Mittwoch, 15. August 2012

Vergangenheitsaufarbeitung in Bukarest - wie zuverlässig sind die Securitate-Opfer-Akten bei der CNSAS?

Zur Geschichte des Kommunismus in Rumänien:

Securitate- Dokumente aus der "Opfer Akte" des Oppositionellen Carl Gibson bei der CNSAS - zur Authentizität, Vollständigkeit, potenzieller Verfälschung durch die Securitatet sowie zum Aussagewert der noch vorhanden Schriftstücke - zum Teil repräsentativ für ähnlich gelagerte Fälle aus Opposition und Widerstand.

Original-Dokumente können wesentlich zur Vergangenheitsaufarbeitung beitragen.

So mancher informelle Mitarbeiter des kommunistischen Geheimdienstes "Securitate" hat inzwischen unter der erdrückenden Last veröffentlichter Dokumente eingeräumt, für die "Securitate" tätig gewesen zu sein.

Unliebsames oder Aussagen, die nicht in das aktuelle Image passen oder dem eigenen Mythos zuwiderlaufen, einfach als "gefälscht" abzutun, wird bei genauerer Betrachtung nicht funktionieren.

Wichtig:

In meiner Akte aus dem Zeitraum 1977 - 1981 sind nach meiner Einschätzung keine Dokumente zu finden, die nachträglichvon der "Securitate" eingefügt worden wären.

Das nachträgliche Fälschen von Dokumenten ist zwar denkbar und möglich, doch nicht wahrscheinlich.

Das "Verfälschen" von "historischer Wahrheit" erfolgt primär durch das

"Weglassen"und "Entfernen" von Dokumenten in den Akten, also durch systematisches "Säubern" bzw. durch das Tilgen (Eliminieren) von ganzen Dossiers.

Es ist bekannt, dass "Dossiers" sogar vollständig verschwanden.

Gerade Akten von Personen aus Politik und Wirtschaft, heute in Amt und Würden und seit dem Umsturz bzw. dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems im Ostblock  in einflussreichen Positionen, sind einfach unauffindbar.


Noch vor dem Einblick in die eigene Opfer-Akte habe ich wichtige Dokumente auf meiner Homepage veröffentlicht, u. a.
Urteil, Entlassungsschein aus dem Gefängnis etc. sowie Fotos vom Ort des Oppositionsgeschehens in Temeschburg im Banat, unter:

http://www.gibsonpr.de/

- Bilddokumentation.

An dieser Stelle präsentiere ich der interessierten Öffentlichkeit weitere Dokumente.

Der rumänische Text ( für viele Leser leider sprachlich nicht nachvollziehbar!) wird knapp erläutert.

(Zur Ansicht bitte das einzelne Dokument anklicken oder aufzoomen!)




In diesem zweiten Band, der nur einen Torso darstellt, fehlt die Dokumention meiner Aktivitäten im "rumänischen Exil",
namentlich die Vorgänge um die Beschwerde der ILO der UNO (Vereinte Nationen) über die CMT ( Confederation Mondial du Travail), wo ich 1981 als Auslandssprecher der unterdrückten SLOMR auftrat und als Hauptzeuge der ILO/CMT gegen die Regierung Ceausescus aussagte.

Die mehrsprachige Dokumentation ist auch heute noch im Internet abrufbar, unter:

http://webfusion.ilo.org/public/db/standards/normes/libsynd/LSGetParasByCase.cfm?PARA=2657&FILE=1066&hdroff=1&DISPLAY=CONCLUSION,BACKGROUND










In diesem Dokument wird beantragt, den im westlichen Exil seit 1979 staatsfeindlich aktiven Carl Gibson auf die Liste der "unerwüschten Personen" zu setzen.

Bezeichnend:

Der - sonst strikt vermiedene Begriff "SLOMR" für die freie Gewerkschaft rumänischer Arbeiter, die
ich in Temeschburg nach der Niederschlagung in Bukarest neu ins Leben rief, wird explizit erwähnt.

(Schließlich schrieb die "Securitate" an sich selbst - und konnte so "Klartext" reden.)

Ferner heißt es, ich  ( Carl Gibson) würde andere Ausreisewillige ermutigen und aufhetzen.
Typisch Securitate:

Der "Feind" kam immer aus dem Ausland - eine bequeme Art, das Versagen des sozialistischen Systems zu rechtfertigen

Ein Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Osteuropa war 1981 noch nicht absehbar.




Dem Antrag wird entsprochen -

Der Nichtdiplomat Carl Gibson wird zunächst für "5 Jahre" de facto zur "persona non grata" im Rumänien Ceausescus  - faktisch aber bis zur Rumänischen Revolution im Herbst 1989 und noch darüber hinaus, da die Kommunisten um den Altstalinisten Ion Iliescu als Präsident noch weitere 7 Jahre das politische Sagen hatten.

Mitglieder der SLOMR- Temeschburg, die nach ihrer Ausreise (ab 1979) versuchten,
ihre zurück gelassenen Verwandten im kommunistischen Rumänien zu besuchen,
wurden allesamt an der Grenze abgewiesen - bis 1989.


Da mir vielfach massiv seitens der Securitate gedroht worden war, unternahm ich nie den Versuch, nach Rumänien zu reisen.

Erst in diesem Jahr (2010) wurde die "Heimkehr ins Banat" möglich - nach mehr als 30 Jahren Abwesenheit.



Foto: Carl Gibson

Denkmal für die Opfer der antikommunistischen Revolution von 1989, die in Temeschburg ihren Anfang nahm.
Im Hintergrund die Oper. 


Copyright: Carl Gibson

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