Sonntag, 19. August 2012

"Haltet den Dieb!" - "Enthüllung" oder gezielte Ablenkungsmanöver aus dem Securitate- und KP-Milieu?

"Haltet den Dieb!" -

Wie Wölfe unterm Schaffell zum Zweck gelangen! 

"Enthüllung" oder
gezielte Ablenkungsmanöver diverser Kreise aus dem Geheimdienst- und Kommunisten-Partei- Milieu?



Sollen falsche Fährten von den Verbrechen der tatsächlich Schuldigen ablenken,
wegführen?

Und geht es bei dieser Hetzjagd, wo potenzielle Denunzianten denunziert werden,
nur um "kleine Fische" oder tatsächlich auch um "große Fische"?

Diese Fragen stellte ich schon einmal, als im Juni 2009 ein "heißer Herbst" angekündigt wurde,
eine systematisch und von langer Hand geplante Hetz- und Treibjagd gegen ganz bestimmte informelle Mitarbeiter ( IM) der "Securitate" -
nach dem nicht ausgesprochenen Motto:

"Haltet den Dieb!"

Meine Argumente von damals sind heute immer noch aktuell.

Die Diskussionen überschneiden sich -
und die Flut der Information und Desinformation ist kaum noch zu verfolgen, auseinanderzuhalten bzw. zu kommentieren.
Selbst die Eingelesenen und Eingeweihten sind überfordert, allein schon vom Volumen des Materials her, das fast nicht mehr rezipiert werden kann.

Fakt ist:

In der kommunistischen Diktatur nach 1945 wurden Millionen Menschen bespitzelt -

ein Heer von offiziellen und inoffiziellen Mitarbeitern des rumänischen Geheimdienstes "Securitate" stand dafür bereit.
Ein ähnlich starkes Heer von informellen Mitarbeitern (IMs) wurde mit der Wiedervereinigung in die Bundesrepublik Deutschland übernommen -

soll jeder Einzelfall aufgearbeitet werden?

Foto: Carl Gibson

Mehr als 50 Menschen aus Temeschburg opferten ihr Leben im Kampf gegen den Kommunismus der Ceausescu-Diktatur.
Das Helden-Denkmal vor der Orthodoxen Kathedrale erinnert
an die blutige Revolution von 1989
mit über 1000 Toten landesweit.


Nur war nicht jeder, der im "Big-Brother-Staat" Ceausescus oder Honeckers bespitzelt wurde,
auch ein Andersdenkender,
ein Regimekritiker
oder gar ein aktiver Menschenrechtler und Dissident.
(Seit Stalins Paradigma hat das Bespitzeln der Nächsten Methode -
jeder Genosse ist a priori suspekt.
Ceausescus Kommunisten haben daran festgehalten).

Deshalb sollte in diesem Punkt genau "differenziert" werden:

Für die Öffentlichkeit interessant sind vor allem die faktisch und moralisch Verantwortlichen,
die "Großen Fische",
also jene Personen, die damals in die Zeitgeschichte gestaltend eingriffen
und die auch heute noch in anderer Position "aktiv" sind .

Weniger interessant hingegen sind die kleinen Zeitungsschreiber und Literaten von damals,
die zahlreichen "Voicus", "Gruias", "Sorins", die früher schon unbedeutend waren und es auch jetzt noch sind.

Trotzdem wird heute die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerade auf die "kleinen Fische" gelenkt,
vielleicht nur, um von den "Großen Fischen" abzulenken.

Die "großen Fische", die Verbrecher aus den Reihen der Securitate,
wurden seinerzeit direkt bekämpft;
doch nicht von kommunistischen Poeten mit Metaphern unter der Tarnkappe versteckt,
sondern in "offen geäußerter Regimekritik" von wenigen Bürgerrechtlern und Dissidenten -

in konkreter politischer Aktion.

(Die Dokumente, die meine Opposition zwischen 1976 bis 1979 in Rumänien und danach im westlichen "Exil" belegen, habe ich an dieser Stelle bereits veröffentlicht.)

Wer die Vergangenheitsaufarbeitungs- und -bewältigungsdiskussion seit Jahren kritisch verfolgt, dem wird das Ablenkungsmanöver, in welchem nie die "Schule der KP" angesprochen wird, nicht entgangen sein!

Fein aus allem raus sind diejenigen, die überhaupt keine Akte haben,
deren Akte unauffindbar ist,
deren Akte vernichtet ist -
Tabula rasa?
Mancher Securitate-Chef oder KP-Funktionär schaffte es, sein Dossier aus der Welt zu schaffen, bevor die Umwandlung zum Demokraten stattfand.

Heute wird man auch genauer hinsehen, wer enthüllt!
Und man wird sich fragen, weshalb?

Cui bono?

Soviel zunächst als grundsätzliche Vorbemerkung zu einer Diskussion, die noch lange nicht beendet sein wird.

"De omnibus dubitandum est", sagte Descartes.

Ja, an allem ist grundsätzlich zu zweifeln, gerade in dieser Materie,
wo selbst große Zeitungen wie die FAZ und DIE ZEIT gefährdet sind, f
alschen Spuren zu folgen und schrillen Vögeln auf den Leim zu gehen.

Der Instrumentalisierung sind Tür und Tor geöffnet, gerade wenn Dilettanten sich Themen widmen, die ihre Kompetenz weit überschreiten.


Wahrheit und Methode - Nachtrag (vom 16 Dezember 2010) –

Der gestern hier publizierte Beitrag zur "unendlichen Geschichte" Securitate & Co. kann heute schon weiter geschrieben werden.

Richard Wagner aus Berlin legt nach und veröffentlicht (nach meinen Erkenntnissen "erstmals" in der "Siebenbürgischen Zeitung" Dokumente, die die Identität des Securitate- Informanten "Moga" als Claus Stephani erhärten sollen.

http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/rumaenien/10659-claus-stephani-mircea-moga-moga.html


Faktisch dient das der Klärung der Vorwürfe gegen Claus Stephani, der sich angeblich mit einer verbreiteten Presserklärung zur Wehr setzt und weiter dementiert.

Meine Frage:

Wird da nicht das oben thematisierte Ablenkungsmanöver der wahren Securitate- Schurken weiter geführt, das Ablenken auf die "Kleinen Fische",
während die "Großen Fische", die Verantwortlichen aus den Machtzentralen der Securitate und ihres Auftraggebers RKP im Dunkeln bleiben und sich weiterhin der Verantwortung entziehen?

Zu bedenken ist darüber hinaus die Methode,
speziell die moralisch fragwürdige, ja rücksichtslose Vorgehensweise unautorisiert aus fremden Dossiers zu publizieren: -

Wohin wird das alles noch führen, wenn andere dem Beispiel folgen und selektiv aus anderen Akten das herausziehen und publik machen,
was ihren eigenen Interessen dient?

Wird das Schule machen?

Wie werden Herta Müller und Richard Wagner reagieren,
wenn andere aus der Akte "Cristina" zitieren und Dokumente veröffentlichen?

Solch ein Vorgehen ist sicher nicht im Interesse der Wissenschaft oder der rumänischen gauck-behörde CNSAS.

Hinzu kommt der "Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen" –

dazu veröffentlichte ich hier im Blog fast genauso hellseherisch wie dieses hier den Beitrag
"Keine Schonung für Spitzel der Stasi oder der Securitate"
mit dem Tenor, die wirklichen Verbrecher müssten ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.

Im Prinzip ist das richtig:

Doch wer sagt uns, wer tatsächlich Opfer oder Täter ist?

Wer sagt uns, ob der "lange Arm der Revolution und der Securitate" nicht doch subversiv weiter wirkt und dabei aus Opfern Täter macht oder gar aus Tätern Opfer?

Die Inquisitoren post festum müssen sich der Tatsache bewusst sein,
dass jeder angeblich Betroffene den Spieß auch umdrehen kann.

War IM "Moga" ein kleiner Fisch oder ein großer –
was war IM "Stein", das ist Büchner-Preisträger und Herta Müller-Inspirator Oskar Pastior?

Wer hat wem geschadet - in welchen Maßen?

Die Bundesrepublik hat viele Neubürger aufgenommen, IMs der Stasi und der Securitate, nebenberuflich und hauptberufliche.

Als ich in Rumänien opponierte, gefoltert wurde, in Haft saß, hätte ich es mir nie vorstellen können, nach Jahrzehnten einmal Tür an Tür mit Schergen des roten Totalitarismus leben zu müssen.

Die Wiedervereinigung Deutschlands hat vollendete Tatsachen geschaffen -
auch auf dem Gebiet der Integration von SED und RKP- Mitgliedern sowie von Mitarbeitern der ehemaligen Geheimdienste.

Das sind die Fakten.
Leider!

Wahre Aufklärung muss sein - aber nicht wild, nicht zufällig, sondern entweder "vor Gericht" formal juristisch
oder
im Rahmen einer wissenschaftlichen Konferenz, wo die Positionen beider Seiten miteinander konfrontiert werden können.

Bisher hört man immer nur eine Seite,
die Seite mit den Medienkontakten,
während andere resignieren oder einfach überfordert wegblicken.

In der "Siebenbürgischen Zeitung" habe ich meinem Kommentar noch folgende Bemerkung hinzu gefügt:

"P.S. Wie war das damals in Rumänien, Herr Wagner, als Sie seinerzeit West-Tourist Claus Stephani begegneten?

Sahen Sie in ihm bereits den System-Vertrauten, gar den Securitate-Spitzel oder nur den literarischen Rivalen aus Siebenbürgen, da sie doch selbst in die BRD reisen durften (1985) und ihre damalige Gattin Herta Müller sogar nach Paris (1984)?


Nachfrage an Richard Wagner:

Woher stammen diese Dokumente?

Aus welcher Akte?
Sind Sie bei der CNSAS als "Wissenschaftler" "akkreditiert?


Haben Sie alle Dokumente selbst eingesehen?"

Inzwischen hat Herr Hauser aus Bukarest für Richard Wagner in der SbZ geantwortet und mir mitgeteilt, dass der Aufklärer aus Berlin aus Arnold? Hausers Akte zitierte - "mit dem Segen der Familie", wie es hieß.

Wenn Wagner je wissenschaftlich gearbeitet hätte, dann müsste er wissen,
dass er die "Quelle" angeben muss, gerade in so wichtigen Fragen, wo es um Existenzen,
um Sein oder Nichtsein geht.

Doch das Wichtigste hat Richard Wagner ignoriert:

Wer so lange in der Rumänischen Kommunistischen Partei war wie er,
wer die Verbrechen eines totalitären System so lange tolerierte, wie er,
wer der real existierenden "sozialistischen" Gesellschaft Ceausescus noch 1978 den Persilschein ausstellte :


"hier ist alles in Ordnung"

wer so lange mit den roten Wölfen heulte,
der sollte nicht auf andere mit Steinen werfen!
Die Zauberlehrlinge machen munter weiter - ohne zu bedenken,
dass
der Krug so lange zum Brunnen geht,
bis er bricht.
Wichtig:
Foto: Monika Nickel

Die antikommunistische "Proklamation von Temeschburg" auf der Litfaßssäule erinnert an den Abschied von der allein selig machenden Weltanschauung der Marxisten, Leninisten und Stalinisten ...
und an manchen Wendehals, der über Nacht die Fronten wechselte.

Wenn wir die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit nur Kommunisten überlassen, dann wird es keine Aufarbeitung geben! Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Wer die Verlogenheit und das Täuschungshandwerk verinnerlicht hat, der wird weiter die Wahrheit verfälschen und im eigenen Interesse andere hinters Licht führen.
Der Bock darf nicht länger Gärtner sein und Täter nicht länger Opfer!
Copyright: Carl Gibson


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