücksicht auf eine zarte Seele und aus Takt oder Höflichkeit mir ausweichenden Antworten zufrieden geben.
Dann wird die Stunde der Wahrheit kommen, auch für Herta Müller. Und sollte sich dann herausstellen, dass sie erhebliche Tatsachen verschwiegen und der Öffentlichkeit vorenthalten hat, dann wird ihre Literatur so wertlos werden wie ihre geistige Botschaft – getreu ihrem Motto aus dem Kindergarten: Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit hat keine.
Mein Kommentar heute (2009):
 
Tabula rasa?
Wo bleibt das Reine Tisch machen – und das Kehren mit eisernem Besen vor der eigenen Haustür?
 
Herta Müller kehrte bei anderen und versteckte alles, was ihr an biografischen Daten nicht in den Kram und in den neuen Lebensstil passte, unter den Teppich. Einmal Opportunist, immer Opportunist?
 
Wie viele Chamäleons es doch gab – und Wendehälse?
 
Hatte man sich schon daran gewöhnt? Waren sie Normalität, nicht Ausnahme?
Nachdem die Argumente mehr wurden und ich im Dauerfeuer standhielt, neigte sich das Pendel zu meinen Positionen hin – und mein Stern steig wieder.
 
Die Skeptikerin kam wieder – und sie stellte Fragen, die zunehmend kritischer wurden.
Mein Kommentar heute:
 
Herta Müller war eine Privilegierte, die reisen durfte mit dem Plazet der Kommunistischen Partei und der Securitate, eine Art Staatsreisende nicht nur auf „einem Bein“, sondern protegiert und mit Argusaugen bewacht.
 
Der rumänische Staat hatte nach eigenem Souveränitätsempfinden ein Interesse daran zu wissen, wie loyal sich seine Staatsbürgerin im Ausland verhielt – er wollte wissen, ob das Paradigma der „loyalen Kritik“, das Richard Wagner ausgegeben hatte, auch im Westen eingehalten wurde oder ob Herta Müller dort auch gegen diktatorische Verhältnisse im Rumänien Ceausescus wetterte.
 
„Nur Mitarbeiter der Securitate und loyale Partei-Genossen dürfen in den Westen reisen“, sagte mir mein Mitstreiter bei SLOMR.
Das ist in der DDR so und im gesamten Ostblock. Sicher auch im Kommunistischen Rumänien.“
 
Widersprechen konnte ich nicht, aber auch nicht dementieren.
 
Wer Umgang mit der Securitate und der KP hatte, war irgendwie involviert.
 
Bis zu welchem Grad er es war, darüber können nur die Securitate-Akten Auskunft geben, insofern diese nicht früher oder später „gefälscht“ wurden – um zu belasten oder um zu „entlasten“. Das Zusammenspiel mit den Geheimdiensten und mit einer rücksichtslosen Staatsmacht war immer unprinzipiell und kompliziert.
 
Richard Wagner sei auch gereist, sagt man, mehrfach! I
ch weiß nicht, ob das stimmt. Jedenfalls war er 1985 fünf Wochen lang in der BRD – und reiste zurück zu Ceausescu.
 
Jedenfalls kann die „Verfolgung“ von Herta Müller nach ihrer ersten Reise in den Westen um 1984/95 – als Richard Wagner noch in der später als „illegitim und verbrecherisch“ anerkannten Partei war, nicht so arg gewesen sein, wenn man – wie Herta Müller – freiwillig und gerne an die Stätte der Grausamkeiten zurückkehrt.
 
In meiner Anfrage an Herta Müller vom 10.10 2006 fragte ich explizit nach der Art ihrer Verfolgung. Sie schwieg und beschränkte sich öffentlich auf die bloße Allerweltbehauptung, eine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst Securitate verweigert zu haben, wohl weil sie erfahren hatte, dass diese – vielleicht nur reine Schutzbehauptung im Westen ausreicht, um als Widerstandskämpferin und antikommunistische Dissidentin ernst genommen zu werden.
 
Welcher Widerstandskämpfer gegen die Hitler-Diktatur bzw. gegen die NSDAP wäre als seriös empfunden worden, wenn er nur eine potenzielle Ablehnung der Gestapo-Kontaktierung in den Raum gestellt hätte?
So mager ist die Dissidenz Herta Müllers, während Richard Wagner explizit öffentlich kundtat, damals unter Ceausescu kein „Dissident“ sein zu wollen, nicht einmal aus den Reihen der Kommunistischen Partei heraus, der er über viele Jahre angehörte.
 
 
Ein weiterer Kommentator, sonst in dem Forum als konservativer Querulant bekannt, schaltete sich am 15.08.2008 mit der Anregung ein, jeder Mitdiskutant mit seinem richtigen Namen und seinem Wohnort eintragen.
 
Mein Kommentar heute(2009):
 
Getadelt wird eine fast schon destruktive Haltung, die nur paraphrasiert, ohne neue Erkenntnisse beizutragen.
Noch wichtiger aber ist die Identitätslüftung, wenn es darum geht, totalitäre Botschaften und Systeme verbal zu rechtfertigen, zu verniedlichen oder die aufklärende Botschaft von Zeitzeugen ins Lächerliche zu ziehen und ad absurdum zu führen.
Auch das ungehemmte Diagnostizieren, Pathologisieren, Anklagen oder reine Bewerfen mit Schmutz und „Lehm, ohne sich zu schäm’“ sollte nicht durch Identitätsverschleierung ermöglicht oder gar noch ermutigt werden.
 
Den konservativen Querulanten in die Schranken weisen wollend, meldete sich ein früher bereits kurz präsenter Relativist, wieder bereit, Gut und Böse, Schuld und Unschuld in einem undifferenzierten „Zusammenfall der Gegensätze“ (coincidentia oppositorum) aufzulösen.
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Sodom und Gomorra?
Ende der Moral?
 
Wie wäre es denn, wenn wir Ethik und Moral ganz abschaffen – und nur noch in einem Bereich agieren, den Nietzsche „Jenseits von Gut und Böse“ genannt hat? Dann fallen wir in den Urzustand zurück, in eine Welt, die Hobbes beschrieben hat,  in den Kampf der Prinzipienlosigkeit und Wildheit außerhalb von Kultur und Zivilisation – in das „homo homini lupus“ – wo ein Mensch dem anderen ein Wolf ist.
 
So weit ging nicht einmal Herta Müller, die aus dem Banat mit F.C. Delius Hilfestellung ein „Sodom und Gomorra“ machte, aber trotzdem davon überzeugt war, die falschen Werte, sprich die Welt der Alt-Nazis und Jung-Nazis etc, von der richtigen Warte aus anzuprangern und zu bekämpfen.
 
Wenn Werte fehlen – und darüber denkst ein ethisch orientierter Philosoph sein Leben lang nach – dann gerät alles ins Schwimmen, alles wird fragwürdig und relativ, Mensch und Gesellschaft verlieren ihre Bindungen und Anker – sie treiben im Strom dahin – und sie scheitern letztendlich an der Orientierungslosigkeit.
 
Wollen wir dorthin?
 
Wollen wir durch die Auflösung der Gegensätze jede Schulfrage abwürgen und damit dem Machtmenschen und Mordgesellen aller Couleur und Lager einen Freibrief ausstellen, um alles zu vernichten?
Die Unreife der relativistischen Position wird überdeutlich – es geht nicht ohne Moral. Unter Wölfen vielleicht, aber nirgendwo unter Menschen.
 
 
Nach dem Wechsel einiger Hauptkommentatoren in das „Forum“ der SbZ zeichnete es sich langsam ab, dass die immer spezieller und differenzierter werdende Diskussion langsam abklingen würde. Das Werk Herta Müllers war doch nicht so bekannt, wie ich es mir vorgestellt hatte, und konnte deshalb auch nicht differenziert besprochen werden.
 
Am achten Tag, den 16.08.2008, 07:28, Uhr wollte ich noch einmal in medias res und zu den Dingen selbst vordringen, um die unverzichtbare „Moral-Diskussion“ weiter zu führen.
Ein Grundsatzproblem, dass die Gesamt-Konzeption meiner „Symphonie der Freiheit“ bestimmt hatte, sollte der Öffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben. Wer gründlich nachdachte, und ich hoffte auf viele kritische Köpfe, der konnte sich selbst einen Reim darauf machen. Schließlich lebten wir zweieinhalbtausend Jahre nach den aufklärenden Sophisten – und immerhin mehr als 200 Jahre nach Voltaire, Rousseau und der Französischen Revolution, aber auch nach Zola und Nietzsche.
Also schreib ich folgendes:
 
Dichtung oder Wahrheit?
 
Intellektuelle Wahrhaftigkeit oder Lüge?
 
Danach fragt nicht nur Nietzsche seit Platons Höhlengleichnis.
 
Warum lügen Dichter?
 
Warum gaukeln sie der Welt etwas vor, virtuos und akrobatisch wie Seiltänzer? Warum servieren sie Zerrbilder aus verdrehten Perspektiven, wo doch volle Wahrheit angesagt ist, klar und deutlich seit Descartes, nicht janusköpfig oder schizophren?
Denn ohne Wahrheit wird es keine Gerechtigkeit geben!
 
Warum speisen die Wenigen die Vielen dieser Welt mit Potjomkinschen Dörfern ab, mit Lügengebäuden und Lügenfassaden, die auf Sand gebaut sind und dem ersten Windhauch nicht widerstehen werden?

Der Eigennutz ist es, der sie antreibt!
 
Und warum schweigen die anderen hehren Geister in den Elfenbeintürmen und in der Alma Mater?
 
Und die Zeitzeugen, die noch mehr wissen, die reden könnten und aufklären?
Es ist der gleiche Egoismus und die Befürchtung, sich durch zu viel Licht und Wahrheit selbst zu schaden!
 
Denn wer auf dieser Welt hat nicht irgendwo selbst etwas Dreck am Stecken?
Allzumenschliches überall – und es menschelt sehr, auch in der Moraldiskussion.
 
Unsere Welt hat gelernt, mit der Lüge zu leben – und mit der Heuchelei.
Überall wird man ermutigt dazu.
Schweigen, Aussitzen, wo andere Unbeirrbare bohrende Fragen stellen – die große Welt der Politik mit ihren diplomatischen Winkelzügen macht es vor.
Wenn etwas faul ist im Staate … dann weder bestätigen, noch dementieren.
Tee trinken und abwarten, bis der Sturm vorüberzieht, in der Hoffnung, kein aufgewirbelter Stein werde das Glashaus treffen …
Soviel, (Kommentatorin X) zu Ihrer berechtigten Sorge!
Viel wurde gefragt … aber auch Marathon-Kommentatoren werden einmal müde …
 
Eine weitere Nacht ging ins Land.
Und neue Ideen reiften heran, Gedanken die ausgesprochen werden mussten. Da ich Jahre lang über die gleichen Fragen nachgedacht und meine Gesellschaft, in der ich lebte, recht genau beobachte hatte, da ich zufällig auch ein dickes Buch geschrieben hatte, welches zu jene gehört, die „geworfen tödlich wirken“ – wie man alter Professor und Nietzscheforscher zu sagen pflegte, waren die Ideen im Kopf vorformuliert und präsent. Von einem Wahrheitsdrang und dem alten Gerechtigkeitsempfinden getragen, flossen sie leicht in die Tastatur und auf den Bildschirm. Die Furcht vor den Anwälten von Herta Müller und Richard Wagner, der gerade für sein Lebenswerk geehrt und einen weiteren Preis erhalten hatte, hemmten mich nicht. Entweder ich irrte mich in meinen Einschätzungen oder andere, die den Lorbeer an Herta Müller und den langjährigen KP Genossen Richard Wagner verteilten, irrten. Die Zeit und die Sonne würden die Wahrheit an den Tag bringen. Davon war ich überzeugt wie Zola vor der Dreyfus-Affäre. Mein „J’ accuse war bereits in der „Symphonie der Freiheit“ formuliert worden. Das folgende waren nur Exegesen dazu: 
 
Die "conditio sine qua non" einer menschenwürdigen Existenz ist die "Freiheit", verkünde ich leitmotivisch in meinem ihr gewidmeten Werk.
 
Doch "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" sind ebenso wichtig in einer "menschlichen Gesellschaft", wo jeder - nach Kants kategorischem Imperativ - die "Freiheit" und die Würde seiner Mitmenschen respektiert.
 
Als wir, mitten im Kalten Krieg, als die Welt noch deutlicher in Gut und Böse aufgeteilt war, aus den Gefängniszellen heraus die Lügenwelt der Kommunisten wie der kommunistischen Gaukeleien und Täuschungen bekämpften, glaubten wir "Dissidenten" noch an die Umsetzung dieser " zentralen Werte" zumindest in den westlichen Demokratien - im christlichen Abendland!
 
Heute scheint die "Welt der Lüge" auch auf die Demokratien des Westens "abzufärben", transportiert von fragwürdigen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, die beide Prinzipien - aus Naivität, Unwissenheit und politischer Dummheit -vermengen und damit den alten metaphysischen Dualismus zwischen Gut und Böse auflösen wollen.
 
Im dialektischen Kampf zwischen Licht und Finsternis glaubten sich die Kommunisten in Anknüpfung an Spartakus, an die Aufklärung und an die Ideale der Französischen Revolution auf der Seite des Lichts zu stehen.
 
Inzwischen fördern gerade sie den Obskurantismus und Mystizismus im Versuch, alles "unter den Teppich zu kehren" und die eigenen Verbrechen vergessen zu machen.
 
Das ist keine gute Basis für eine zukunftsweisende Vergangenheitsbewältigung.
 
"Täter" und "Opfer" sind auch ihrer verzerrten Perspektive nahezu gleichwertig –
 
damit sind wir, nach einem Nietzsche-Wort tatsächlich "Jenseits von Gut und Böse" angekommen.
 
Ob da eine neue "Morgenröte" wartet, auf die Nietzsche hoffte in einer neuen Moral?
 
Fazit: Die "Moral" geht unter, wenn der Wolf die Ethik des Schafs predigt.
 
Darüber sollten einige Leute nachdenken.
 
Der Glaube an "Freiheit", "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" hielt uns - wahrhaftige Christen und wackere Antikommunisten - damals aufrecht und im Leben.
 
Heute drohen Desillusion und Verzweiflung.
 
Die "Lüge" in vielen Formen ist auf dem Vormarsch, wird mächtiger, ja übermächtig ... und die Handelnden schweigen ... und sie handeln falsch.
 
Was, (Kommentatorin X), ist ein Leben ohne Wahrheit?
 
Ein "gewissenloses" Schwein mag damit Leben, aber nicht ein "Mensch"!

 
Mein schärfster Kritiker musste wieder eingreifen. Nachdem ihm Selbstkritik, Reue, Einkehr, Canossa-Gang und Entschuldigung die Würde und das freie Wort wieder ermöglicht hatten, merkte er am 17.08.2008, 14:30 Uhr noch einiges an an Ideen und guten Überlegungen, die unsere Moraldiskussion noch ein paar Punkte weiter brachte:
 
Mein Kommentar heute (2009):
 
Zur stilisierten „Freiheit“:
 
Mit der positiven Definition und Vorstellung der Freiheit verhält es ich wie mit den Gottesbeweisen und dem Gottesbegriff. Man hält an der Summe des Guten fest, weil man an das festhalten daran psychisch zugrunde gehen würde.
 
Die Freiheit ist für die Schmachtenden in der Zelle und im großen Gefängnis dahinter „eine regulative Idee“ im Sinne Nietzsches oder des Nietzsche-Interpreten und Existenzphilosophen Karl Jaspers.
 
Der Gefangene und Ohnmächtige in der maximalen Depriviertheit will den Bestand der Freiheit überhaupt nicht überprüfen, weil er sich durch das Dahinterblicken und Verifizieren, den Ast abschneiden würde, auf dem er sitzt und dank dessen er überlebt.
 
Der Verlust der Ideale – das wussten KZ-Häftlinge und Gulag-Insassen aus empirischer Beobachtung – führt in die Resignation und kommt dem Freitod gleich.
 
Wir befinden uns im Zustand der negativen „Umwertung aller Werte“, wenn wir es zulassen, dass „Wölfe die Ethik der Schafe predigen und diesen die Maximen ihres Handelns vorgeben“. Das funktioniert nur in der heuchlerischen Gesellschaft, in einem Staat mit morscher Sittlichkeit, der untergehen wird, weil er sich seiner moralischen Fundamente beraubt, indem er sich selbst belügt.
 
Der Zweck heiligt die Mittel, wenn – etwa über eine Notlüge – ein hoher Wert gerettet wird, nur dürfen die Mittel den Endzweck nie aufheben. Also sind unlautere Mittel nie gestattet, schon gar nicht im Rechtsstaat, der unglaubwürdig werden würde und seine Bürger in tiefe Krisen und Unglück stürzen würde.  
 
Am 17.08.2008, 16:39 Uhr eröffnete ich meine moralische Rechtfertigung mit einem Dichterwort, dass die Linken ihrer dunklen Zeit entgegengehalten hatten:
 
„Das Licht vom Himmel lässt sich nicht versprengen, / noch ist der Sonnenaufgang zu verhängen,/ mit Purpurmänteln oder dunklen Kutten“!
(Zitiert aus dem Gedächtnis)
 
Als Karl Marx und Friedrich Engels gerade dieses kraftvolle Lenau-Zitat aus den „Freien Albigenser-Dichtungen“ in ihre Zukunftsvision einbauten, wollten die beiden Klassiker der Kommunistischen Weltanschauung wohl damit andeuten, verehrte Dunkelmänner aus dem Verborgenen, die Dunkelheit der Nacht werde kaum über das helle Sonnenlicht des Tages triumphieren – oder die Lüge über die Wahrheit!
 
Ja, wir Opponenten waren damals naiv!
 
Doch naiv in Sinne der Definition Friedrich Schillers – und deshalb „natürlich“!
 
Bestärkt vom ewig Guten im Menschen und von der prästabilierten Harmonie im Kosmos und in der besten aller Welten glaubten wir Zwanzigjährigen damals daran, dass ein „elementares Menschenrecht“ ein Fundamentalrecht ist, das weltweit Gültigkeit hat und das dem dekadenten und moralisch degenerierten Staat entgegengehalten werden muss, während andere, ein paar Jahre reifer an Jahren und schon an der „Universität“ meinten, sich mit dem korrupten Staat „arrangieren“ zu müssen.
 
Das war einer der feinen Unterschiede zwischen uns.
 
Ich las Heine, Lenau, Nietzsche.
 
Die anderen lasen ... Celan – und verstanden ihn nicht.
 
Und sie lasen auch noch ... Bert Brecht, der ein Leben lang ein „Dissident“ und ein moralisch aufrechter Charakter gewesen war, - und sie verstanden seine Botschaft an die „Nachgeborenen“ wohl auch nicht. Menschen, schützt der Wissenschaft Licht ...nutzt es ... missbraucht es nicht …
 
Schauen wir einmal, was ihre „Wahrheit“ von damals wert ist, wenn sie durchleuchtet wird –
 
Die Röntgenstrahlen sind schon erfunden;
die gesamte Wissenschaft ist aufgerufen zu überprüfen, ob die damals erworbenen Meriten ausreichen, um Andersdenken im demokratischen Staat mit Anwälten und Gerichten zu drohen und Strauchelnde zu stoßen – und dies noch in Berufung auf „politische Integrität“ und Moral!
 
 
Eine Kommentatorin, deren Herz und Verstand ist fast schon erreicht hatte verwies mich und den anderen an den Bildschirmen am 17.08.2008 auf die vielen gewissenlosen Schweine auf der Welt mit dem Vermerk, wer nur die Wahrheit suchte, bleibe einsam.
 
Darauf antwortete ich ihr – seit fast zwei Jahrzehnten an einem Werk über „Einsamkeit und Melancholie seit der Antike“ arbeitend und deshalb mit der Materie gut vertraut – auch fast schon wehmütig und resignativ am 17.08.2008:
 
Lieber "einsam und allein" - bis zum letzten Gang, aber mit reinem Gewissen, als "mit Preis" unter den Fliegen des Marktes in Verstrickung in die Schuld.
 
Ich glaube, (Kommentatorin X), wir verstehen uns?
 
Seit fast zwei Jahrzehnten arbeite ich an einem Werk über "Einsamkeit und schöpferische Freiheit".
 
Großartige Menschen zogen es vor, sich ins Hinterstübchen zurückzuziehen, "frei" zu sein und für Wissenschaft und Kunst zu leben.
Epikur, Marc Aurel, Seneca, Augustinus, Meister Eckart, Petrarca, Montaigne, Leonardo da Vinci, Pico della Mirandola, Michelangelo, Rousseau, Goethe, Nietzsche, Lenau und viele andere gehörten in diese große Familie (der Melancholiker), viele Komponisten und Maler wie Vincent van Gogh - aber keiner dieser großen Menschen gab sein "Ethos" preis, denn der Verzicht auf "Wahrheit" bedeutet Untergang, auch im Künstlerischen.
 
Jeder Geist übermittelt eine "moralische Botschaft" an die Gesellschaft, aus der er sich zurückzieht.
 
Ihr Einsamen von heute, lehrt Nietzsche im "Zarathustra". Aus Euch soll einst ein Volk entstehen. Und aus ihm der Übermensch!
 
Nur ist der Übermensch Nietzsches nicht etwa der "homo novus" der realsozialistischen Gesellschaft, an den die verträumten Edelkommunisten im Banat der Ceausescu-Diktatur träumten.
 
 
Ich war müde geworden und hatte auch das Gefühl, die Diskussion sei an dieser Stelle am Ende angekommen. Einige Köpfe und Gehirne hatte ich mit meinen Argumenten erreicht, andere kaum. So war das im Leben, in Wissenschaft und Kunst.
 
Am 18.08.2008 erfolgte dann mein letztes Statement, das gleichzeitig zu einem provisorischen Schlusswort werden sollte, denn die Moraldiskussion ist noch längst nicht abgeschlossen, sie beginnt erst mit alle ihren „politischen“ Implikationen und „literaturhistorischen“ Konsequenzen.
 
Das Statement war noch einmal der moralischen Auseinandersetzung von Wahrheit und Lüge gewidmet. Und es sprach eine Idee an, die ich in der „Symphonie der Freiheit“ als großes Thema con variazioni gestaltet hatte, die Wahrheit der Lüge:
 
„Lügen haben kurze Beine – die Wahrheit hat keine“.
 
Das wahre Engagement in der Fälschung.
 
Mit diesen Worten überschreibt Herta Müller einen ihrer Essays über Geschichtsfälschung.
 
„ Es gibt Menschen, denen ich glaube, auch wenn sie keine Beweise haben. Es gibt Menschen, denen ich nicht glaube, auch wenn sie Beweise haben. Es gibt Menschen, denen ich nicht glaube, gerade weil sie Beweise haben.“
 
Soweit, so gut!
Aber wie halten Sie es mir der „Wahrheit“, Frau Müller?
 
Dürfen wir Ihnen glauben?
 
Haben sie immer und überall stets die „Wahrheit“ gesagt, nur die volle Wahrheit – und nichts als die Wahrheit?
 
Haben Sie der bundesdeutschen Öffentlichkeit, die Sie vielfach ehrte, nicht erhebliche Tatsachen verschwiegen, die mit Ihrem persönlichen Werdegang zusammenhängen?
 
Von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte und des Öffentlichen Lebens, die eine „moralische und politische Integrität“ für sich reklamieren, erwarten alle die volle Wahrheit.
 
Erst wenn alle Fragen beantwortet und alle Zweifel – etwa über eine fragwürdige Parteizugehörigkeit – ausgeräumt sind, interessieren Ihre schriftstellerischen Überlegungen zur Geschichtsfälschung der Kommunisten in Rumänien.
 
Der kritische Staatsbürger, der über öffentliche Preise wertet und ehrt, will nicht nur glauben: Er will wissen!
 
Die Kraft des Faktischen hat Priorität!
 
Klären Sie uns auf!
 
Es wird eine Grundsatzdiskussion geben, welchen Personenkreis dieses Land künftig fördern und ehren wird.
 
An dieser Stelle verstummte die Debatte im Online-„Kommentar“ der Siebenbürgischen Zeitung.
 
Vieles war angesprochen worden. Und keiner fühlte sich nach intensiven Diskussionen und Denkanstrengungen mehr verpflichtet, weiter zu machen. Das beharrliche Schweigen der Herta Müller war ein Faktum, das akzeptiert wurde.
 
Es war „meine“ Diskussion gewesen in die ich als „zweifelhafter Buhmann“ gestartet war und aus der ich nach durchgehaltenem Spießrutenlaufen nach zehn Tagen Dauerbeschuss lebendig, bestärkt und zuversichtlich wieder heraus kam.
 
Als Unbekannter war ich angetreten, als Gesichtsloser. Ja selbst als „suspekter Charakter“, der mit machiavellischen Mitteln operierte, um zu seinem Zweck zu gelangen, zu einem Ziel, das nicht jeden sogleich als ein altruistische und objektives erschien.
 
Jetzt, nach zehn Tagen intensiver Diskussion und Information, hatte ich ein „Gesicht“.
Selbst von jungen Leuten, die die Erfahrungen der Ceausescu-Diktatur nicht am eigenen Leib erdulden mussten, war verstanden worden, dass es mir in der gesamten Diskussion, die nur das offenlegte, was in der „Symphonie der Freiheit“ schon exponiert war, nicht um „Eigenprofilierung“ ging, auch nicht um das „Fertigmachen“ der Schriftstellerin Herta Müller im Erschüttern ihrer Glaubwürdigkeit, sondern um objektive Aufklärung vieler Fragen, hinter welchen jedes Einzelinteresse zurücktreten muss. 
 
Doch die Grundsatzdiskussion um moralische, politische und literaturhistorische Fragen im Zusammenhang mit dem Leben und Wirken von Herta Müller, meiner Personen und anderen sollte weitere Kreise ziehen und – über das „Forum“ der Siebenbürgischen Zeitung hinaus - weiter gehen und größere Dimensionen annehmen – von Bukarest bis nach Stockholm.
 
Am 27. August erläuterte ich meine Position im Verhältnis zu Herta Müller und Richard Wagner in einem ausführlichen Interview mit dem Radiosender Radio Transsilvania International.
 
Die Statements sind im Internet über Podcast abrufbar.
 
Dann griffen die beiden Zeitungen aus der Tauber-Region, die „Fränkischen Nachrichten“ und die „Tauber-Zeitung“ meinen Appell an Herta Müller wieder auf und thematisierten dort – journalistisch aufbereitet, etwas verkürzt zitiert und nicht ganz ausdifferenziert noch einmal all das, was ich gerne von Herta Müller erfahren hätte, um endgültige Klarheit zu erhalten, bis hinein in die innenpolitischen Implikationen der Materie, die sich seit der Preisverleihung des Konrad-Adenauer-Literaturpreises an die kontroversierte Herta Müller im Jahr 2004 zugespitzt hatte.
 
Meine einseitige „Kontroverse“ mit der immer noch schweigenden und jede Aussage verweigernden Herta Müller wurde bald darauf von der „Wikipedia-Gemeinschaft“ übernommen und fand Eingang in der Portrait der Schriftstellerin, was einige ihrer Fans und Verteidiger auf den Plan rief und eine neue Diskussion „Gibson versus Müller“ provozierte. Sie ist in vollständiger Breite und in allen Details auch heute noch im Internet nachzulesen.
 
 Wer sich eine eigene Meinung bilden will, kann die SbZ Kommentare lesen, auch die Paralleldiskussion im „Forum“ der SbZ, er kann das RTI- Interview mit mir zur „Symphonie der Freiheit“ anhören, er kann die Presseberichte zum Teil abrufen, die Wikipedia-Seiten und die Blog-Kommentare, die sich bis nach Schweden hinzogen und dort die Geister beschäftigen.
 
Einige Monate nach dem moralischen Entrüstungsaufschrei in ihrem Offenen Brief über die FR war ich etwas bekannter geworden.
Der lange in der Öffentlichkeit nicht mehr vernommene Name Carl Gibson wurde wieder gehört – ich war zurück, mit einem kleinen Paukenschlag, den ich nicht provoziert hatte, sondern der ganz allein auf Herta Müllers Vorpreschen zurückzuführen war.
 
Ihre Rücksichtslosigkeit, mit der sie um 1988, als die Presse sie indirekt zur „Dissidentin“ kürte, diese Position auch besetzte, ohne nach der Legitimität zu fragen und ohne zu bedenken, dass sie die wahren Dissidenten gegen das Ceausescu-Regime achtlos beiseiteschob, hatte mich seinerzeit schon in Staunen versetzt.
Jenes sozialdarwinistische, ellenbogenhafte Vorwärtsdrängen wie in einer überfüllten Straßenbahn im Berufsverkehr, irritierte mich nachhaltig, weil es einen gewissen „politischen Anstand“ vermissen ließ, noch mehr eine intellektuelle Redlichkeit, die sich vielleicht eingestellt hätte, wenn wissenschaftlich gründlich nach den Taten und Leistungen der wahren Widerstandskämpfer gefragt worden wäre.
 
Widerstandskämpfer handeln – und reden nicht so gern darüber, eben aus Anstand und manchmal falscher Bescheidenheit. „Anstand“ und „Bescheidenheit“, das waren die Tugenden, die unsere Ahnen im Banat kultiviert und an uns jüngere Nachfahren weiter gegeben hatten. Wenigstens in meiner Familie war da so.
 
Wenn später Pseudohelden und Trittbrettfahrer aller Art nach vollendeter Tat auftauchen und die Trophäen präsentieren, sind die wahren Heroen des Widerstands, die oft Namenlose sind und Namenlose bleiben, längst vergessen und dem Bewusstsein der Allgemeinheit für alle Zeiten entschwunden, wenn sie nicht doch noch durch ein Wunder wieder ans Licht gefördert werden.
 
Dieses maieutische ans Licht heben, diese s Lichten der Wahrheit, betrieb ich in der „Symphonie der Freiheit“ – und der Anstand und die falsche Bescheidenheit, die mich 1981-1984, als die UNO-Beschwerde gegen Ceausescu lief, davon abhielten zu klappern, marktschreierisch zu toben und die Aufmerksamkeit auf mich und meinen Widerstandskreis zu lenken, machte es mir schwer, über mich und meine Taten schreiben zu müssen.
Aber ist tat es schließlich doch, nach 30 Jahren kontinuierlichen Schweigens, weil mein Gewissen mich antrieb und ich nicht länger zusehen konnte, wie bestimmte Phänomene kursierten und wie die Lüge sich zur Wahrheit verkehrte.
 
Wir haben nur ein Leben, sagte ich mir damals, als ich die Opposition gegen die Kommunisten aufnahm.
Dieses eine Leben aber will ich – wenn schon nicht im Glück – dann wenigstens in Anstand und Würde verbringen.
 
Seitdem die „Symphonie der Freiheit“ gedruckt vorliegt und von Washington bis nach Sydney verbreitet ist, seitdem ihre Worte und Botschaften in Kommentaren, Foren und Blogs übers Internet in alle Welt vordringen, um überall von bewussten Geistern aufgenommen zu werden, fühl ich mich wieder wohler und den großen Ziel, einen Beitrag zur Wahrheitsfindung zu leisten, näher.
 
Original-Artikel und alle Kommentare zum Thema unter:
 
 
Heute, im Oktober 2012, ist der Erkenntnisstand ein anderer –
Herta Müller hat ihre Akte „Cristina“ eingesehen – wie ich meine Securitate-Opfer-Akte bei der CNSAS in Bukarest inzwischen einsah.
 
Die Diskussion ging vielfach weiter – auch auf diesem Blog. Viele Fragen sind weiterhin offen.
 
 
©Carl Gibson

Oder

 
Eine Debatte auf dem Weg zu einem forcierten Nobelpreis?

 

 
Der Fall Herta Müller aus politischer und moralischer Sicht –

eine Öffentliche Angelegenheit

 

Für Leute, die noch lesen … und nachdenken!

 

Teil II

 

Ein Versuch, aufrecht zu gehen - Mein J’accuse“ als Selbstapologie

 

In den Wind gesprochen?

Fast zwei Jahre hindurch versuchte ich öffentlich, die Nominierung Herta Müllers für den Literaturnobelpreis moralisch und politisch zu hinterfragen.

War alles umsonst?

Wen interessiert das Thema noch, nachdem die Nobelpreisvergabe 2009 an die kontrovers diskutierte Herta Müller vollendete Tatsachen schuf und eine Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz alle Zweifel zerstreuen und alle Kritiker zum Verstummen bringen sollte?

Die kritischen Herta Müller-Biografen vielleicht oder investigative Journalisten ( aus dem Ausland!), die doch nicht alles schlucken, was man ihnen vorsetzt?

 

Hier veröffentliche ich einen Teil des Materials, das ich vielleicht noch in einer Buchveröffentlichung ausgestalten werde  - aus der Zeitspanne 2008 – 2009.

 

Argumente und Fakten in Kommentaren von Carl Gibson.

 

Kommentare aus der Situation heraus und Nachkommentare dazu nach halbjähriger Distanz

 

Nachdem die Siebenbürgische Zeitung den oben zitierten Artikel zur so genannten „Spitzel-Affäre in Berlin“ veröffentlicht hatte, kamen einige turbulente Tage auf mich zu.

 

Die Emotionalität, die mich schon beim Verfassen meines offenen Antwortschreibens an Herta Müller erfasst hatte, wurde ab dem 9, August noch gesteigert. Denn ich musste nicht nur Richard Wagner wahrheitsgemäß und korrekt antworten, schließlich drohte er mir mit einer Verleumdungsklage; ich musste auch auf die Flut unterschiedlicher Kommentare in der SbZ eingehen, die auf mich einprasselten.

 

Sie entstammten zunächst fast ausschließlich dem gegnerischen Lager, sympathisierten unverhohlen mit der Haltung und den Positionen Herta Müllers, verdächtigten mich, den Unbekannten unlauterer Absichten, ganz im Geist eines Anhängers, der sein angebetetes Idol verteidigt und bereit ist, auf jeden loszugehen, der den heiligen Nimbus gefährdet.

 

Meinungsvielfalt ist eine großartige Sache. Denn aus den vielen unterschiedlichen Stimmen ergeben sich dementsprechend viele Einzelperspektiven, die eine moralische oder politische Diskussion in hoher Differenziertheit erscheinen lassen, selbst dann, wenn „Eingelesensein“ und „Vertrautheit“ mit der oft komplexen Materie nicht immer gegeben sind.

 

Obwohl ich spontan angefeindet und mit diversen Unterstellungen konfrontiert wurde, war ich bereit, dies zu ertragen, wohl wissend, dass sich am Ende doch die Wahrheit bestimmter Dinge durchsetzen wird, nicht eine Wahrheit an sich, sondern viele Wahrheiten faktischer Art, die eine moralische und politische Wertung ermöglichen.

Der gesunde Menschenverstand und eine gewisse Lebenserfahrung versetzen jeden Leser und Kommentator in die Situation, anderen etwas mehr mitzuteilen als die reine subjektive Meinung.

 

Fragen literarisch-ästhetischer oder literaturhistorischer Wertung hingegen lassen sich nur schwer in einem offenen Forum diskutieren, weil man über „Geschmack“ unterschiedlicher Meinung sein kann, je nach Präferenz. Man kann darüber streiten oder auch nicht.

 

Hat Herta Müller gute Literatur produziert oder schlechte?

 

Diese Fragen standen nicht zu Debatte. Dafür aber andere,

z. B. die berechtigte Frage:

 

Welche Botschaft geht von Herta Müllers Literatur aus!

Herta Müller, von ihrem ehemaligen Lebenspartner Richard Wagner offensichtlich als „politisch integere Schriftstellerin“ charakterisiert, hat mit ihrem anklagenden Aufschrei eine politisch-moralische Debatte entfacht – oder besser gesagt eine wahre „Kontroverse vom Zaun gebrochen – die Menschen von Bukarest bis Stockholm beschäftigt.

 

Die Online-Kommentare aus jener Zeit sind ein Spiegelbild davon.

Die moralischen und politischen Argumente bleiben die gleichen. Da alle Originalkommentare auch heute noch in der Siebenbürgischen Zeitung Online nachgelesen werden können und dort auch noch über Jahre erhalten bleiben - Recherchierende im Internet gut zugänglich, beschränke ich mich an dieser Stelle auf ein Zitieren eigener Ausführungen, auf Essenzen und Passagen, die zur Sache gehören, ohne alle Schläge auch unter die Gürtellinie, Unterstellungen, Beleidigungen etc. zu berücksichtigen.

 

Als Resultat der nachträglich kommentierten Einzelmeinungen, Argumenten und Sichtweisen winkt ein noch klareres Erscheinungsbild der Moraldiskussion und der politischen Diskussion mit ihren gesellschaftlichen Auswirkungen.

 

 

Ein Kommentator, ein kritischer Kopf, der seit Jahren kommentiert und hier als mein Antipode auftritt,  fühlt sich als erster berufen, dem ihm unbekannten Neuling „Don Carlos“ eines auszuwischen, ihm Ressentiments, niedere Beweggründe und Ähnliches zu unterstellen.

 

Mein Kommentar a posteriori:

 

Wer nicht unmittelbar „betroffen“ ist, kann die Dinge genau so sehen und mit Nietzsche meinen, hier offenbare sich das Ressentiment des Schlechtweggekommenen als Wille zur Macht.

Wäre es so, dann hätte ich bereits mit dem Aufkommen von Herta Müllers Literatur, beginnend mit „Niederungen“ in den Jahren 1982 bzw. 1984, aufschreien und sie stoppen müssen.

Obwohl selbst von der Botschaft der „Niederungen“ betroffen, habe ich es damals nicht getan, weil es seinerzeit nicht mein Thema war.

 

Ich stelle mich der Diskussion jetzt in meinem Widerstandsbuch

„Symphonie der Freiheit“,

wo genau gefragt wird,

was Widerstand ist,

wer im antitotalitären Widerstand war,

wer nicht –

und wer totalitäre Systeme gebilligt und geduldet hat.

 

Im Rahmen der differenzierten Dissidenz- und Menschenrechtsdiskussion, zu der ich mehr beizutragen habe als fiktionale Belletristen, wird nach „echten“ und „vermeintlichen“ Oppositionellen und Bürgerrechtlern gefragt.

 

Für Opfer der kommunistischen Diktatur ist die Unterscheidung zwischen veritablen, authentischen Widerstandskämpfern, Bürger- und Menschenrechtlern einerseits

und Pseudooppositionellen bzw. „A posteriori-Opponenten“  andererseits von elementarer Wichtigkeit.

 

Wer einmal längere Zeit seines Lebens in einer Gefängniszelle saß,

wer gefoltert wurde und

wer die vielfache Lüge eines Systems auf eigener Haut erleben musste,

der denkt anders als Menschen, die in wohlbehüteten demokratischen Verhältnissen an das kritische Theoretisieren herangeführt wurden.

 

Der zweite Kommentar stammt aus der Feder einer Dame, die einige gute Ansätze und Feststellungen in die Diskussion einbringt, aber auch berechtigte Fragen stellt..

 

Mein Kommentar heute:

 

Herta Müller hat immer wieder betont, sie hätte nie für die Securitate gearbeitet. Das glaubt man ihr bisher.

 

Nur hat sie auch nie und in keiner Form für die Rumänische Kommunistische Partei gearbeitet oder für das totalitäre System im Land, das sie immerhin geduldet hat und in dessen Rahmen sie auch als Schriftstellerin agierte und dabei die eigenen Landsleute angriff, statt die Partei?

 

Ihre Entlastung könnte durch ihre „Securitate-Akte“ erfolgen – aber auch das Gegenteil könnte der Fall sein.

Weshalb wird ihr diese Akte von den rumänischen Sicherheitsbehörden der Gegenwart nicht ausgehändigt?

 

Wenn Herta Müller in irgendeiner Form im kommunistischen Rumänien opponiert hat, dann muss es vielfache Belege dieser Opposition geben.

 

 Ich habe meine drei bis vier oppositionellen Jahre in der Ceausescu-Diktatur detailgerecht dokumentiert. (Dokumente im Internet)

Was hält Herta Müller oder Richard Wagner davon ab, auch ihren Lebensweg zu dokumentieren?

 

Weshalb verschleiert Herta Müller ganze Jahre ihrer Vita?

 

Um enigmatischer zu wirken, um interessanter zu sein?

 

Der Wahrheitsfindung jedenfalls dient das nicht.

 

Zur Frage:

 

Warum soll sich Herta Müller schämen?

Sie hat doch keine Real-Dokumentation über die Banater Schwaben geschrieben. Sie hat lediglich an einem Klischee gerüttelt. Sollten sich die Banater Schwaben als fehlerfrei wähnen, dann ist das ihr Problem.

 

Mein Kommentar heute:

 

Herta Müller hat zum falschen Zeitpunkt ein literarisches Werk verfasst, das eine ganze Reihe falscher, ja verhängnisvoller Botschaften vermittelt, indem sie ihre existenziell und kulturell bedrängten Landsleute im Banat angreift und als rückständig darstellt bzw. ihnen eine historische Kollektiv-Schuld unterstellt, die nicht begründet ist.

 

Wer an einem Klischee rütteln will und Tabus enttabuisieren will, der muss auch wissen, dass selbst die Geschichte der Banater Schwaben, auch Donauschwaben genannt, differenziert zu betrachten ist – und nicht über einen Kamm geschoren werden kann.

 

Doch wozu intellektuelle Differenziertheit bei Herta Müller, wenn sie mit plakativ kultivierten Vorurteilen á la:

Alle Banater Schwaben seien latente Faschisten und ihre Gesinnung sei faschistoid größere Effekte erzielen kann.

 

Zur Frage:

Welcher Banater hat in Deutschland Probleme wegen Herta Müllers Roman gehabt?

Die breite Masse der Bundesbürger hat eh den Roman nicht gelesen.

 

Mein Kommentar heute:

 

Woher stammt der Hass einzelner Alt-Bundesbürger, die den rührigen wie tüchtigen Donauschwaben oder Siebenbürger Sachsen und anderen Vertriebenen aus den Ostgebieten ihr rasches Aufwärtskommen nicht gönnen, ihren Lastenausgleich und ihre Fremd-Rente und diese Missgunst auch die hier geborenen Nachkommen spüren lassen?

 

Vielleicht hängt das auch mit Literatur zusammen, die Hass und Zwietracht verbreitet, die gegen Volksgruppen hetzt, diese herabwürdigt und als minderwertig darstellt – siehe die „Niederungen“- Rezension von F.C. Delius im Spiegel 1984 – die Herta Müller aufs Treppchen verhalf.

 

Vielleicht sollte die verkappte Form bundesdeutscher Fremdenfeindlichkeit einmal in einer Dissertation erforscht werden – ebenso wie der Faschismus-Vorwurf gegen unpolitische und unbelastete Banater Schwaben.

 

Die breite Masse der Bundesbürger, darunter sind einige Millionen Analphabeten, lesen bestimmt nicht die „Romane“ von Herta Müller, vielleicht weil diese für ein breiteres Publikum unlesbar sind.

Doch kleine Geschichtlein wie die „Grabrede“ oder offensichtliche Provokationen wie „Deutscher Scheitel, deutscher Schnurrbart“ reichen aus, um eine Minderheit zu verhöhnen und die Herkunft von Menschen, die sich ihr Recht auf Heimat bewahren wollen.

 

 

Noch am gleichen Tag, am 09.08.2008, 12:22 Uhr, ergänzte ich meine Ausführungen mit den Worten:

 

Ich spreche mit der Autorität des "agierenden Zeitzeugen", der unter Lebensgefahr und bei Gefährdung der eigenen Familie die Regierung Ceausescus auf völkerrechtlicher Ebene verklagte (SLOMR-Kronzeuge) und mit der Autorität des "aktiven" Dissidenten, der für seine "antitotalitären Überzeugungen" ins Gefängnis ging.

 

Damals, 1977-1981, als es noch gefährlich war, ein Jahr vor "Niederungen"!


Wer zur Sache etwas auszusagen hat, der möge ritterlich und redlich mit offenem Visier kämpfen und nicht heckenschützengleich aus dem Busch schießen. Er lüfte seine Identität - das gibt den Argumenten und Gegenargumenten mehr Gewicht.


Richtig ist das Faktum des momentanen "Nichtgehörtwerdens" in Sachen Offener Brief Herta Müller.

Die sonst freiheitliche "Frankfurter Rundschau", die sich bereits in Diktatur-Zeiten für rumäniendeutsche Schriftsteller einsetzte, hat es diesmal vorgezogen, meine ebenso offene Stellungnahme nicht zu veröffentlichen.

Aus welchen Gründen auch immer.


Deshalb habe ich die Quintessenz daraus hier an diesem "freien Ort" der Öffentlichkeit mitgeteilt - als freier Bürger einer parlamentarischen Demokratie, die keine Zensur ausübt.

 

Die Details sind in dem etwas umfangreicheren Buch

"Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur" "

enthalten, wo nicht nur die eigene Opposition beschrieben wird, sondern die Geschichte der "ersten freien Gewerkschaftsbewegung ( SLOMR) in Osteuropa.

 

Meine historische Darstellung auf wissenschaftlicher Grundlage soll in einem "anonymen Selbstverlag" erschienen sein!


Bevor mein Buch erschien, passierte es ein wissenschaftliches Gremium und wurde als förderungswürdig eingestuft und gefördert.

 

- Zur Ehrenrettung meines Verlages J. H. Röll aus dem fränkischen Dettelbach bei Würzburg. Dr. Röll ist ein Philosoph, der so bekannte Namen wie Rudoph Berlinger verlegt (einen Heidegger-Schüler, mit dem Werk "Das Nichts und der Tod!).

 

Noch ein Wort zum Terminus "Nestbeschmutzer", das mich in eine bestimmte Ecke rücken will!

Es ist ein Fachausdruck der literaturwissenschaftlichen Forschung, der sich in der Herta Müller-Sekundärliteratur findet und der die Schriftstellerin mit der Enthüllungs-Haltung von Peter Handke und Thomas Bernhard verbindet.

 

Klären wir zunächst die Fakten und holen dann zu psychologischer Decouvrierung (Neid, Ressentiments etc.) aus.

 

Noch ein Wort zu "Niederungen" - nur die Banater, die die kleinen Kurzgeschichten dort nicht gelesen haben, blieben unbeteiligt.

 

Wer aber an seiner Identität festhielt und las, war erschüttert - und ist es noch.

 

Die Spiegel-Rezension von C.F. Delius, in der das Banat als Ort des Hasses und der Rückständigkeit erscheint, brachte das Fass zu überlaufen.

 

 

Mein Kommentar heute:

 

Es zeichnete sich ab, die Diskussion auf der SbZ-Plattform im Internet werde zunehmen und noch andere Geister auf den Plan rufen.

Mir kam es deshalb weniger um die Rechtfertigung meiner öffentlichen Intervention an, sondern vielmehr um das Darstellen von Tatsachen und das Richtigstellen von Unwahrheiten, die als Unterstellungen in den Raum gestellt wurden.

 

Trotzdem mussten einige boshafte Abkanzelungen und Unstimmigkeiten aus der Welt geschafft werden, etwa die zynische Bemerkung, die „Symphonie der Freiheit“ sei in einem obskuren Kleinverlag erschienen.

 

Klassiker der Weltliteratur veröffentlichten ihre Erstlinge nicht selten in Kleinstverlagen und sogar als Privatdruck.

 

Das ist keine Schande und sagt nichts über die Qualität der Werke aus. Hätten die Schriftsteller seinerzeit editorische Zurückhaltung geübt, wären manche Werke verloren und mancher große Name unbekannt.

Große Verlage drucken primär das, was in hoher Auflage verkauft werden kann, auch wenn es anspruchslose Massenware ist.

Ein spezialisierter Kleinverlag hingegen, kann Nischen besetzen und Projekte wagen, an die sich ein ausschließlich kommerziell ausgerichtetes Verlagsunternehmen nie herantraut.

 

Es meldete sich ein weiterer Kommentator mit dem Vorschlag diese Diskussion in das „allgemeine Forum“ der SbZ zu verlegen.

 

Die Diskussion ging an der gleichen Stelle als SbZ-Kommentar weiter und wurde nicht in das oft auch dialektal bestimmte „Forum“ verlegt, wo nicht nur mit harten Bandagen, sondern auch unter der Gürtellinie ausgeteilt wird, sehr nahe an der persönlichen Beleidigung und Verunglimpfung des Diskussionsgegners.

 

Bald meldete sich am Folgetag, der erste Kommentator zurück, mit schriller Stimme und großer Lust, meine oben ins Feld geführte „Autorität“ des politisch aktiv handelnden Dissidenten ad absurdum zu führen:

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Der leicht wild gewordene Müller-Befürworter, der – wie viele andere auch – wenig über meine Person und meinen geistig-moralischen Werdegang weiß – verwechselt offenbar „Ansehen“ mit „Bekanntheit“.

Man kann bekannt sein wie ein bunter Hund und trotzdem kein Ansehen genießen.

 

Seit meiner Ankunft in der Bundesrepublik konnte ich mir in einigen Bereichen Anerkennung erarbeiten, vor allem auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung und der Menschenrechte.

 

Vereinzelte Kritik an meinen Thesen als literaturwissenschaftlicher Interpret kamen nur aus Teilbereichen der Forschung. Die Schriftstellerin Herta Müller hingegen polarisierte von Anfang an – ihre Literatur und ihr Handeln wurden dementsprechend kontrovers diskutiert und von Teilen der Bevölkerung ganz abgelehnt.

 

Zu diesem negativen Ruhm, der die Berühmtheit zum Berüchtigtsein werden lässt, habe ich es nie gebracht, weil ich es aus ethischen Überlegungen heraus nie angestrebt oder mitgemacht hätte.

 

Durch meine Philosophie des „aktiven Handelns“ und des Einwirkens als Persönlichkeit auf mein Umfeld und die Gesellschaft hingegen, habe ich viel bewirkt – von den Anfängen der Dissidenz als Siebzehnjähriger bis heute. Das belegen nicht zuletzt die Lesungen aus der „Symphonie der Freiheit“.

 

Die durchaus berechtigte Sichtweise der Attacke in geistig legitimer Form auch als Polemik bot mir gleichzeitig die Möglichkeit, den unbekannten Lesern und Mitstaunenden an den Monitoren etwas mehr über mein konkretes Wirken als Mensch und Geist mitzuteilen – und als Charakter, der nicht gerade über Nacht so auf der Suppe daher geschwommen kam. Also antwortete ich selbstbewusst und wenig erschüttert.

 

Am 11.08.2008, 08:20 Uhr war ich wieder an der Reihe. Mit einem starken Kaffee neben dem Rechner antwortete ich, bereit, meine Karten offen zu legen. Ich hatte nie etwas zu verstecken, war immer eine öffentliche Person in einer Offenen Gesellschaft und war – im Gegensatz zu Herta Müller über Post, Telefon, Fax, Email und Homepage jederzeit und für jedermann erreichbar:

 

 

Meinem unbekannten Kritiker!

 

Nur kurz, da dies nicht der Ort ist, um eine Existenz zu rechtfertigen.

 

Was habe ich für das Banat getan?

 

Nur ein paar Klicks im Internet – und Sie können es herausfinden!

 

Dem größten Dichter des Banats habe ich Jahre meines Lebens gewidmet und ein Buch über ihn geschrieben, das weit verbreitet ist und oft zitiert wird.

Doch ich schrieb es „an sich“, nicht regionalpatriotisch ausgerichtet und ohne darauf hinzuweisen, dass der Autor des

„Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg, Carl Winter Universitätsverlag 1989 „

aus dem Banat“ stammt.

 

Jahre zuvor druckte die Österreichische Akademie der Wissenschaften meinen Beitrag „Nietzsches Lenau-Rezeption“ in der Zeitschrift „Sprachkunst ab.

 

Kennen Sie, verehrter Kritiker aus dem Verborgenen, viele Banater, die vergleichbare Veröffentlichungen vorzuweisen haben?

 

Bevor ich eine wissenschaftliche Laufbahn einschlug, dozierte und weitere vier kulturhistorische Sachbuchpublikationen veröffentlichte, agierte ich noch ganz zufällig als Bürgerrechtler in Temeschburg in der Zeit 1977-1979,

gründete dort die „freie Gewerkschaft“ SLOMR,

brachte nach meiner Ausreise eine völkerrechtliche Klage gegen Ceausescus Diktatur auf den Weg und bekämpfte die Kommunisten Rumäniens bis 1989 – ohne zu Trommeln

und ohne mein Agieren an die Große Glocke zu hängen,

während andere im Banat und in Siebenbürgen Freund und Feind verwechselten und die Leiter, wie Nikolaus Berwanger es einmal formuliert haben soll, an der falschen Mauer ansetzten.

 

Wenn ich heute, verehrter Dunkelmann aus dem Obskuren, nach fast 30 Jahren philosophischen Schweigens im Sinne der Aufklärung meine Stimme erhebe und meine Lebenserinnerungen in einem – wie Sie vorverurteilend anmerken – „Selbstverlag“ veröffentliche, dann vielleicht deshalb, weil ich doch etwas zu sagen habe?

 

Schauen wir einmal, ob mein Buch etwas mit „historischer Wahrheit zu tun hat!

 

Ich habe mich für eine realistische Beschreibung der Wirklichkeiten entschieden, nicht für „Fiktion.“

 

Doch wer sind Sie eigentlich?

 

Wo liegen ihre Meriten?

Kennen Sie die sozialistischen Wirklichkeiten der Ceausescu-Diktatur aus eigener Erfahrung?

 

Ich empfehle Ihnen zum Einstieg in eine Ihnen vielleicht noch fremde Welt ein paar Takte aus der „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur.

Es ist ein Buch, dass die Geister noch beschäftigen wird, das ist schon absehbar – und ein paar besinnliche Zeilen aus meinem „Lenau“.

 

 

Aufgebracht meldete sich eine leicht entrüstete Stimme, bereit mir die Leviten zu lesen und mich aus gleichgeschlechtlicher Solidarität heraus in die Schranken zu weisen. Meine Antwort erfolgte am 11.08.2008, 15:40 Uhr:

 

Danke!

 

Es gibt Charaktere, die mit „Substanz“ arbeiten, die auf Wissen und Bildung aufbaut. Wenn sie der Welt etwas geben, dann spenden sie aus der Überfülle und aus einem Fundus, der nie leer wird.

 

Andere wühlen in den Abgründen der menschlichen Existenz –

und sie geben der Welt das zurück, was sie dort vorfinden:

Viel Lärm um Nichts, Sprechblasen, Hohlheit, Neid, Missgunst, Ausgrenzung, Mobbing, Stigmatisierung und sonstige Negativität aus den niedersten Schichten des Seins, eben weil sie nur verneinen wollen und weil ihnen das Edle und Gute im Menschen an sich suspekt ist.

 

Aus ihrer „Sprache“ leuchtet ihr „Denken“ hervor – und offenbart ihre „Wesenheit“ – und ihr eigentliches Gesicht.

 

In Rumänien kam es vor, dass eine frisch getünchte Häuserwand am nächsten Tag eine neue Zier aufwies: der Name einer kroatischen Stadt mit vier Buchstaben war dann dort aufgemalt zu lesen – rot oder schwarz, klar und deutlich.

 

So artikulierte sich das „Ressentiment der Schlechtweggekommenen“ in archaischer Umgebung.

 

Heute im Internet ist es nicht viel anders, nur fällt es einigen nicht auf, dass sie einige Leidende unter ihren Landsleuten, die sich ihr Los vielleicht nicht einmal selbst ausgesucht haben, „zeichnen“ und ausgrenzen.

 

Ritterlichkeit setzt nicht nur ein offenes Visier, sondern auch „faire“ Waffen voraus.

 

Das ist auch ein Gebot der „intellektuellen Redlichkeit“!

 

Ob die Destruktiven auch zu positiven „Taten“ fähig sind?

 

Ein Glück nur: Es existiert da im Netz noch eine große schweigsame Masse kritischer Mitmenschen, Voyeure des Geistes, die Augen haben, um zu lesen, Ohren, um zu hören und einen scharfen Verstand, um zu unterscheiden, was ein einsamer Rufer in der Wüste verkündet und was die Klaqueure lange nach dem Quaken der Frösche bei Aristophanes im wilden Chor oder die vereinzelten Stimmen aus der Dunkelheit in die Welt senden – nemo propheta in patria?

 

Jeder freie Geist darf selbst entscheiden, welchem Prinzip (nicht Lager oder Partei) er sich zugehörig fühlt. Dies als kleine Apologie.

 

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Ich hatte nie die Absicht, irgendjemanden „fertig zu machen“, auch meine ärgsten politischen Gegner nicht.

 

Herta Müller hat den „Handschuh“ geworfen – ich habe ihn – neben anderen aus der breiten Öffentlichkeit – aufgegriffen gemäß der oben im Artikel bereist zitierten Lebensweisheit:

 

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mir Steinen werfen!  

 

Denn es könnte sein, dass ein Stein aus der Steinigung anderer bumeranggleich zurück geschleudert wird und am eigenen hybrisdurchdrungenen Schädel landet.

 

Das hätte auch Herta Müller wissen müssen, die andere angreift, selbst aber verschont bleiben will.

 

Am dritten Tag der Kommentare in der SbZ, nachdem sich alle Anti-Gibson-Argumentierenden  positioniert und geäußert hatten, tauchte wie ein Schneeglöckchen nach eisigem Winter eine Frühlingsstimme auf, ein einsames Pro, auf das ich fast schon gewartet hatte. Der erste „Pro-Kommentator“ging auf die Angriffe seiner Vorrednerin ein – mit besten Wünschen an meine Adresse.


Mein Kommentar heute (2009):

 

Es ist ein sonderbares Phänomen. Während die Verbrechen der Braunen europaweit weiter verfolgt, angesprochen, aufgeklärt und aufgearbeitet werden, neigen viele westliche Intellektuelle immer noch dazu, die Verbrechen der Roten zu verharmlosen, zu verschweigen und zu übergehen, ohne dass die historischen Konsequenzen daraus gezogen werden.

Vermutlich auch deshalb, weil die Geschichte des Stalinismus in Osteuropa und in der ehemaligen Sowjetunion weitgehend unbekannt ist.

 

Die 100 Millionen Toten, die der marxistisch-leninistischen Weltanschauung in nur einem Jahrhundert weltweit zum Opfer fielen, erinnern und mahnen. Sie sollten nicht umsonst gewesen sein.

 

Am vierten Tag der vehementen Auseinandersetzung meldete sich der erste und zäheste Kommentator gleich am frühen Morgen mit regem, gut ausgeruhten Geist zurück, gegen die mir freundlich zuneigende Frühlingsstimme wetternd.

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Mir ging es nicht darum, den neuzeitlichen Machiavelli zu spielen und „eine Front“ gegen Herta Müller zu eröffnen.

Was ich zum Fall Antohi und zu Herta Müllers Verhalten in der Ceausescu-Diktatur zu sagen hatte, war in der „Symphonie der Freiheit“ bereits ausgesagt und der Welt mitgeteilt worden.

 

Hier verwies ich nur auf die bereits erfolgte Diskussion in meinem Buch, die Herta Müllers neue Verurteilung eines bereits Verurteilten und moralisch wie gesellschaftlich Bestraften in einem veränderten Licht erscheinen lässt.

 

Als oppositionspolitisch aktiver Zeitzeuge, als Historiker, der Fakten dokumentiert hat und als praktischer Philosoph, der wertet, muss ich mich zur geistigen Situation der Zeit sowie zu aktuellen Zeitfragen äußern, wenn ich nicht eklatantes Unrecht – und die mehrfache Aburteilung eines Schuldigen ist ein solches – tolerieren und billigen will.

 

Und noch ein Detail:

 

30 Jahre lang habe ich nicht geklappert, aber weiterhin aktiv gehandelt, ohne die eigene Person oder das Handeln in den Vordergrund zu schieben, ohne daraus materiellen oder sonstigen Nutzen ziehen zu wollen.

Mein bisheriges Handeln war ausschließlich idealistischer und altruistischer Natur – dafür gibt es Belege und Zeugen.

 

Noch ein Wort zur Polemik „Nützlichkeit“ von Literatur und dem Messen nach Gewicht oder Ausdehnung.

 

Die Maßstäbe sind schon da, auch jenseits der Polemik. Es gibt Paradigmen, die eine Wertung zulassen.

 

Bereits 1983 erörterte ich die Kriterien der Literatur-Nobelpreisvergabe in dem „nomen“-Essay

„Nobelpreise – eine Form der Manipulation, veröffentlicht in der Zeitschrift vis-avis, Berlin 1984.

 

Gesetzt den Fall,

Herta Müller, Kandidatin der Bundesrepublik für die hohe Auszeichnung, würde den Preis –

ohne Rücksicht auf ihre nicht aufgeklärte Vergangenheit –

tatsächlich zugesprochen bekommen.

 

Wie stünde ihr schmales Oeuvre da, neben dem gewaltigen Opus von Thomas Mann, neben Gerhart Hauptmann oder sogar neben Böll und Grass?

 

Ein paar Witzbüchlein mit Nonsensgeschichten – ein paar Romanversuche jenseits jeder Romantheorie, ohne Anfang und ohne Ende und einige so genannte Essays, deren literarische Qualität von jedem Durchschnittsjournalisten erreicht wird!?

 

Damals wehrte ich mich und schrieb am vierten Tag (12.08.2008, 07:48 Uhr) noch am Frühstückstisch eine kleine Selbstapologie:

 

Es ist rührend zu erleben, wie ein "verbitterter alter Mann" als "Trittbrettfahrer" in einen Kampf der Geschlechter geraten ist, der in einem Anflug von Masochismus eine Schriftstellerin fertig machen will!

 

Aus Don Carlos wird ein Don Quichotte, der gegen die Heilige Johanna kämpft - eine groteske der Sonderklasse von fast schon literarischer Qualität!


Es freut mich, (verehrte Kommentatorin), dass Sie als - noch junge, schöne und vielleicht auch emanzipierte Frau Partei ergreifen!

 

Ich habe bisher jeden Kampf gegen eine Frau vermieden - eben, weil wir nach Hebbel leben und in einer aufgeklärten Welt, die noch ein paar Werte hat, und aus einem Gefühl heraus.

 

Doch den Zeitpunkt des Offenen Briefes von Herta Müller habe ich mir nicht ausgesucht!

 

Der Zufall wollte es, dass viele Dinge auf einmal zusammenfielen - wie in der Chaos-Theorie.

 

Doch bringen wir etwas Ordnung in das Chaos - und systematisches Denken und Analysieren!

Die "Frankfurter Rundschau" hätte meine "Antwort an Herta Müller" abdrucken können, auch in etwas verkürzter Form.

Ich hätte es hingenommen.

Sie hat es nicht getan.

 

Und da mir die SbZ- Fassung zu unvollständig erschien und ich nicht riskieren wollte, missverstanden zu werden, habe ich die gesamte Stellungnahme in diesen freien "Kommentar" gestellt.

 

Es ist eine großartige Sache, dass es diesen Ort der freien Meinungsäußerung gibt - noch vor der Zensur eines Chefredakteurs, der alles gemäß Presserecht auch formaljuristisch zu verantworten hat.

(An meinen Fürsprecher gerichtet:)

Einen alten Haudegen aus dem Securitate-Gefängnis kriegt man nicht so schnell klein.

Die Wahrheit der "Symphonie der Freiheit" ist das Gegengewicht zu meinem Scheitern in diesem Forum.

Die Wahrheit wird uns nicht nur frei machen, wie Jesus in der Bibel sagt - und in meinem Buch als Leitmotiv.

Die Wahrheit kommt auch nie zu spät!

 

20, 30 Jahre habe ich zugehört, was Herta Müller und Richard Wagner zu sagen hatten.

 

Jetzt sollen sie auch einmal zur Kenntnis nehmen, wie andere, die neben ihnen in Temeschburg, im Banat und in Siebenbürgen lebten und an ihrer deutschen Identität festhielten, denken.

 

Audiatur et altera pars, verehrte Müller und Wagner!

 

Und schreit nicht gleich nach dem Kadi!

 

Der Fall Antohi ist in der Symphonie problematisiert, kritisch!

Herta Müller kam nur noch mit dem Stoßen eines Gestrandeten!

 

Wie oft soll ein Mensch für seine Schuld bestraft werden, verehrte Frau Müller?


Mein Kommentar heute:

 

Inzwischen war ich psychisch sehr angespannt.

 

Herta Müller und Richard Wagner hatten mir schriftlich an gedroht, mich zu verklagen:

 

„Ich habe Sie aufgefordert von weiteren Unterstellungen und Behauptungen abzusehen, die den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Ich wiederhole: Sollten Sie Ihre rufschädigenden Ausführungen nicht einstellen, werden wir, also Herta Müller und Richard Wagner, gerichtlich gegen Sie vorgehen.“

 

Das war überdeutlich.

Täglich rechnete ich damit, einige aus der Schar gut bezahlter Anwälte aus Berlin  würden sich bei mir melden, um mir eine Unterlassungsklage anzuhängen.

 

Herta Müller hatte einige gut dotierte Preise erhalten und strich satte Honorare bei Lesungen und Auftritten ein, Gelder, die nun zum „Mundtotmachen kommunismuskritischer Regime-Gegner“ eingesetzt werden konnten?

 

Aus dem Internet hatte ich erfahren, Herta Müller hätte verlauten lassen, sie würde unter 700 Euro pro 20 Minuten Lesung nicht antreten, neben gutem Hotel und Spesen.

 

Schließlich war sie eine Primadonna der Literatur –

und im Kapitalismus hatte alles seinen Preis, auch die moralische Entrüstung!

 

Schließlich war sie mit anderen im Kanzleramt empfangen worden, während man dort die unbekannten Regimekritiker des Ceausescu-Staates aus den Zellen ganz und gar vergessen hatte.

Jene hatte das Klappern vergessen, das bekanntlich zum Geschäft gehört.

 

Die Sorge, auch im Westen gestoppt zu werden, erinnerte mich an die Heimsuchungen im realexistierenden Sozialismus.

 

Konnte es schein, dass der bundesdeutsche Staat gewissen Charakteren hilft, ihre eigene Vergangenheit zu kaschieren, gerade denjenigen, die die Bundesrepublik Deutschland früher massiv in Frage

Gestellt und bekämpft hatten.

 

Einige Urteile bundesdeutscher Gerichte, die es ehemaligen Stasi-Opfern untersagten, die Schergen des DDR-Staatssicherheitsdienstes öffentlich beim Namen zu nennen, gingen in diese Richtung.

 

Alte Kampfgefährten und befreundete Schriftsteller erfuhren von meinen Sorgen.

Erwin Ludwig, , reagierte auf die Wagner-Müller-Androhung empört: mit mir als zweiter Mitbegründer der freien Gewerkschaft SLOMR in Temeschburg zu 6 Monaten Haft verurteilt

„Diese Leute haben nichts begriffen – (oder „kapiert“ wie Herta Müller es hochdeutsch ausdrücken würde ) – Sie haben im Kommunismus gelebt und geben an, dort auch verfolgt gewesen zu sein! Und jetzt kommen sie nach Deutschland und bedrohen andere ganz so wie so man es ihnen im Kommunismus beigebracht hat. Eine Ungeheuerlichkeit!“

 

Wer hörte ihn?

Keiner!

 

Die Tücken der Technik, die Zeit für Änderungen des Kommentars war ohne Abspeicherung der Inhalte abgelaufen, schluckte einen großen Teil meiner Emotionen am 12. August bis auf den knappen Nachtrag, in welchem ich einige grundsätzliche Fragen aufzuwerfen gedachte, die aus der moralischen, bisweilen literaturspezifischen Diskussion eine überaus „politische Affäre“ machten, deren Dimension bis ins Bundespräsidialamt reicht:

 

14. Kommentar: 12.08.2008, 08:23 Uhr:

 

Nachbemerkung: meine letzten Ergänzungen wurden leider nicht mehr gespeichert.

 

Ich fragte noch nach der Legitimität der moralischen Verurteilung eines bereits Vorverurteilten!

Wer ist überhaupt dazu prädestiniert, über „moralische Integrität“ zu diskutieren?

Ein Philosoph vielleicht?

Ein Handelnder?

Ein Theologe oder Jedermann?

Die Botschaft der Zwietracht und des Hasses, die Herta Müller in einigen Kurzgeschichten in dem Bändchen „Niederungen“ gesät hat, wirkt auch noch heute.

 

Aus ihrer Sicht war es damals richtig, bestimmte Zustände im Banat zu karikieren, zu parodieren und sie – über die reine Satire hinaus – bis ins Beleidigende zu steigern.

 

 Hat sie sich je von dieser Botschaft distanziert?

 

Und war ihre damalige Haltung konsequent, das Deutschtum – nicht zu verwechseln mit Deutschtümelei – zu bekämpfen und die nur noch schwer aufrecht zu erhaltende Deutsche Identität einer Minderheit in Bedrängnis unmittelbar im Exodus?

 

War das etwa eine „moralisch integere“ Handlung?

 

Einige Leute in der Bundesrepublik wie C.F. Delius, der im Banat einen „Ort des Hasses“ ausmachte und in gleichen Atemzug den Siebenbürgern die gleiche Rückständigkeit zusprach, ungeachtet Reformation und Humanismus seit Luthers Zeiten, fanden Herta Müllers moralisch wertende Literatur toll.

Sie lobten Sie.

Herta Müller erhielt einen Preis und wurde bekannt!

Doch auf wessen Kosten?

 

Ist jedes Mittel legitim, um bekannt zu werden?

 

Und war der eigentliche Feind nicht etwa das totalitäre System im Land, die Ceausescu-Diktatur?

 
25 Jahre sind ins Land gegangen – und die gleiche Materie verursacht immer noch böses Blut.

 

Eine Distanzierung von den damaligen Kreationen aber könnte Eintracht schaffen – und symphonischen Zusammenklang!

 

Auf das Prinzip kommt es an, nicht auf die Namen dahinter.


Wer aber bescheinigt Herta Müller heute „moralische Integrität“?

 

Es ist Richard Wagner, ihr ehemaliger Lebenspartner, im „Berliner Tagesspiegel“, parallel zum Offenen Brief von Herta Müller an RKI-Direktor Patapievici in der Frankfurter Rundschau.

 

Herta Müller und Richard Wagner – von Außenstehenden, selbst von Dichterkollegen immer noch als geschrumpfte Aktionsgruppe Banat wahrgenommen, agieren immer noch im Tandem, in der Gruppe:

 

Auch wenn sie unliebsamen Kollegen mit Anwälten drohen und mit Gerichten.

 

Feine Leute, diese „moralisch integeren“ Widerstandskämpfer!



Die Kommentatorin, die in mir einen verbitterten alten Mann ausgemacht hatte, mischte sich wieder ein, attackierte meinen Fürsprecher unter der Gürtellinie.


Mein Kommentar heute (2009):

 

Nun mich plagten andere Sorgen.

Ich verbrachte einen unruhigen Vormittag – und warte die Post ab, privat und im Institut. Dann entschloss ich mich zu einem seelischen Befreiungsschlag. Wie hatte es Richard Wagner schriftstellerisch prägnant formuliert:

 

„Wenn Sie nun diese Androhung juristischer Konsequenzen ohne den von mir vorgetragenen Kontext in die Welt hinausposaunen wollen, so werde ich Sie nicht daran hindern, wäre es doch nichts weiter als ein weiterer Beweis für Ihre bereits zur Genüge dokumentierten denunziatorischen Absichten.

 

Mit freundlichem Gruß

Richard Wagner“

 

In meinem fünfzigjährigen Dasein hatte ich noch keinen denunziert.

 

Wirklichkeiten und Fakten beim Namen zu nennen, ist keine Denunziation sondern staatsbürgerliche Pflicht.

Nach fünfjährigem Jura-Studium parallel zu meinen sonstigen Aktivitäten wusste ich davon.

 

Also ging ich in die Offensive in der Hoffnung, Mitstreiter zu finden und eine Diskussion in Gang zu setzen, die nach lange nicht beendet sein wird, eine die gerade erst beginnt!

 

War der Geist erst einmal aus der Flasche, dann konnte jeder denkfähige Kopf im Besitz eines gesunden Menschenverstandes selbst unterscheiden, was Ungeist war, was Wahrheit oder Lüge –  wer die Moral gepachtet und wer sich für sich beanspruchen konnte.

 

Gab es vielleicht hinter den Selbstgerechten auch noch Gerechtere?

 

Als ich notgedrungen fast Jurist geworden wäre, um irgendeinen Brotberuf auszuüben, traf ich für mich eine moralische Entscheidung, die Gewissensentscheidung, nie Staatanwalt werden zu wollen, nie Ankläger, auch nie Richter, bestenfalls „Anwalt“, ein Verteidiger, der Entrechteten, der in Not geratenen, der Deprivierten, nicht aber der Kriminellen und Pseudokriminellen.

Jetzt war ich froh, nur moralisch urteilen zu müssen in einer Sache, wo nicht nur Richter richten konnten, sondern eine breite Öffentlichkeit.

 

Zola hatte gesagt: J’accuse!

 

Ich beschränkte mich darauf, als Zeuge auszusagen und mein Testimonium authenticum vorzulegen.

 

Von Herta Müller und RK Parteigenosse Richard Wagner aber, die andere und Andersdenkende an den Pranger stellen und unverhohlen drohen, erwartete ich jederzeit, dass sie ehrlich aussagen wie im Gericht unter Eid – und dabei die volle Wahrheit preisgeben, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

 

Wenn das erfolgt ist, dann steht für alle fest, wer moralisch und wer politisch integer ist.

Diese Überzeugung gab mir die Kraft, im Internet weiter zu machen und meine Positionen darzulegen auf die Gefahr hin, dass auch ich in dem „Forum“ fertig gemacht werde wie andere Kritiker des Kommunismus vor mir.

 

Wichtiger Kommentar,

von mir am 12.08.2008, 14:29 Uhr verfasst und eingespeist:

 

 

 

Einen Maulkorb für Carl Gibson, fordern Herta Müller und Richard Wagner!

Eskalation!

Gibson soll schweigen und nicht länger in der Vergangenheit rühren!

Sie wollen einem Zeithistoriker untersagen, Zeitphänomene zu kommentieren und zu werten!

Und als Philosoph soll er zur Frage der „moralischen Integrität“ öffentlich nicht! Stellung nehmen!

Offensichtlich gefällt es Müller und Wagner wohl kaum, was sie in der „Symphonie der Freiheit“ zum Thema Opposition gegen Ceausescu gelesen haben.

Sie vermuten Rufschädigung, ja Verleumdung!

Der erste Teil des Buches ist noch nicht einmal richtig auf dem Markt – und schon schreien einige Zeitgenossen entrüstet auf und rufen nach Verboten!

Redeverbot für (Carl) Gibson, Schreibverbot, Publikationsverbot …?

Nur weil er die geistige Situation seiner Zeit als „agierender Dissident“ und Zeitzeuge dokumentiert hat?

Und weil er als freier Bürger einer Republik auf einen „Offenen Brief von Herta Müller“ antwortete – mit Argumenten, die sich in einem Kapitel der „Symphonie der Freiheit“ wiederfinden?

Herta Müller gibt aus dem Verborgenen Statements ab, weigert sich aber, auf die Antworten anderer geistig-literarisch zu reagieren, ruft nach Anwalt und Gericht!

Und dabei ist der Fall Herta Müller in der „Symphonie der Freiheit“ nur ein Randthema (keine 5 Prozent der Materie), das im Rahmen der allgemeinen kulturellen und politischen Dissidenz in der Ceausescu-Diktatur erörtert wird.

Ist es in dem freien Staat Bundesrepublik Deutschland inzwischen verboten zu fragen, ob „antitotalitäre Grundhaltung“ (so der ehem. Min. Präsident Dr. Bernhard Vogel in der würdigenden Konrad-Adenauer-Stiftung-Preisrede auf Herta Müller) und die Anerkennung einer „totalitären Partei“ zusammenpassen?

Dr. Bernhard Vogel wäre nicht lange Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz oder Thüringen geblieben, wenn er die Pfälzer und Thüringer „so“ beleidigt und stigmatisiert hätte wie Herta Müller ihre Landsleute im Banat.

Schützen wir in der „deutschen Presse“ nur die etablierten Namen – und verbieten den – noch - unbekannten Zeitzeugen den Mund?

Das ist ein demokratisches Grundsatzproblem, das weit über diese Diskussion hinausgeht.

Vor zwei Jahren habe ich bei Herta Müller - über den Rowohlt-Verlag - angefragt, wie die damalige Anerkennung der Rumänischen Kommunistischen Partei 1985 mit weiteren Autoren in einer „Gruppe“!) zu verstehen sei.

Auf die Antwort Herta Müllers warte ich noch heute!

Nun Herr Richard Wagner!

Sie drohen mir auch im Namen von Herta Müller mit Anwälten und Gericht!

Hören sich auf damit!

Das ist schlechter Stil!

Sie haben die bundesdeutsche Öffentlichkeit nicht gepachtet!

Und es wird sicher noch ein paar kritische Journalisten und Wissenschaftler geben, die der Wahrheit auf den Grund gehen!?

Es ist Sache der Journalistik und der Wissenschaft, Wahrheiten ans Licht zu fördern, nicht zu verschleiern!

Wenn ich in der „Symphonie der Freiheit“ „J’accuse!“ gesagt habe, dann stehe ich auch dazu.

Wohlan, verklagen Sie mich!

Die Wahrheit werden Sie damit nicht aufhalten!

 

Die Zahl der Kommentatoren nahm täglich zu.

Gleichzeitig fand im „Forum“ der Siebenbürgischen Zeitung Online eine Paralleldiskussion statt zum Thema Spitzelaffäre bzw. zur Kontroverse Herta Müller-Horia Patapievici, die sich mehr und mehr zu einer Diskussion Carl Gibson gegen Herta Müller entwickelte.

In diese Paralleldiskussion, die zeitweise von alten weltanschaulichen Gegnern mit unlauteren Mitteln teils unter der Gürtellinie geführt wurde, griff ich nicht ein, weil ich mich nicht verzetteln wollte und weil es zeitlich nicht mehr zu bewältigen gewesen wäre.

Jedenfalls beschäftigte die Materie, die in Rumänien – wie es später hieß – durch den Blätterwald rauschte und über Wikipedia bald bis nach Schweden ausgedehnt werden sollte – mehr und mehr kritische Köpfe.

Die Strategie der Schweigenden, Gras über alles wachsen zu lassen, im Gegensatz zu Grass, der in die Offensive gegangen war und über seine NS-Mitwirkung selbst aufgeklärt hatte, ging nicht auf. Thesen und Antithesen verbreiteten sich – und sie werden auch noch heute diskutiert.

Mein Kommentar heute (2009):

 

Eine Lust an persönlicher Diffamierung bahnte sich an.

 

Meinem ersten und vehementesten Kritiker gingen wohl die Sachargumente aus. Und als guter Verschwörungstheoretiker – vielleicht auch munitioniert von anderer Seite aus dem Obskuren – konstruierte er Vorwürfe und zog Dinge an den Haaren herbei, die es nie gegeben hatte.

 

Richtig ist:

Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Berührung oder Konflikte mit Herta Müller oder Richard Wagner, wie oben in den Schreiben an Wagner auch hervorgehoben, weder öffentlich noch anonym.

Zu ignorieren war ich schlecht, weil Herta Müller und Richard Wagner vermutlich nicht einmal wussten, dass es mich gab, weil sie sich nie wissenschaftlich stringent mit oppositionspolitischen Themen, speziell SLOMR, beschäftigt hatten – und ich ihnen in der Belletristik oder in der Kritik nie ins Gehege gekommen war.

 

Ob sie wussten, dass der Autor der Lenau-Monographie aus dem Banat stammte, mag dahin gestellt bleiben.

Jedenfalls gab es keine Berührungen, weder positiver noch negativer Art.

 

Sie einfach in die Welt zu setzen, ist infam.

 

Die persönliche Diskreditierung ging dann auch noch soweit, mich zum „pathologischen Fall“ abzustempeln, zu stigmatisieren, um mich so unglaubwürdig erscheinen zu lassen.

Das war sehr billig. Ja primitiv.

 

 

Noch ein Wort zur Emotionalität:

 

Ein tatsächliches Opfer der Kommunistischen Partei und des Geheimdienstes Securitate empfindet die Gesamtdiskussion um Schuld und Sühne in einem totalitären System anders, als die ehemaligen „Mitläufer“ des Systems, die heute ihre persönliche Feigheit von damals gerne verstecken und vergessen wollen.

 

 

Die Schar der Diskutierenden wurde größer – mit neuen Thesen und Unterstellungen.

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Den Verdacht, ich könne mich still und leise mit Herta Müller und Richard Wagner arrangieren und gewisse unbequeme oder unethisch- unästhetische  Dinge – wie etwa die langjährige KP Mitgliedschaft des Dichters Wagner – nicht mehr ansprechen, um dafür indirekt gefördert zu werden, muss in deutlich von mir weisen.

 

Von anderen Schriftstellern, die unter den Verzerrungen der beiden litten, wusste ich, dass es so etwas gab und dass andere etablierte Namen es so gehalten hatten. Schriftsteller, Kritiker und Wissenschaftler waren also bereit, künftig auf Kritisches zu verzichten.

Das führte gerade zu den Halbwahrheiten, die Vertuschungen und Verschleierungen sind, die der Wahrheitsfindung und Vergangenheitsbewältigung im Wege stehen.

 

Es folgte die Schützenhilfe in polemischem Ton aus der Feder meines einzigen Adepten in diesem Kommentar: Das Abwiegeln und harmonisierende Auflösen der Diskussion missfällt ihm als ein Ende der Moraldiskussion.

 

Dazu mein kommunismuskritischer Flakgehilfe mit offenem Visier aus dem Schützengraben. Er will das Ende der Moraldiskussion und die Gleichmacherei zwischen Opfern einerseits und Richtern, Henkern und Schreibtisch-Tätern andererseits nicht hinnehmen.

 

 

Als Don Carlos schrieb ich am 13.08.2008, 08:00 Uhr über Grundsätzliches, das aus dieser Diskussion eine Sache von innenpolitischer Tragweite machte.

 

Nach meiner Auffassung hatten erst sachliche Fehleinschätzungen und politische Fehler diese Gesamtentwicklung möglich gemacht; politische Fehler, die bisher abgewürgt worden waren, die aber angesprochen werden mussten, wollte der soziale Friede künftig gesichert sein:

 

„Politischer Fehler durch falsches Signal!

 

Ist die Identität der ehemaligen deutschen Minderheit in Rumänien, der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben, ein Freigut, auf dem jeder herum trampeln kann?

 

Als die Konrad-Adenauer-Stiftung ihren Literaturpreis 2004 an Herta Müller vergab, ehrte sie eine Schriftstellerin, die sich nicht von den hetzerischen Passagen in ihrem Erstling distanzieren will.

 

Damit sanktionierte die KAS – und das ist nicht irgendwer, sondern die CDU-Stiftung – das Prinzip der „Hetze“.

 

Das ist ein falsches Signal, ein verheerendes sogar.

 

Oder, verehrter Herr Bundespräsident Köhler, darf gegen einzelne Teile des deutschen Volkes öffentlich gehetzt werden?

 

Mit Applaus und endgültiger Sanktion?

 

Das ist der eigentliche Skandal!


Das Prinzip zählt – und die Verfassung der Bundesrepublik ermutigt keine Hetze.

 

Der Name dessen, der die falsche Botschaft in seinem Werk transportiert, ist sekundär.

 

Und auch das Gesamtwerk eines Autors hebt eine Fehleinschätzung der Jugend nicht auf, wenn keine Distanzierung davon erfolgt.

 

Die Welt ist eine Welt der Symbole und Gesten –

und viel Unheil resultiert aus falschen Gesten und falschen Symbolen.

 

Klarstellung:

 

Mir ist in diesem Forum bzw. in der Korrespondenz mit Richard Wagner unterstellt worden, ich hätte mich an Diskreditierungskampagnen gegen Herta Müller bzw. gegen die Preisverleihung an Herta Müller „anonym“ beteiligt.

Richtig ist:

Erst mit der Veröffentlichung meiner Zeit-Dokumentation „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ nehme ich meine Argumentation auf und greife in die Diskussion ein.

 

Seit meiner Ankunft in der Bundesrepublik im Jahr 1979 habe ich noch in keiner öffentlichen Form Stellung gegen Herta Müller oder Richard Wagner bezogen oder Artikel veröffentlicht.

 

Was ich von Heckenschützen halte, die aus dem Versteck schießen, habe ich weiter oben in diesem Kommentar, mehrfach betont: ich verachte diese Haltung zutiefst, weil sie dem Angegriffenen die Möglichkeit nimmt, sich zu wehren!

 

 

Eine neue Stimme meldete sich – die Partie wurde immer spannender, zumal aus meiner Sicht, der ich immer noch fast allein mit dem Rücken zur Wand stand, nur mit Argumenten bewaffnet und einer gesunden Moral, die auf Wahrheit aufbaute und auf nichts als auf der Wahrheit!

 

War nach Heidegger nicht die Freiheit das Wesen der Wahrheit?

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

„Literatur“ ist nie unverbindlich.

Sie lebt nicht in den Intermundien oder im luftleeren Raum ferner Galaxien, sondern im Hier und Jetzt.

Sie hat eine Botschaft, gerade wenn sie mit historischen Kategorien (SS, Russin, etc.) und historischer Symbolik (Eisernes Kreuz etc.) operiert und wenn dort Klartextsätze wie: die deutsche Gemeinschaft legte ihre Gewehre auf mich an (Zit. Aus dem Gedächtnis) zu lesen sind.

Wenn das literarische Ich unabhängig davon ob es weiblich ist oder männlich und unabhängig vom Ort des Geschehens sich von den Gewehren der deutschen Gemeinschaf  bedroht fühlt, dann ist das ein eindeutig politisches Signal, eine Aussage mit Tragweite, deren Wirkung ihr geistiger Vater und Autor ermessen muss, wenn er sie formuliert, sonst klagt die Botschaft an, sonst hetzt sie auf. Der Schriftsteller muss wissen, was er tut, wenn er schreibt.

Das gilt auch für Herta Müller.

Weshalb hat sie nicht die innenpolitischen Missstände im Land unter Ceausescu aufs Korn genommen.

Weshalb musste sie ihre an die Wand gedrückten Landsleute angreifen, die allesamt im Exodus begriffen waren?

Weshalb schrieb sie um 1982 keine klar redenden Essays?

Weshalb versteckte sie sich in surrealistischer Fiktion garniert mit Seitenhieben auf die Welt, aus der sie stammte und der sie alles verdankte?

 

Mein scharfer Kritiker eilte der Fragenden zu Hilfe und kippte noch einen Laster Lehm auf mich hinunter, wohl in Unkenntnis des Berliner Liedes von Claire Waldoff: „wer schmeißt den n da mit Lehm, der sollte sich was schäm’.

Mein Kommentar heute (2009):

 

Kurz und bündig diese Unterstellungen. „Skandalerzeugung“?

 

Hatte ich die Affäre durch meinen moralischen Aufschrei vom Zaun gebrochen?

 

Oder hatte Herta Müller eine öffentliche Show abgezogen, indem sie einen Vorverurteilten ein zweites Mal an den Pranger stellte – und sich dabei – und so ganz nebenbei – als immer noch Verfolgte der Securitate in Erinnerung brachte?

 

„Eigenprofilierung“?

Die „Symphonie der Freiheit“, ein Buch, in welchem nach Herta Müllers oppositioneller Rolle in der Ceausescu-Diktatur gefragt wird, war längst veröffentlicht und wurde zufällig gerade in der Siebenbürgischen Zeitung angekündigt?

Brauchte ich diese Kontroverse?

 

Und nutzte sie mir wirklich, wo ich mich doch gerade in diesem Kommentar gegen Unterstellungen unterschiedlichster Art nur schlecht verteidigen konnte?

 

„Selbstvermarktung“ ?–

 

Die „Symphonie der Freiheit“ ist ein Buch, das viel Geld gekostet hat, um geschrieben zu werden.

Sie ist aber bestimmt kein Buch, das dem Autor etwas einbringt außer der geistigen Satisfaktion, ein Zeugnis abgelegt zu haben – nicht nur für das eigene Gewissen, sondern in vielen Geschichten und Phänomenbeschreibungen über die eigene Individualität hinaus für andere.

 

Wenn mein engagierter Kritiker einige Passagen aus der „Symphonie der Freiheit“ zu Gesicht bekommen und diese auch verstanden hätte, dann wäre ihm bewusst geworden,

dass das gesamte Opus eine „hermeneutisches“ Projekt ist und als solches seit einem Jahr in einem Nachwort angekündigt und im Internet veröffentlicht war. Und dies in eindeutiger Abgrenzung von der von Herta Müller praktizierten „Hermetik“, die verdunkelt und verschleiert, statt Phänomene aufzuklären und offen zu legen.

 

Würden das alles endlich einmal auch weitere kritische Geister erkennen und anerkennen, fragte ich mich am 5. Tag nach dem Auftakt mit Paukenschlag - und der Drohung der „Gerechten aus Berlin“.

 

Dann kam eine neutrale Wortmeldung.

Mein Kommentar heute (2009):

 

Diese neutrale Stimme brachte mir die erwartete Erlösung.

Also waren doch noch nicht alle verblödet oder zu feige, um eine Diskussion zu führen.

Der klare Kopf hatte genau erkannt, worauf es mir ankam und worauf es an sich ankam.

 

Ist Herta Müller, die als Repräsentantin der Bundesrepublik Deutschland um den Literatur-Nobelpreis kandidiert, eine moralisch und politisch integere Persönlichkeit – oder ist sie es nicht!?

Dass der Heckenschütze aus dem Busch als solcher angesprochen wurde, war längst überfällig, doch nicht so wichtig, weil es hier nicht um die Glaubwürdigkeit von anonymen Heckenschützen geht, sondern um die Glaubwürdigkeit von öffentlichen Personen, die sich dann und wann aus dem Versteck mir anklagenden, an den Pranger stellenden Brieflein melden, zur Sache selbst und zur eigenen Vita aber vieles zurückhalten und ganz verschweigen, weil es das Image gefährden könnte.

 

Erleichtert antwortete ich noch am gleichen Tag mit einem aufrichtigen:

 

Danke!

 

 Herta Müller kann Frieden stiften und die Wogen der Aufregung endgültig glätten, wenn sie sich ein für alle Mal von den missverständlichen und immer noch Unheil stiftenden Geschichtlein aus "Niederungen" distanziert –

 

und wenn sie aufklärt, weshalb sie damals, 1982, als der Exodus tobte und die deutsche Identität rumänienweit in Gefahr war, "gegen" ihre eigen Leute vorging - und nicht gegen die Kommunisten im Land!

 

So einfach ist das.

 

Wem nutzten ihre Unfrieden stiftenden "Fiktionen" am meisten?

 

Den Deutschen im Land bestimmt nicht!

 

Wenn die Distanzierung Herta Müllers von der falschen Botschaft der Hetze und der Spaltung erfolgt ist, dann kann man auch literaturwissenschaftlich über ihre "Fiktionen" reden

und über Fragen, wie sie die rumänische Aktualität ihrer Zeit, die Securitate und die Partei, dargestellt hat, das Leiden der Frau in einer historisch gewachsenen Gesellschaft und anderes mehr.

 

Dann können wir "hermeneutisch" diskutieren und auch ihre "Essays", die zum Teil nur Zeitungsartikel sind, einbeziehen.

 

Fragen der literarischen Wertung mögen zu literarischen Preisen führen.

Doch die politische Botschaft darf nie ignoriert werden.

 

Wer - wie Herta Müller - in die Zeitgeschichte eingreift,

Massen stigmatisiert und exponiert,

darunter viele Wehrlose, denen das Instrumentarium fehlt, sich zu wehren, muss damit rechnen, dass auch nach der Verantwortung gefragt wird?

 

Was dachte sie sich damals, als sie ihre eigenen Wurzeln verhöhnte?

 

So etwas akzeptiert kein Volk auf der Welt.

 

Denn das untergräbt das Selbstwertgefühl und über die geschwächte Identität die eigene Zukunft.

 

So etwa sieht das ein Philosoph aus der Zelle, der viel zu lange geschwiegen hat, weil er annahm, dass die Historiker und Politologen ihre Hausaufgaben machen würden.

 

Das ist nicht geschehen.

 

Deshalb greife ich ein und rede.

 

Die Welt wird dann entscheiden, ob ich auch etwas zu sagen habe.

 

Und die Leser haben die Freiheit, Herta Müllers Literatur zu lesen und gut zu finden - oder etwas von dem, was ich in die Welt gesetzt habe.

 

Ich handle im Glauben daran, dass der "Anstand" noch zurückkommen wird in Politik und Gesellschaft.

 

Und die Methode habe ich mir nicht ausgesucht.

 

Manchmal erfordern besondere Zeiten auch spezielle Mittel - und der Endzweck heiligt sie, wenn er edel ist und den Menschen besser macht, hilfreich und gut.



Der Zwischenruf eines früheren Kommentators mischte sich ein.

Mein Kommentar heute (2009):

 

Ein Nicht-Betroffener mag so lesen können.

Ein Betroffener kann es nicht, ohne seine Identität aufzugeben.

 

Herta Müller hätte auch vieles klarstellen und eventuelle Missverständnisse in den Interviews korrigieren und aus der Welt schaffen können.

 

Sie hat das nicht getan. Ganz im Gegenteil.

 

Sie hat weiterhin andere in die Ecke gestellt und sie diffamiert, was Unfrieden schafft und Spaltung, aber keine Versöhnung.

 

Der als „Heckenschütze“ entlarvte Kommentator der ersten Stunde, der nach eigene Angaben bereits im Jahr 2001 fleißig kommentierend in den geistigen Dialog eingriff, musste zurückschlagen und die „neutrale Stimme“ angreifen, die alles so deutlich ausgemacht hatte.

Meine Wenigkeit, Don Carlos alias Carl Gibson. Rückte zunehmend auf eine Metaebene vor – wenigstens in dieser Diskussion und in der Paralleldebatte im Forum der SbZ nebenan.

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Es fällt den Anhängern von Herta Müllers Literatur und weltanschaulichen Überzeugungen auch heute noch schwer, ihre eklatanten Fehleinschätzungen von Staat, Partei und Gesellschaft in der Ceausescu-Diktatur anzuerkennen.

 

 Dafür rechtfertigen sie ihr Nichthandeln und ihr Falschhandeln.

 

Mir werden dabei erneut pathologische sowie minderwertige Motivationen unterstellt, namentlich: Neid-, Kompensations- und Minderwertigkeitsgefühle.

 

Vielleicht kommt meine – von vielen nicht mehr erwartete - Überprüfung moralischer und politischer Integrität zu urplötzlich, eben wie ein Blitz aus heiterem Himmel, was gegen Rationalität spricht und für dumpfe Motivationen aus den Sphären der Unbewussten?

 

Nein, alles hat schon seine Richtigkeit. Jeder, der die gleiche Diskussion kritisch führt, muss auf die gleichen Fragen stoßen. Das dies noch nicht geschehen ist, ist ein Hinweis darauf, dass Herta Müllers noch sehr junge und vielfach überschätztes Werk noch nicht röntgenhaft untersucht wurde, sondern wohlwollend, weil man ihr bisher glaubte und dankbar, weil seine realitätsfremde Unfestgelegtheit interpretationsfreudig ist.

 

Die Stunde der Wahrheit für ihre Sprache und Literatur aber wird kommen, wenn ihr Widerstandsmythos erschüttert ist, wenn ihre Glaubwürdigkeit einbricht und wenn immer mehr feststellen werden, was Täuschung ist, was Lüge und Schein – und wo andererseits die vielen Facetten der Wahrheit einsetzen.

Vielleicht wird es den rumänischen Literaturwissenschaftler, Interpreten und Historikern vorbehalten bleiben, das Bild, das Herta Müller von der rumänischen Gesellschaft im Sozialismus zeichnete, von Volk und Staat, kritisch zu überprüfen.

 

Was die kleine Volksgruppe der Banater Schwaben wohl nicht mehr leisten kann, werden die Rumänen übernehmen müssen. Dann werden alle klarer sehen.

 

 

„Don Carlos“, dem die Diskussion an die Substanz ging – schließlich stand er seit Tagen im Dauerbeschuss von vielen Seiten - antwortete am 14.08.2008, 10:13 Uhr im 34. Kommentar in einer etwas aggressiver werdenden Stimmung:

 

Ostrakismos?

 

Neuzeitliche Steinigung – jenseits von Sodom und Eden?

 

„Was sollen wir, die ohne Sünde sind, mit Ihnen, den Sündern bloß tun?“

fragt der rumänische Schriftsteller Horia Patapievici vom RKI selbstironisch in seiner Antwort an Herta Müller –

und gibt der Anklagenden dem Schwarzen Peter zurück, dezent und galant, fast wie in einem Liebesbrief.

 

Und die deutsche Öffentlichkeit folgt mit Staunen, wie hier ein indirekter Persilschein ausgestellt wird.

 

Nur sind wir, seitdem wir den Garten Eden verlassen haben, alle nicht mehr ohne Schuld!

 

Was sagt Jesus dazu im Neuen Testament?

 

Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!

 

Also hören wir auf, anderen zu drohen, Frau Herta Müller, weder dem Rumänischen Kulturinstitut, noch dem unbequemen Frager!

 

Selbstbescheinigte Unschuld und Selbstgerechtigkeit kommen einer Hybris gleich! Das weiß ich aus eigener Erfahrung!

 

Und prometheische Auflehnung und Verstiegenheit kommen immer vor den Fall. Das ist schon seit Luzifers Verstoßung aus dem Himmel so – und andere „Engel“ folgten bis hin zu Faust und in die jüngste Geschichte.

 

Also Vorsicht im Kampf zwischen Schein und Sein.

 

Wenn der Schein verfliegt und der Nimbus weg ist, dann wird selbst aus der Heiligen Johanna nur noch ein Mensch, dem nichts Menschliches fremd sein darf.

Das Böse, das sind nicht immer nur die anderen, wie es Sartre einmal anklagend formulierte, sondern es ist vielschichtig in der Welt – das Problem der Theodizee werden wir nicht lösen.

 

Wir können es nur aus den Wirklichkeiten, die wir erlebt haben, deuten; und jeder auf seine Weise literarisch oder geistig-philosophisch darstellen und interpretieren.

 

Ob der surreale Zugang den sozialistischen Wirklichkeiten eines totalitären Systems gerecht wird, fast hundert Jahre nach dem Surrealismus eines Tristan Tzara, darüber soll die Literaturgeschichte entscheiden.

 

Die Fragen der Moral aber gilt es jetzt offen zu diskutieren, da sie unsere unmittelbare Existenz betreffen.

 

Wie aus der gut informierten „Siebenbürgischen Zeitung“ zu erfahren ist, gibt es wissenschaftliche Bestrebungen (ein Dissertations-Projekt), die Thematik Spitzel, Denunzianten, Mitläufer etc. gerade im Umkreis von Journalisten, Lehrern, Pfarrern und Schriftstellern aufzuarbeiten – mit starker Verweigerungshaltung der Betroffenen.

 

Die Zeit sei noch nicht reif, meinen sie!


Sie ist längst reif!

Erst wenn die Fakten feststehen, erst wenn historische Gewissheiten da sind, werden die Verdächtigungen aufhören.

Erst dann wird eine Vergangenheitsbewältigung möglich sein – und ein genaueres Differenzieren zwischen Schuld und Unschuld bei Einsicht, Anerkennung und Sühne!

Was fällt, soll man auch noch stoßen, sagt Nietzsche an einer Stelle!

Ist das so, Frau Müller?

Ist das eine moralische Handlung?

Und wer ist der nächste Antohi?
Dostojewski und Nietzsche werden wieder aktuell sein!

Und vielleicht gibt es auch einen neuen Fall: ... contra Wagner?
Post scriptum:

 

Zum Thema : Aversion von Dunkelmamm "(Kommentator 1" ( welch ein Pseudonym!) gegen: Carl Gibson alias Don Carlos:

 

Ich zitiere:

Meine Bewunderung haben Sie dafür, wie Sie sich in der SZ (Sächsischen Zeitung) mit anonymen Schmierfinken und verruchten Feiglingen à la (Kommentator 1) wacker herumschlagen." Das schrieb mir in der Nacht ein höchst etablierter Schriftsteller aus Rumänien, der seit vielen Jahren in der Bundesrepublik lebt und der die Thematik als "Insider" und gewichtiger Zeitzeuge kennt.

Er wird selbst entscheiden, wann er öffentlich in die Diskussion eingreift.

Nochmals Dank an ( die neutrale Stimme)  für die erwiesene Solidarität. Zuerst war (mein Flak-Helfer da, dann die neutrale Stimme ... vielleicht werden es noch mehr...

 


Die neutrale Stimme kam mahnend zurück, um auch meinen Machiavellismus zu tadeln, ohne einzusehen, dass ein edler Zweck manchmal auch „vertretbare“ Mittel heiligt.

 


Mein Kommentar heute(2009):  

 

Die neutrale Stimme, offenbar besser über Herta Müllers politisches Vorleben informiert, als ich es je hatte in Erfahrung bringen können, brachte es auf den Punkt.

 

War Herta Müller in der RKP?

 

Hatte sie ihrem Freund und literarischen Gefährten Richard Wagner nachgemacht und war auch zu den Kommunisten übergelaufen, zur einzigen Partei im Land, die nicht mehr Teil, sondern gleich alles war?

 

Mit dieser Gretchenfrage, die mit über die Unschuld entschied, wandte sich die immer brisanter werden politische Moral-Diskussion zunehmend gegen Herta Müllers Sauber-Image und stellte dieses abrupt in Frage.

 

Die Aktionsgruppen-Mitglieder Richard Wagner, Gerhard Ortinau. William Totok und Lippet waren in der kommunistischen Monopolpartei, die keine weiteren Blockparteien nötig hatte, um ihr Gesicht zu wahren wie die D. D“ emokratische“ R.

 

Ich wusste auch aus mehreren Quellen, dass Herta Müller die Ehrung der Jungkommunisten als Autorin angenommen hatte. Doch eine Bestätigung ihrer Mitgliedschaft fehlte mir.

 

Auch heute weiß ich nicht, ob sie „Genossin“ war oder nicht.

 

Wenn es zu einem persönlichen Gespräch gekommen wäre, hätte ich sie danach gefragt. Gute Bekannte aus ihrem früheren Umfeld, die es wissen können, wollte ich nicht mit dieser Frage konfrontieren, um ein Vertrauensverhältnis nicht zu missbrauchen.

Über die „genossenen“ Privilegien“ in der Diktatur Ceausescus kann sie selbst Auskunft geben.

 

Keiner trat auf, um Herta Müller vom Opportunismus-Vorwurf zu entlasten, den ich ganz generell anfangs in die Diskussion eingebracht hatte.

 

Ein kleiner Trost kam von einem Kampfgefährten aus dem Schützengraben.

Darauf ein Wort an alle aus meiner Feder:

 

Freie Geister!

 

Ich danke allen, die hier mitwirken.

Die Wahrheit liegt bekanntlich immer irgendwo in der Mitte - und wenn wir in einem gesunden Gespräch im Pro und Contra die Perspektiven aneinander annähern und das Subjektive der Einzelmeinung objektivieren, dann werden wir der Wahrheit etwas näher kommen.

(An meine Kritikerin): Würden Sie auch meinen Weg akzeptieren, den ich sehr konsequent gegangen bin - bis heute?

Ich startete nicht als Erleuchteter, der im Besitz des Steines des Weisen ist, nicht als Weltbürger, noch als Humanist, sondern - aus der Enge einer einfachen Welt heraus - als bescheidener, national fühlender Mensch, der noch viel lernen musste, bis er wurde, was er ist.

Der Weg durch die Stein-Wüste war schmerzhaft und mit Fehlern und Dornen gepflastert. Aber ich habe auf diesem Weg des aufrechten Ganges meinen Hals nicht gedreht und das Fähnlein nicht nach dem Wind ausgerichtet; auch habe ich mein Umfeld nicht beschimpft oder die Nationen um mich herum. Vor meiner Mutter hat in Sackelhausen im Banat meinetwegen niemand ausgespuckt.

Zu meiner neuen Heimat hatte ich nie ein diskrepantes Verhältnis - und als ich kam, kam ich gern in die Bundesrepublik! Eine Spazierfahrt nach Bukarest habe ich mir noch nicht geleistet! (An meinen frühen Befürworter): Ihr Lob ehrt mich. Wer etwas mehr von dem aufnimmt, was ich der Welt gerade anbiete, wird ihr Urteil verifizieren können.

Noch ein Wort zu Herta Müller! Wir werden differenzieren müssen zwischen der Person und dem Mythos. Diese urdemokratische Diskussion hier überprüft auch ihre Aussagen - und da das Internet beständig ist, werden diese Statements hier auch vielleicht einmal wissenschaftlich ausgewertet werden.

Ich schrieb mein Buch aus der Sicht des ehemaligen Bürgerrechtlers, der einfache Fragen stellt:

Wer ist wann, wo, von wem und wie verfolgt worden?

 

Meine "Literatur" kommt vielleicht später. Vorerst hatte die historische, politische und eben "moralische" Botschaft Priorität.


Entflechten wir doch die Dissidenz von der Literatur, prüfen wir die Fakten und entscheiden dann über Moral und Unmoral.

 

Der Kampf des Lichts gegen die Finsternis, der Kampf des Obskuren gegen die Aufklärung, der Dualismus von Gut und Böse, dieser alte metaphysische Kampf der Weltreligionen und der Philosopheme, betrifft auch uns - unsere Offenheit und unsere Lust, aus dem Dunkel mit Schlamm zu werfen. Irgendwann wird feststehen, wer die Lichtgestalt ist und wer das Widersacher-Prinzip verkörpert.

(An meinen schärfsten Kritiker):

Zu ihrer Ehrenrettung! Es gibt Charaktere, die sind zwar nicht das Salz der Erde, aber sie sind wie die Hefe und wirken wie Hefe. Genießen kann man sie kaum in größeren Mengen ohne zu erbrechen, aber sie wirken wie Katalysatoren und beschleunigen die Wahrheitsfindung auf ihre Weise. Also haben sie einen höheren Sinn im Kosmos - auch als principium negationis - als Geist, der stets verneint. Und dass mit Recht. Denn alles was entsteht ist auch wert, dass es zu Grunde geht. Drum besser wär’s, wenn nichts entstünde. Denn alles was der eine oder andere Sünde... kurz das Böse nennt ist gewisser Leute Element...

Mein Kommentar heute, September 2009:

 

Mir ging es um Schlüsselfragen, die Bestand haben werden und die noch mehrfach gestellt werden.

Mir unbegreiflich blieb die schizophrene, inkonsequente und mir hochgradig heuchlerisch erscheinende Haltung Herta Müllers und Richard Wagners zur Bundesrepublik und der Bundesrepublik, namentlich der konservativen Christlichen Union über die Konrad-Adenauer-Stiftung zu Herta Müller.

 

Ist die notorische Ablehnung des BRD-Modells durch orthodoxe Linke und KP-Mitglieder inzwischen Schnee von gestern?

 

Auf etwas spucken – und dann canossagleich zu Kreuz kriechen und dabei die Prinzipien der Jugend genüsslich in der Pfeife rauchen?

Ist das Moral?

 

Ist diese Haltung vorbildlich für die Gesellschaft?

 

Armes Deutschland . und verkehrte Welt.

 

Dafür aber werden diejenigen, die in schwerer Zeit der Verfolgung und Repression für das deutsche Vaterland, seine Kultur und für die deutsche Identität ihre Wange und ihre Haut hingehalten haben, als Ewiggestrige beschimpft und ausgegrenzt.

 

Ist das gerecht?

 

Und hat das etwas mit Moral zu tun?

 

Mein Kommentar heute, September 2009:

 

 

Es war ein schwerer Gang nach Canossa, Einsicht, Reue – ohne mein Hinzutun.

 

Vielleicht hat sich mein ärgster Kritiker dann doch noch gründlicher über meinen Lebensweg informiert und erkannt, dass meine Fragen nicht zu Unrecht aufgeworfen wurden – dass sie der Sache dienen sollen, nicht der billigen Eigenwerbung.

Überzeugt, dass sich die Kraft des Faktischen und somit die Wahrheit in vielen Formen letztendlich doch durchsetzt, hatte ich kein Problem damit, die Entschuldigung anzunehmen. War ich doch selbst schon oft in jugendlichem Enthusiasmus und von besten Absichten gesteuert und angetrieben über das Maß hinausgeschossen und hatte, ohne es zu wollen, andere gekränkt oder gar beleidigt.

Also nahm ich das Pardon an, ohne Triumphgefühle oder späte Genugtuung nach einwöchigem Ausharren in der Schlacht, deren Ende noch nicht abzusehen war. Immer noch rechnete ich mit einer Intervention der „Anwälte“ und dem Versuch der beiden „Gerechten aus Berlin“, mir doch noch den Mund verbieten zu wollen. Die psychische Anspannung hielt an, durchsetzt nur und gelegentlich unterbrochen durch zahlreiche Emails Betroffener und durch Telefonkontakte neugierig gewordener Mitleser an den Bildschirmen, die mir alle die unterschiedlichsten Dinge zur Thematik erzählen wollten. Unter anderem wurde ich mit wirren Verschwörungstheorien konfrontiert, deren Abwegen ich aber zu keinem Zeitpunkt zu folgen bereit war. Neuer Gerüchte bedurfte es nicht mehr. Die Aufklärung der noch offenen Fragen reichte vollkommen aus, um mehr Licht in das Dunkel zu bringen. Fakten offen legen, diese ansprechen, analysieren, bewerten – und moralisch wie politisch werten, darauf kam es mir an. Schließlich hatte ich ein politisches Buch geschrieben, das von einem Ethos getragen wurde.

Moralist wollte ich keiner sein. Doch wenn es galt, moralische Fragen anzusprechen, die von politischer Tragweite sind, dann musste ich mich der Diskussion stellen – und weiter bohren wie der Inquisitor oder der Staatsanwalt, nur mit den Methoden des geistigen Dialogs.

Herta Müller hätte jederzeit aus ihrem Versteck heraus treten und persönlich in die Diskussion eingreifen können.

Sie tat es nicht!

War sie sich zu schade, das Internet zu nutzen?

 

Oder wollte sie die unbequemen Fragen so lange wie möglich aus der Öffentlichkeit heraus halten, ohne selbst Farbe zu bekennen? Ich vertraute weiterhin dem anderen Prinzip, der offen Frage und Rede – in der Hoffnung, bald werde noch mehr Wahrheit ans Licht kommen.

 

Am 15.08.2008, 08:34 Uhr zielte ich auf einen wunden Punkt und speiste folgende Fragestellungen in den Internet-Kommentar der SbZ:

 

Die „Gretchenfrage“ an Herta Müller!

Wie halten Sie es, Madame, nein, nicht mit der „Religion“, sondern mit der „kommunistischen Weltanschauung“?

Wie hielten sie es damals, wie heute?

Waren Sie wirklich Mitglied in der Rumänischen Kommunistischen Partei, in einer Organisation, die heute von den Rumänen selbst im großen wissenschaftlichen „Report zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ als „verbrecherische Vereinigung“ eingestuft wird?

Wann sind Sie in die RKP eingetreten und wann sind Sie wieder ausgetreten? Die deutsche Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, ob Sie ein totalitäres System gebilligt haben und wann Sie sich von diesem distanzierten! Denn Sie sind von einer großen Stiftung des deutschen Volkes geehrt worden, von der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung, die über die Volkspartei CDU einen großen Teil des deutschen Volkes mit repräsentiert? Und ihr gutes Gewissen als ehemalige Linke hat Sie nicht davon abgehalten, den „literarischen Preis“, der „per se“ ein „politischer Preis“ ist anzunehmen! Haben Sie auch Privilegien der RKP in Anspruch genommen – und welche? Sind Sie tatsächlich eine „Nutznießerin“ des Ceausescu-Regimes, wie dies auch aus einer SbZ- Rezension des Ingmar Brantsch- Buches über die noch existente deutsche Literatur in Rumänien zu erfahren war?(Neutrale Stimme) stellt die Überlegungen RKP- Zugehörigkeit und Privilegien in den Raum. Ich habe sie noch nicht überprüft.

Klären Sie uns auf, Frau Müller! Auch das ist eine Gewissensfrage - und ein moralisches Problem!

Ein ausführlicher Lebenslauf im Internet könnte abhelfen.

Das Wesen des Chamäleons besteht darin, die Farbe zu wechseln. Und der Wendehals wendet wesensgemäß den Hals. Doch wollen wir, kritische Journalisten von der „Frankfurter Rundschau“ und Juroren im Auftrag der „Konrad-Adenauer-Stiftung“, solch einen „natürlichen“ Opportunismus auch noch öffentlich gutheißen und auszeichnen? Oder fördern wir dadurch nicht gar den demokratischen Untergang im Abendland?

Auch ich war einmal in einer Partei, in einer demokratischen!

Bald nach meiner Ankunft in Deutschland trat ich in die CDU ein, stritt im Wahlkampf für Kurt Biedenkopf in Dortmund und für Franz Josef Strauß als Bundeskanzler und bezahlte den Partei-Mitgliedsbeitrag aus dem Taschen des Abiturienten.

Das war mein Idealismus damals und mein Glaube an den Slogan:

„Freiheit statt Sozialismus“.

Als ich damals um 1981 (Zeitpunkt der UNO-Klage gegen Ceausescu) sah, dass sich meine Ideale nicht umsetzen ließen, trat ich aus der CDU aus – ganz so wie ein mir nahe stehendes Mitglied der Aktionsgruppe- Banat etwa 1976 aus der RKP austrat, nachdem die Securitate ihn quälte und der Partei-Zensor seine „Literatur“ verstümmelte.

Wie handelte Herta Müller damals?

Ja,!

Ich werfe Herta Müller tatsächlich vor, damals mit dem Teufel paktiert zu haben. Aber nicht unter Druck – wie der gequälte und erpresste Dichter Ion Caraion in der Zelle nach 11 Jahren Haft  ich habe der Materie ein ausführliches Kapitel gewidmet, das aus ihr die gesamte Fratze des kommunistischen Systems heraus scheint), sondern: freiwillig!

Herta Müller folgte „nur“ ihrem „Gewissen“, als sie – wie andere auch – im sozialistischen Rumänien noch oben kommen und Karriere machen wollte.

Die machiavellische Methode des rücksichtslosen „Wille zur Macht“- Entfaltens, (neutrale Stimme), die Sie mir kritisch unterstellen, beherrschten schon andere vor mir, von den antiken Machtmenschen, über Cesare Borgia bis in die neueste Zeit. Nur (an meine Befürworter und Kritiker gerichtet)!

Mit dem eigenen „Gewissen“ muss man ein Leben lang auskommen, will man nicht in innerer Diskrepanz leben. Um jeden Preis berühmt zu werden ist eine Sackgasse, die zum Holzweg werden kann. Die großen Nietzsche-Themen, Moral und Unmoral, Gut und Böse, sind aktueller denn je – auch in dieser Diskussion.

Lassen Sie uns also nicht „verhüllen“, „verschleiern“ „ und mystifizieren, denn das alles liegt nahe an der Täuschung, sondern „mit dem Hammer philosophieren“ und aufklären wie Voltaire, Heine, Zola und Nietzsche – und nicht mit Hammer und Sichel wie Stalin oder mit verdrehten, pervertierten Kreuzen wie andere Menschheitsverbrecher.

Dann werden wir uns dem annähern, was ich in meinem Testimonium authenticum die „historische Wahrheit“ nenne. Noch ein Wort zu (Kommentator 1)! Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung und respektiere Ihre Meinung. Nur waren einige Ihre Behauptungen schlechthin (Selbstverlag etc.) falsch und a priori diskriminierend. Nie hätte ich meine Publikationen etc. hier genannt, wenn Sie nicht explizit nach der Fundierung meiner "wissenschaftlichen" und politisch-sozialen Autorität gerufen hätten. Ganz so "auf der Suppe daher geschwommen" bin ich nun auch nicht!


Am 15.08.2008, 11:26 Uhr äußerte eine enttäuschte Stimme die Vermutung, Herta Müller werde nie antworten.

Mein Kommentar heute (2009):

Das ist ihr gutes Recht. Sie muss sich nicht belasten Sie darf schweigen. Und ich werde mit ihrem Schweigen leben.

Doch bald werden andere kritische Fragen stellen, auch diejenigen, die ihr bisher noch glaubten. Dann wird sie Antworten nicht mehr aus dem Wege gehen können. Und die kritischen Frager werden sich nicht mehr wie bisher – aus Rücksicht auf eine zarte Seele und aus Takt oder Höflichkeit mir ausweichenden Antworten zufrieden geben.

Dann wird die Stunde der Wahrheit kommen, auch für Herta Müller. Und sollte sich dann herausstellen, dass sie erhebliche Tatsachen verschwiegen und der Öffentlichkeit vorenthalten hat, dann wird ihre Literatur so wertlos werden wie ihre geistige Botschaft – getreu ihrem Motto aus dem Kindergarten: Lügen haben kurze Beine, die Wahrheit hat keine.

Mein Kommentar heute (2009):

 

Tabula rasa?

Wo bleibt das Reine Tisch machen – und das Kehren mit eisernem Besen vor der eigenen Haustür?

 

Herta Müller kehrte bei anderen und versteckte alles, was ihr an biografischen Daten nicht in den Kram und in den neuen Lebensstil passte, unter den Teppich. Einmal Opportunist, immer Opportunist?

 

Wie viele Chamäleons es doch gab – und Wendehälse?

 

Hatte man sich schon daran gewöhnt? Waren sie Normalität, nicht Ausnahme?

Nachdem die Argumente mehr wurden und ich im Dauerfeuer standhielt, neigte sich das Pendel zu meinen Positionen hin – und mein Stern steig wieder.

 

Die Skeptikerin kam wieder – und sie stellte Fragen, die zunehmend kritischer wurden.

Mein Kommentar heute:

 

Herta Müller war eine Privilegierte, die reisen durfte mit dem Plazet der Kommunistischen Partei und der Securitate, eine Art Staatsreisende nicht nur auf „einem Bein“, sondern protegiert und mit Argusaugen bewacht.

 

Der rumänische Staat hatte nach eigenem Souveränitätsempfinden ein Interesse daran zu wissen, wie loyal sich seine Staatsbürgerin im Ausland verhielt – er wollte wissen, ob das Paradigma der „loyalen Kritik“, das Richard Wagner ausgegeben hatte, auch im Westen eingehalten wurde oder ob Herta Müller dort auch gegen diktatorische Verhältnisse im Rumänien Ceausescus wetterte.

 

„Nur Mitarbeiter der Securitate und loyale Partei-Genossen dürfen in den Westen reisen“, sagte mir mein Mitstreiter bei SLOMR.

Das ist in der DDR so und im gesamten Ostblock. Sicher auch im Kommunistischen Rumänien.“

 

Widersprechen konnte ich nicht, aber auch nicht dementieren.

 

Wer Umgang mit der Securitate und der KP hatte, war irgendwie involviert.

 

Bis zu welchem Grad er es war, darüber können nur die Securitate-Akten Auskunft geben, insofern diese nicht früher oder später „gefälscht“ wurden – um zu belasten oder um zu „entlasten“. Das Zusammenspiel mit den Geheimdiensten und mit einer rücksichtslosen Staatsmacht war immer unprinzipiell und kompliziert.

 

Richard Wagner sei auch gereist, sagt man, mehrfach! I

ch weiß nicht, ob das stimmt. Jedenfalls war er 1985 fünf Wochen lang in der BRD – und reiste zurück zu Ceausescu.

 

Jedenfalls kann die „Verfolgung“ von Herta Müller nach ihrer ersten Reise in den Westen um 1984/95 – als Richard Wagner noch in der später als „illegitim und verbrecherisch“ anerkannten Partei war, nicht so arg gewesen sein, wenn man – wie Herta Müller – freiwillig und gerne an die Stätte der Grausamkeiten zurückkehrt.

 

In meiner Anfrage an Herta Müller vom 10.10 2006 fragte ich explizit nach der Art ihrer Verfolgung. Sie schwieg und beschränkte sich öffentlich auf die bloße Allerweltbehauptung, eine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst Securitate verweigert zu haben, wohl weil sie erfahren hatte, dass diese – vielleicht nur reine Schutzbehauptung im Westen ausreicht, um als Widerstandskämpferin und antikommunistische Dissidentin ernst genommen zu werden.

 

Welcher Widerstandskämpfer gegen die Hitler-Diktatur bzw. gegen die NSDAP wäre als seriös empfunden worden, wenn er nur eine potenzielle Ablehnung der Gestapo-Kontaktierung in den Raum gestellt hätte?

So mager ist die Dissidenz Herta Müllers, während Richard Wagner explizit öffentlich kundtat, damals unter Ceausescu kein „Dissident“ sein zu wollen, nicht einmal aus den Reihen der Kommunistischen Partei heraus, der er über viele Jahre angehörte.

 

 

Ein weiterer Kommentator, sonst in dem Forum als konservativer Querulant bekannt, schaltete sich am 15.08.2008 mit der Anregung ein, jeder Mitdiskutant mit seinem richtigen Namen und seinem Wohnort eintragen.

 

Mein Kommentar heute(2009):

 

Getadelt wird eine fast schon destruktive Haltung, die nur paraphrasiert, ohne neue Erkenntnisse beizutragen.

Noch wichtiger aber ist die Identitätslüftung, wenn es darum geht, totalitäre Botschaften und Systeme verbal zu rechtfertigen, zu verniedlichen oder die aufklärende Botschaft von Zeitzeugen ins Lächerliche zu ziehen und ad absurdum zu führen.

Auch das ungehemmte Diagnostizieren, Pathologisieren, Anklagen oder reine Bewerfen mit Schmutz und „Lehm, ohne sich zu schäm’“ sollte nicht durch Identitätsverschleierung ermöglicht oder gar noch ermutigt werden.

 

Den konservativen Querulanten in die Schranken weisen wollend, meldete sich ein früher bereits kurz präsenter Relativist, wieder bereit, Gut und Böse, Schuld und Unschuld in einem undifferenzierten „Zusammenfall der Gegensätze“ (coincidentia oppositorum) aufzulösen.

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Sodom und Gomorra?

Ende der Moral?

 

Wie wäre es denn, wenn wir Ethik und Moral ganz abschaffen – und nur noch in einem Bereich agieren, den Nietzsche „Jenseits von Gut und Böse“ genannt hat? Dann fallen wir in den Urzustand zurück, in eine Welt, die Hobbes beschrieben hat,  in den Kampf der Prinzipienlosigkeit und Wildheit außerhalb von Kultur und Zivilisation – in das „homo homini lupus“ – wo ein Mensch dem anderen ein Wolf ist.

 

So weit ging nicht einmal Herta Müller, die aus dem Banat mit F.C. Delius Hilfestellung ein „Sodom und Gomorra“ machte, aber trotzdem davon überzeugt war, die falschen Werte, sprich die Welt der Alt-Nazis und Jung-Nazis etc, von der richtigen Warte aus anzuprangern und zu bekämpfen.

 

Wenn Werte fehlen – und darüber denkst ein ethisch orientierter Philosoph sein Leben lang nach – dann gerät alles ins Schwimmen, alles wird fragwürdig und relativ, Mensch und Gesellschaft verlieren ihre Bindungen und Anker – sie treiben im Strom dahin – und sie scheitern letztendlich an der Orientierungslosigkeit.

 

Wollen wir dorthin?

 

Wollen wir durch die Auflösung der Gegensätze jede Schulfrage abwürgen und damit dem Machtmenschen und Mordgesellen aller Couleur und Lager einen Freibrief ausstellen, um alles zu vernichten?

Die Unreife der relativistischen Position wird überdeutlich – es geht nicht ohne Moral. Unter Wölfen vielleicht, aber nirgendwo unter Menschen.

 

 

Nach dem Wechsel einiger Hauptkommentatoren in das „Forum“ der SbZ zeichnete es sich langsam ab, dass die immer spezieller und differenzierter werdende Diskussion langsam abklingen würde. Das Werk Herta Müllers war doch nicht so bekannt, wie ich es mir vorgestellt hatte, und konnte deshalb auch nicht differenziert besprochen werden.

 

Am achten Tag, den 16.08.2008, 07:28, Uhr wollte ich noch einmal in medias res und zu den Dingen selbst vordringen, um die unverzichtbare „Moral-Diskussion“ weiter zu führen.

Ein Grundsatzproblem, dass die Gesamt-Konzeption meiner „Symphonie der Freiheit“ bestimmt hatte, sollte der Öffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben. Wer gründlich nachdachte, und ich hoffte auf viele kritische Köpfe, der konnte sich selbst einen Reim darauf machen. Schließlich lebten wir zweieinhalbtausend Jahre nach den aufklärenden Sophisten – und immerhin mehr als 200 Jahre nach Voltaire, Rousseau und der Französischen Revolution, aber auch nach Zola und Nietzsche.

Also schreib ich folgendes:

 

Dichtung oder Wahrheit?

 

Intellektuelle Wahrhaftigkeit oder Lüge?

 

Danach fragt nicht nur Nietzsche seit Platons Höhlengleichnis.

 

Warum lügen Dichter?

 

Warum gaukeln sie der Welt etwas vor, virtuos und akrobatisch wie Seiltänzer? Warum servieren sie Zerrbilder aus verdrehten Perspektiven, wo doch volle Wahrheit angesagt ist, klar und deutlich seit Descartes, nicht janusköpfig oder schizophren?

Denn ohne Wahrheit wird es keine Gerechtigkeit geben!

 

Warum speisen die Wenigen die Vielen dieser Welt mit Potjomkinschen Dörfern ab, mit Lügengebäuden und Lügenfassaden, die auf Sand gebaut sind und dem ersten Windhauch nicht widerstehen werden?


Der Eigennutz ist es, der sie antreibt!

 

Und warum schweigen die anderen hehren Geister in den Elfenbeintürmen und in der Alma Mater?

 

Und die Zeitzeugen, die noch mehr wissen, die reden könnten und aufklären?

Es ist der gleiche Egoismus und die Befürchtung, sich durch zu viel Licht und Wahrheit selbst zu schaden!

 

Denn wer auf dieser Welt hat nicht irgendwo selbst etwas Dreck am Stecken?

Allzumenschliches überall – und es menschelt sehr, auch in der Moraldiskussion.

 

Unsere Welt hat gelernt, mit der Lüge zu leben – und mit der Heuchelei.

Überall wird man ermutigt dazu.

Schweigen, Aussitzen, wo andere Unbeirrbare bohrende Fragen stellen – die große Welt der Politik mit ihren diplomatischen Winkelzügen macht es vor.

Wenn etwas faul ist im Staate … dann weder bestätigen, noch dementieren.

Tee trinken und abwarten, bis der Sturm vorüberzieht, in der Hoffnung, kein aufgewirbelter Stein werde das Glashaus treffen …

Soviel, (Kommentatorin X) zu Ihrer berechtigten Sorge!

Viel wurde gefragt … aber auch Marathon-Kommentatoren werden einmal müde …

 

Eine weitere Nacht ging ins Land.

Und neue Ideen reiften heran, Gedanken die ausgesprochen werden mussten. Da ich Jahre lang über die gleichen Fragen nachgedacht und meine Gesellschaft, in der ich lebte, recht genau beobachte hatte, da ich zufällig auch ein dickes Buch geschrieben hatte, welches zu jene gehört, die „geworfen tödlich wirken“ – wie man alter Professor und Nietzscheforscher zu sagen pflegte, waren die Ideen im Kopf vorformuliert und präsent. Von einem Wahrheitsdrang und dem alten Gerechtigkeitsempfinden getragen, flossen sie leicht in die Tastatur und auf den Bildschirm. Die Furcht vor den Anwälten von Herta Müller und Richard Wagner, der gerade für sein Lebenswerk geehrt und einen weiteren Preis erhalten hatte, hemmten mich nicht. Entweder ich irrte mich in meinen Einschätzungen oder andere, die den Lorbeer an Herta Müller und den langjährigen KP Genossen Richard Wagner verteilten, irrten. Die Zeit und die Sonne würden die Wahrheit an den Tag bringen. Davon war ich überzeugt wie Zola vor der Dreyfus-Affäre. Mein „J’ accuse war bereits in der „Symphonie der Freiheit“ formuliert worden. Das folgende waren nur Exegesen dazu: 

 

Die "conditio sine qua non" einer menschenwürdigen Existenz ist die "Freiheit", verkünde ich leitmotivisch in meinem ihr gewidmeten Werk.

 

Doch "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" sind ebenso wichtig in einer "menschlichen Gesellschaft", wo jeder - nach Kants kategorischem Imperativ - die "Freiheit" und die Würde seiner Mitmenschen respektiert.

 

Als wir, mitten im Kalten Krieg, als die Welt noch deutlicher in Gut und Böse aufgeteilt war, aus den Gefängniszellen heraus die Lügenwelt der Kommunisten wie der kommunistischen Gaukeleien und Täuschungen bekämpften, glaubten wir "Dissidenten" noch an die Umsetzung dieser " zentralen Werte" zumindest in den westlichen Demokratien - im christlichen Abendland!

 

Heute scheint die "Welt der Lüge" auch auf die Demokratien des Westens "abzufärben", transportiert von fragwürdigen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, die beide Prinzipien - aus Naivität, Unwissenheit und politischer Dummheit -vermengen und damit den alten metaphysischen Dualismus zwischen Gut und Böse auflösen wollen.

 

Im dialektischen Kampf zwischen Licht und Finsternis glaubten sich die Kommunisten in Anknüpfung an Spartakus, an die Aufklärung und an die Ideale der Französischen Revolution auf der Seite des Lichts zu stehen.

 

Inzwischen fördern gerade sie den Obskurantismus und Mystizismus im Versuch, alles "unter den Teppich zu kehren" und die eigenen Verbrechen vergessen zu machen.

 

Das ist keine gute Basis für eine zukunftsweisende Vergangenheitsbewältigung.

 

"Täter" und "Opfer" sind auch ihrer verzerrten Perspektive nahezu gleichwertig –

 

damit sind wir, nach einem Nietzsche-Wort tatsächlich "Jenseits von Gut und Böse" angekommen.

 

Ob da eine neue "Morgenröte" wartet, auf die Nietzsche hoffte in einer neuen Moral?

 

Fazit: Die "Moral" geht unter, wenn der Wolf die Ethik des Schafs predigt.

 

Darüber sollten einige Leute nachdenken.

 

Der Glaube an "Freiheit", "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" hielt uns - wahrhaftige Christen und wackere Antikommunisten - damals aufrecht und im Leben.

 

Heute drohen Desillusion und Verzweiflung.

 

Die "Lüge" in vielen Formen ist auf dem Vormarsch, wird mächtiger, ja übermächtig ... und die Handelnden schweigen ... und sie handeln falsch.

 

Was, (Kommentatorin X), ist ein Leben ohne Wahrheit?

 

Ein "gewissenloses" Schwein mag damit Leben, aber nicht ein "Mensch"!


 

Mein schärfster Kritiker musste wieder eingreifen. Nachdem ihm Selbstkritik, Reue, Einkehr, Canossa-Gang und Entschuldigung die Würde und das freie Wort wieder ermöglicht hatten, merkte er am 17.08.2008, 14:30 Uhr noch einiges an an Ideen und guten Überlegungen, die unsere Moraldiskussion noch ein paar Punkte weiter brachte:

 

Mein Kommentar heute (2009):

 

Zur stilisierten „Freiheit“:

 

Mit der positiven Definition und Vorstellung der Freiheit verhält es ich wie mit den Gottesbeweisen und dem Gottesbegriff. Man hält an der Summe des Guten fest, weil man an das festhalten daran psychisch zugrunde gehen würde.

 

Die Freiheit ist für die Schmachtenden in der Zelle und im großen Gefängnis dahinter „eine regulative Idee“ im Sinne Nietzsches oder des Nietzsche-Interpreten und Existenzphilosophen Karl Jaspers.

 

Der Gefangene und Ohnmächtige in der maximalen Depriviertheit will den Bestand der Freiheit überhaupt nicht überprüfen, weil er sich durch das Dahinterblicken und Verifizieren, den Ast abschneiden würde, auf dem er sitzt und dank dessen er überlebt.

 

Der Verlust der Ideale – das wussten KZ-Häftlinge und Gulag-Insassen aus empirischer Beobachtung – führt in die Resignation und kommt dem Freitod gleich.

 

Wir befinden uns im Zustand der negativen „Umwertung aller Werte“, wenn wir es zulassen, dass „Wölfe die Ethik der Schafe predigen und diesen die Maximen ihres Handelns vorgeben“. Das funktioniert nur in der heuchlerischen Gesellschaft, in einem Staat mit morscher Sittlichkeit, der untergehen wird, weil er sich seiner moralischen Fundamente beraubt, indem er sich selbst belügt.

 

Der Zweck heiligt die Mittel, wenn – etwa über eine Notlüge – ein hoher Wert gerettet wird, nur dürfen die Mittel den Endzweck nie aufheben. Also sind unlautere Mittel nie gestattet, schon gar nicht im Rechtsstaat, der unglaubwürdig werden würde und seine Bürger in tiefe Krisen und Unglück stürzen würde.  

 

Am 17.08.2008, 16:39 Uhr eröffnete ich meine moralische Rechtfertigung mit einem Dichterwort, dass die Linken ihrer dunklen Zeit entgegengehalten hatten:

 

„Das Licht vom Himmel lässt sich nicht versprengen, / noch ist der Sonnenaufgang zu verhängen,/ mit Purpurmänteln oder dunklen Kutten“!

(Zitiert aus dem Gedächtnis)

 

Als Karl Marx und Friedrich Engels gerade dieses kraftvolle Lenau-Zitat aus den „Freien Albigenser-Dichtungen“ in ihre Zukunftsvision einbauten, wollten die beiden Klassiker der Kommunistischen Weltanschauung wohl damit andeuten, verehrte Dunkelmänner aus dem Verborgenen, die Dunkelheit der Nacht werde kaum über das helle Sonnenlicht des Tages triumphieren – oder die Lüge über die Wahrheit!

 

Ja, wir Opponenten waren damals naiv!

 

Doch naiv in Sinne der Definition Friedrich Schillers – und deshalb „natürlich“!

 

Bestärkt vom ewig Guten im Menschen und von der prästabilierten Harmonie im Kosmos und in der besten aller Welten glaubten wir Zwanzigjährigen damals daran, dass ein „elementares Menschenrecht“ ein Fundamentalrecht ist, das weltweit Gültigkeit hat und das dem dekadenten und moralisch degenerierten Staat entgegengehalten werden muss, während andere, ein paar Jahre reifer an Jahren und schon an der „Universität“ meinten, sich mit dem korrupten Staat „arrangieren“ zu müssen.

 

Das war einer der feinen Unterschiede zwischen uns.

 

Ich las Heine, Lenau, Nietzsche.

 

Die anderen lasen ... Celan – und verstanden ihn nicht.

 

Und sie lasen auch noch ... Bert Brecht, der ein Leben lang ein „Dissident“ und ein moralisch aufrechter Charakter gewesen war, - und sie verstanden seine Botschaft an die „Nachgeborenen“ wohl auch nicht. Menschen, schützt der Wissenschaft Licht ...nutzt es ... missbraucht es nicht …

 

Schauen wir einmal, was ihre „Wahrheit“ von damals wert ist, wenn sie durchleuchtet wird –

 

Die Röntgenstrahlen sind schon erfunden;

die gesamte Wissenschaft ist aufgerufen zu überprüfen, ob die damals erworbenen Meriten ausreichen, um Andersdenken im demokratischen Staat mit Anwälten und Gerichten zu drohen und Strauchelnde zu stoßen – und dies noch in Berufung auf „politische Integrität“ und Moral!

 

 

Eine Kommentatorin, deren Herz und Verstand ist fast schon erreicht hatte verwies mich und den anderen an den Bildschirmen am 17.08.2008 auf die vielen gewissenlosen Schweine auf der Welt mit dem Vermerk, wer nur die Wahrheit suchte, bleibe einsam.

 

Darauf antwortete ich ihr – seit fast zwei Jahrzehnten an einem Werk über „Einsamkeit und Melancholie seit der Antike“ arbeitend und deshalb mit der Materie gut vertraut – auch fast schon wehmütig und resignativ am 17.08.2008:

 

Lieber "einsam und allein" - bis zum letzten Gang, aber mit reinem Gewissen, als "mit Preis" unter den Fliegen des Marktes in Verstrickung in die Schuld.

 

Ich glaube, (Kommentatorin X), wir verstehen uns?

 

Seit fast zwei Jahrzehnten arbeite ich an einem Werk über "Einsamkeit und schöpferische Freiheit".

 

Großartige Menschen zogen es vor, sich ins Hinterstübchen zurückzuziehen, "frei" zu sein und für Wissenschaft und Kunst zu leben.

Epikur, Marc Aurel, Seneca, Augustinus, Meister Eckart, Petrarca, Montaigne, Leonardo da Vinci, Pico della Mirandola, Michelangelo, Rousseau, Goethe, Nietzsche, Lenau und viele andere gehörten in diese große Familie (der Melancholiker), viele Komponisten und Maler wie Vincent van Gogh - aber keiner dieser großen Menschen gab sein "Ethos" preis, denn der Verzicht auf "Wahrheit" bedeutet Untergang, auch im Künstlerischen.

 

Jeder Geist übermittelt eine "moralische Botschaft" an die Gesellschaft, aus der er sich zurückzieht.

 

Ihr Einsamen von heute, lehrt Nietzsche im "Zarathustra". Aus Euch soll einst ein Volk entstehen. Und aus ihm der Übermensch!

 

Nur ist der Übermensch Nietzsches nicht etwa der "homo novus" der realsozialistischen Gesellschaft, an den die verträumten Edelkommunisten im Banat der Ceausescu-Diktatur träumten.

 

 

Ich war müde geworden und hatte auch das Gefühl, die Diskussion sei an dieser Stelle am Ende angekommen. Einige Köpfe und Gehirne hatte ich mit meinen Argumenten erreicht, andere kaum. So war das im Leben, in Wissenschaft und Kunst.

 

Am 18.08.2008 erfolgte dann mein letztes Statement, das gleichzeitig zu einem provisorischen Schlusswort werden sollte, denn die Moraldiskussion ist noch längst nicht abgeschlossen, sie beginnt erst mit alle ihren „politischen“ Implikationen und „literaturhistorischen“ Konsequenzen.

 

Das Statement war noch einmal der moralischen Auseinandersetzung von Wahrheit und Lüge gewidmet. Und es sprach eine Idee an, die ich in der „Symphonie der Freiheit“ als großes Thema con variazioni gestaltet hatte, die Wahrheit der Lüge:

 

„Lügen haben kurze Beine – die Wahrheit hat keine“.

 

Das wahre Engagement in der Fälschung.

 

Mit diesen Worten überschreibt Herta Müller einen ihrer Essays über Geschichtsfälschung.

 

„ Es gibt Menschen, denen ich glaube, auch wenn sie keine Beweise haben. Es gibt Menschen, denen ich nicht glaube, auch wenn sie Beweise haben. Es gibt Menschen, denen ich nicht glaube, gerade weil sie Beweise haben.“

 

Soweit, so gut!

Aber wie halten Sie es mir der „Wahrheit“, Frau Müller?

 

Dürfen wir Ihnen glauben?

 

Haben sie immer und überall stets die „Wahrheit“ gesagt, nur die volle Wahrheit – und nichts als die Wahrheit?

 

Haben Sie der bundesdeutschen Öffentlichkeit, die Sie vielfach ehrte, nicht erhebliche Tatsachen verschwiegen, die mit Ihrem persönlichen Werdegang zusammenhängen?

 

Von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte und des Öffentlichen Lebens, die eine „moralische und politische Integrität“ für sich reklamieren, erwarten alle die volle Wahrheit.

 

Erst wenn alle Fragen beantwortet und alle Zweifel – etwa über eine fragwürdige Parteizugehörigkeit – ausgeräumt sind, interessieren Ihre schriftstellerischen Überlegungen zur Geschichtsfälschung der Kommunisten in Rumänien.

 

Der kritische Staatsbürger, der über öffentliche Preise wertet und ehrt, will nicht nur glauben: Er will wissen!

 

Die Kraft des Faktischen hat Priorität!

 

Klären Sie uns auf!

 

Es wird eine Grundsatzdiskussion geben, welchen Personenkreis dieses Land künftig fördern und ehren wird.

 

An dieser Stelle verstummte die Debatte im Online-„Kommentar“ der Siebenbürgischen Zeitung.

 

Vieles war angesprochen worden. Und keiner fühlte sich nach intensiven Diskussionen und Denkanstrengungen mehr verpflichtet, weiter zu machen. Das beharrliche Schweigen der Herta Müller war ein Faktum, das akzeptiert wurde.

 

Es war „meine“ Diskussion gewesen in die ich als „zweifelhafter Buhmann“ gestartet war und aus der ich nach durchgehaltenem Spießrutenlaufen nach zehn Tagen Dauerbeschuss lebendig, bestärkt und zuversichtlich wieder heraus kam.

 

Als Unbekannter war ich angetreten, als Gesichtsloser. Ja selbst als „suspekter Charakter“, der mit machiavellischen Mitteln operierte, um zu seinem Zweck zu gelangen, zu einem Ziel, das nicht jeden sogleich als ein altruistische und objektives erschien.

 

Jetzt, nach zehn Tagen intensiver Diskussion und Information, hatte ich ein „Gesicht“.

Selbst von jungen Leuten, die die Erfahrungen der Ceausescu-Diktatur nicht am eigenen Leib erdulden mussten, war verstanden worden, dass es mir in der gesamten Diskussion, die nur das offenlegte, was in der „Symphonie der Freiheit“ schon exponiert war, nicht um „Eigenprofilierung“ ging, auch nicht um das „Fertigmachen“ der Schriftstellerin Herta Müller im Erschüttern ihrer Glaubwürdigkeit, sondern um objektive Aufklärung vieler Fragen, hinter welchen jedes Einzelinteresse zurücktreten muss. 

 

Doch die Grundsatzdiskussion um moralische, politische und literaturhistorische Fragen im Zusammenhang mit dem Leben und Wirken von Herta Müller, meiner Personen und anderen sollte weitere Kreise ziehen und – über das „Forum“ der Siebenbürgischen Zeitung hinaus - weiter gehen und größere Dimensionen annehmen – von Bukarest bis nach Stockholm.

 

Am 27. August erläuterte ich meine Position im Verhältnis zu Herta Müller und Richard Wagner in einem ausführlichen Interview mit dem Radiosender Radio Transsilvania International.

 

Die Statements sind im Internet über Podcast abrufbar.

 

Dann griffen die beiden Zeitungen aus der Tauber-Region, die „Fränkischen Nachrichten“ und die „Tauber-Zeitung“ meinen Appell an Herta Müller wieder auf und thematisierten dort – journalistisch aufbereitet, etwas verkürzt zitiert und nicht ganz ausdifferenziert noch einmal all das, was ich gerne von Herta Müller erfahren hätte, um endgültige Klarheit zu erhalten, bis hinein in die innenpolitischen Implikationen der Materie, die sich seit der Preisverleihung des Konrad-Adenauer-Literaturpreises an die kontroversierte Herta Müller im Jahr 2004 zugespitzt hatte.

 

Meine einseitige „Kontroverse“ mit der immer noch schweigenden und jede Aussage verweigernden Herta Müller wurde bald darauf von der „Wikipedia-Gemeinschaft“ übernommen und fand Eingang in der Portrait der Schriftstellerin, was einige ihrer Fans und Verteidiger auf den Plan rief und eine neue Diskussion „Gibson versus Müller“ provozierte. Sie ist in vollständiger Breite und in allen Details auch heute noch im Internet nachzulesen.

 

 Wer sich eine eigene Meinung bilden will, kann die SbZ Kommentare lesen, auch die Paralleldiskussion im „Forum“ der SbZ, er kann das RTI- Interview mit mir zur „Symphonie der Freiheit“ anhören, er kann die Presseberichte zum Teil abrufen, die Wikipedia-Seiten und die Blog-Kommentare, die sich bis nach Schweden hinzogen und dort die Geister beschäftigen.

 

Einige Monate nach dem moralischen Entrüstungsaufschrei in ihrem Offenen Brief über die FR war ich etwas bekannter geworden.

Der lange in der Öffentlichkeit nicht mehr vernommene Name Carl Gibson wurde wieder gehört – ich war zurück, mit einem kleinen Paukenschlag, den ich nicht provoziert hatte, sondern der ganz allein auf Herta Müllers Vorpreschen zurückzuführen war.

 

Ihre Rücksichtslosigkeit, mit der sie um 1988, als die Presse sie indirekt zur „Dissidentin“ kürte, diese Position auch besetzte, ohne nach der Legitimität zu fragen und ohne zu bedenken, dass sie die wahren Dissidenten gegen das Ceausescu-Regime achtlos beiseiteschob, hatte mich seinerzeit schon in Staunen versetzt.

Jenes sozialdarwinistische, ellenbogenhafte Vorwärtsdrängen wie in einer überfüllten Straßenbahn im Berufsverkehr, irritierte mich nachhaltig, weil es einen gewissen „politischen Anstand“ vermissen ließ, noch mehr eine intellektuelle Redlichkeit, die sich vielleicht eingestellt hätte, wenn wissenschaftlich gründlich nach den Taten und Leistungen der wahren Widerstandskämpfer gefragt worden wäre.

 

Widerstandskämpfer handeln – und reden nicht so gern darüber, eben aus Anstand und manchmal falscher Bescheidenheit. „Anstand“ und „Bescheidenheit“, das waren die Tugenden, die unsere Ahnen im Banat kultiviert und an uns jüngere Nachfahren weiter gegeben hatten. Wenigstens in meiner Familie war da so.

 

Wenn später Pseudohelden und Trittbrettfahrer aller Art nach vollendeter Tat auftauchen und die Trophäen präsentieren, sind die wahren Heroen des Widerstands, die oft Namenlose sind und Namenlose bleiben, längst vergessen und dem Bewusstsein der Allgemeinheit für alle Zeiten entschwunden, wenn sie nicht doch noch durch ein Wunder wieder ans Licht gefördert werden.

 

Dieses maieutische ans Licht heben, diese s Lichten der Wahrheit, betrieb ich in der „Symphonie der Freiheit“ – und der Anstand und die falsche Bescheidenheit, die mich 1981-1984, als die UNO-Beschwerde gegen Ceausescu lief, davon abhielten zu klappern, marktschreierisch zu toben und die Aufmerksamkeit auf mich und meinen Widerstandskreis zu lenken, machte es mir schwer, über mich und meine Taten schreiben zu müssen.

Aber ist tat es schließlich doch, nach 30 Jahren kontinuierlichen Schweigens, weil mein Gewissen mich antrieb und ich nicht länger zusehen konnte, wie bestimmte Phänomene kursierten und wie die Lüge sich zur Wahrheit verkehrte.

 

Wir haben nur ein Leben, sagte ich mir damals, als ich die Opposition gegen die Kommunisten aufnahm.

Dieses eine Leben aber will ich – wenn schon nicht im Glück – dann wenigstens in Anstand und Würde verbringen.

 

Seitdem die „Symphonie der Freiheit“ gedruckt vorliegt und von Washington bis nach Sydney verbreitet ist, seitdem ihre Worte und Botschaften in Kommentaren, Foren und Blogs übers Internet in alle Welt vordringen, um überall von bewussten Geistern aufgenommen zu werden, fühl ich mich wieder wohler und den großen Ziel, einen Beitrag zur Wahrheitsfindung zu leisten, näher.

 

Original-Artikel und alle Kommentare zum Thema unter:

 


 

Heute, im Oktober 2012, ist der Erkenntnisstand ein anderer –

Herta Müller hat ihre Akte „Cristina“ eingesehen – wie ich meine Securitate-Opfer-Akte bei der CNSAS in Bukarest inzwischen einsah.

 
Die Diskussion ging vielfach weiter – auch auf diesem Blog. Viele Fragen sind weiterhin offen.

Wer mein Werk "Symphonie der Freiheit" aus materiellen Gründen nicht erwerben kann, der kann das Buch auszugsweise trotzdem lesen:

Google und das Internet machen es möglich, unter:

http://books.google.de/books?id=ykTjXDg8uycC&printsec=frontcover&dq=carl+gibson+symphonie+der+freiheit&source=bl&ots=uj9Z1AnzGy&sig=2QfvmREQUYtE-BmUnlAFwwpj7As&hl=de&ei=PYLvTJD1FtDxsgbI2f2DCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9&ved=0CEYQ6AEwCA#v=onepage&q&f=false

Wichtig ist, dass die Inhalte,
namentlich die Geschichte und Gründung der "freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger SLOMR" im Jahr 1979 in Bukarest und Temeschburg (Timisoara),
fast zwei Jahre vor "Solidarnosc" in Polen,
bekannt und diskutiert werden.



CG

Nachtrag (18. 1. 2911):

In der Zwischenzeit hat sich einiges geändert.

Der vom Verlag ins Internet gestellte "Auszug" aus meinem Werk "Symphonie der Freiheit" ist in dieser Form nicht mit mir abgestimmt.

Die Textpassagen sind willkürlich ausgewählt,
bestenfalls zufällig, aber keinesfalls "repräsentativ" für das Gesamtwerk,
dessen zweiter Teil ( Gegen den Strom) bereits im Herbst 2010 im gleichen Verlag hätte erscheinen müssen.

Nach dem Einblick in meine Securitate-Akte bei der CNSAS in Bukarest wäre eine
Neuauflage der "Symphonie der Freiheit"
angesagt, da teilweise neue Erkenntnisse, vor allem aber zahlreiche bisher noch unbekannte Daten und Fakten zum Oppositionsgeschehen während des Ceausescu-Kommunismus vorliegen.

Auch zu einer Neuauflage schweigt der Röll Verlag aus Dettelbach.




Buchbesprechung von Dieter Michelbach, in: Banater Post, November 2008.

Eine Variante dieses Artikels existiert auch unter: http://www.carlgibsongermany.wordpress.com/


Mehr zum Thema Kommunismus hier:

Carl Gibsons neues Buch

zur kommunistischen Diktatur in Rumänien -

über individuellen Widerstand in einem totalitären System.




Allein in der Revolte -

im Februar 2013 erschienen.

Das Oeuvre ist nunmehr komplett.
Alle Rechte für das Gesamtwerk liegen bei Carl Gibson.

Eine Neuauflage des Gesamtwerks wird angestrebt.


Carl Gibson

Buchrückseite




Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel

©Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.




 


©Carl Gibson

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